Sein mit Leib und Seele - Band 04
ohne Zweifel Arbeit für uns beide. Das Gespräch von heute Morgen sei nur eine Formalität gewesen. Der Typ würde lediglich prüfen, ob wir auch wirklich ordnungsgemäß an der Uni eingeschrieben sind, und uns dann sofort anfangen lassen. Er fragt mich, wo ich wohne. Ich würde gerne „im Studentenwohnheim“ antworten, aber wenn das hier eine Fortsetzung haben sollte, wäre es vielleicht besser, ehrlich zu ihm zu sein. Ich erzähle ihm also von meinem Dienstmädchenzimmer und meinem mysteriösen Multimilliardär als Vermieter. Aber von dem kleinen Liebesabenteuer erzähle ich ihm nichts. Er meint, das höre sich alles wie aus einem Roman an, „ein bisschen klischeehaft“. Ich lache etwas gezwungen. Wenn er wüsste ...
Und dann muss er gehen.
„Gibst du mir deine Nummer?“
„Warum?“
Warum muss ich denn immer so aggressiv sein? Nicht alle Männer sind wie Charles Delmonte!
„Um noch mal einen Kaffee trinken zu gehen? Spazieren zu gehen? Ins Kino zu gehen? Was trinken zu gehen? Vielleicht mehr? Um leidenschaftlich im Regen rumzuknutschen? Zu streiten? Miteinander zu schlafen? Um zu heiraten? Die Kinder ins Ferienlager zu schicken? Familienessen zu organisieren ...“
„Ist ja schon gut, ich geb dir meine Nummer!“
Er bringt mich zum Lachen. Ich beschließe, zu Fuß nach Hause zu gehen, um über das spontane Rendez-vous nachzudenken. Mit einem normalen Jungen ausgehen. Eine Idee, die mir langsam gefällt. Mit einem normalen Jungen schlafen? Eine ganz neue Erfahrung. Ich versuche, mir uns beide zusammen vorzustellen. Wir wären wohl in seinem Studentenzimmer. Wir würden einen Film sehen und dann würde er mich am Hals küssen. Ich würde erst mal zurückschrecken und ihn dann auf den Mund küssen. Wir würden uns in fieberhafter Aufregung und ohne ein Wort zu sagen ausziehen. Ich stelle mir meine Hand auf seiner unbehaarten Brust vor, seinen Mund auf meinen Brüsten ... Wir würden uns auf dem Boden lieben, weil er keine Zeit gehabt hätte, das Schlafsofa auszuziehen ...
„Sie sehen aber ziemlich verträumt aus, Emma.“
Charles! Immer da, wenn man ihn am wenigsten erwartet.
„Ich habe jemanden kennengelernt. Und ich habe eine Arbeit gefunden.“
Das sollte ihm das Maul stopfen. Nur dass weder das eine noch das andere vollkommen der Wahrheit entspricht.
„Sehr gut. Ich freue mich für Sie“, sagt er und sieht mich mit den mysteriösen Augen eines klischeehaften Multimilliardärs an.
„Einen schönen Abend noch, Charles.“
Ich verschwinde in den Treppenaufgang, wo die Arbeiten mittlerweile abgeschlossen sind, und bin zufrieden damit, wie ich ihn da einfach auf den Aufzug wartend stehen ließ, allein.
5. Bildung
„Was? Du hast noch nie
Gefährliche Liebschaften
gelesen?“
Ich habe Manon noch nie dermaßen bestürzt gesehen. Scheinbar bin ich ein hoffnungsloser Fall, ich würde am liebsten vor Scham im Erdboden versinken.
„Hast du wenigstens den Film gesehen?“
Ich sehe in meine Handtasche, als wenn sich darin die Antwort finden würde.
„Glenn Close, John Malkovich ...?“
„Tut mir leid, ich ... Nein, das sagt mir nichts ...“
„Ich stehe unter Schock. Wirklich, Emma, ich bin baff.“
„Ist das so schlimm?“
„Ja.“
Ich krame in meiner Handtasche rum. Ich hätte nie gedacht, dass ich sie in einen solchen Zustand versetzen könnte. Dabei hatte der Tag so schön angefangen. Ein kleiner Kaffee in der Eckbar, etwas Geplaudere ... Bis wir über Charles reden und sie plötzlich, wer weiß warum, anfängt, mich Cécile zu nennen.
„De Volanges.“
Ich habe keine Ahnung, wer das ist. Ein Fehler. Ein sehr schwerwiegender. Wie kann ich den nur wieder gutmachen?
„Und wenn du mir einfach erzählst, worum es in dem Schinken geht?“
„Dem Schinken?“
Meine Güte, jetzt ist sie wirklich sauer. Ich hätte schwören können, ich würde Rauch aus ihrer Nase kommen sehen. Ich hätte losgelacht, wenn ich nicht starr vor Angst gewesen wäre. Manon hat ganz deutlich auch eine wirklich autoritäre Seite an sich.
„Dieser Schinken, wie du ihn nennst, ist ein verdammtes Meisterwerk. Ich werde dir bestimmt nicht einfach so erzählen, worum es darin geht. Du arbeitest momentan in der Bibliothek, da muss es dir doch möglich sein, es in die Finger zu bekommen und selbst zu lesen.“
Das stimmt. Ich könnte es sogar während meiner Arbeitszeit lesen. Wo wir gerade von der Arbeit reden ... Es wird Zeit, wieder in die Tiefen abzutauchen. Ich gebe meiner immer noch wütenden
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