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Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Titel: Sein Schmerz - Extrem (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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zu un­ge­dul­dig und reiz­bar er­wie­sen, um sie zu ler­nen. Sie saß da, starr­te ih­ren Sohn an, während er sein Es­sen ver­schlang, und frag­te sich, wie der Yogi je­mals zu ihm durch­drin­gen woll­te.
    Zwei Tage später ant­wor­te­te der Yogi.
    Me­la­nie hat­te die Hoff­nung schon bei­na­he auf­ge­ge­ben, und ihre Stim­mung hat­te sich wie­der ver­fins­tert. In den letzten 48 Stun­den war sie zwei-, drei­mal pro Stun­de zu ih­rem Com­pu­ter ge­rannt, um nach­zu­se­hen, ob Yogi Ar­jun­da auf ihre E-Mail rea­giert hat­te. Sie hat­te ge­ra­de das Früh­stück für Ja­son zu­be­rei­tet und zu­ge­se­hen, wie er es in der völ­li­gen Dun­kel­heit sei­nes Zim­mers auf­leck­te, und war auf dem Rück­weg in die Kü­che er­neut an ih­rem Com­pu­ter vor­bei­ge­gan­gen, als sie ge­se­hen hat­te, dass die Ant­wort auf ihre E-Mail ein­ge­trof­fen war.
    Ihre Hän­de zit­ter­ten, als sie den Cur­sor auf den klei­nen Brief­um­schlag des E-Mail-Icons be­weg­te und dop­pelklick­te. Sie quietsch­te wie ein Schul­mäd­chen, als die Nach­richt des Yo­gis auf dem Bild­schirm er­schi­en.
    Lie­be Mrs. Thomp­son,
    ich habe Ihr von Her­zen kom­men­des Schrei­ben mit großem In­ter­es­se ge­le­sen. Es tut mir sehr leid, wel­ches Un­glück Sie und Ihr Sohn er­fah­ren müs­sen. Er lei­det un­ter ei­ner sehr schwe­ren Er­kran­kung, die mir, zu­ge­ge­be­ner­maßen, noch nie zu­vor be­geg­net ist. Ich kann mir nur schwer vors­tel­len, was es für Ih­ren Sohn be­deu­ten muss, sein Le­ben lang nichts als Schmer­zen ge­kannt zu ha­ben – und was es für Sie be­deu­ten muss, hilf­los da­bei zu­se­hen zu müs­sen. Ich glau­be, dass es mei­ne von Gott ge­ge­be­ne Pflicht ist, Ih­nen und Ih­rem Sohn zu hel­fen. So­lan­ge er wei­ter­hin lei­det, wird mei­ne See­le kei­ne Ruhe fin­den, eben­so we­nig wie Ihre, da bin ich mir si­cher. Ich wer­de so­fort in ein Flug­zeug stei­gen und Sie be­su­chen. Wenn Sie es mir er­lau­ben wür­den, als Gast in Ih­rem Haus zu woh­nen, während ich ver­su­che, Ihr Kind aus sei­nem Elend zu er­lö­sen, wären Es­sen, ein Dach über dem Kopf und Ihre Gast­freund­schaft die ein­zi­ge Ver­gütung, die ich brau­che.
    In Frie­den,
    Yogi Ar­jun­da
    Me­la­nie las die E-Mail im­mer wie­der. Es war fast nicht zu glau­ben. Sie hat­ten be­reits Un­sum­men für so vie­le Spe­zia­lis­ten aus­ge­ge­ben. Es war ein­fach schwer zu glau­ben, dass die­ser Mann ih­nen völ­lig kos­ten­los hel­fen woll­te.
    Nicht kos­ten­los, er­in­ner­te sie sich wie­der. Er will Es­sen, ein Dach über dem Kopf und mei­ne »Gast­freund­schaft«. Ich fra­ge mich, warum er »Ihre Gast­freund­schaft« ge­schrie­ben hat und nicht »die Gast­freund­schaft Ih­rer Fa­mi­lie«.
    Wäre der Yogi kein hei­li­ger Mann ge­we­sen, hät­te sie die­se »Gast­freund­schaft« wo­mög­lich als se­xu­el­le Ge­fäl­lig­kei­ten in­ter­pre­tiert. Aber Me­la­nie war sich ziem­lich si­cher, dass alle Mön­che zö­li­ba­tär leb­ten – auch wenn sie nichts Ge­nau­e­res über den hin­duis­ti­schen Glau­ben wuss­te. Sie hat­te ja noch nicht ein­mal einen Be­weis da­für, dass er wirk­lich Hin­du war. Sie hat­te nur mit­ten in der Sen­dung den Fern­se­her ein­ge­schal­tet und nie wirk­lich ge­hört, wie er sag­te, wel­chem Glau­ben er an­ge­hör­te. Sie hat­te es auf­grund sei­ner oran­ge­nen Kut­te und sei­nes Ti­tels ein­fach an­ge­nom­men.
    Aber ist ein Yogi nicht ein Hin­du-Pries­ter oder -Mönch oder so? Sie war sich nicht si­cher. Ihre ein­zi­ge Er­fah­rung mit die­sem The­ma war eine Do­ku­men­ta­ti­on im Fern­se­hen, in der sich ein Hin­du-Pries­ter in eine win­zi­ge Kis­te ge­quetscht hat­te und un­ter Was­ser eine hal­be Stun­de lang die Luft an­hielt. Und Yogi Ar­jun­da war ge­nau­so ge­klei­det und gab sich auch ge­nau­so wie die­ser Schlan­gen­mensch.
    Viel­leicht sind Yo­gis ja wie christ­li­che Pries­ter und Pfar­rer und es gibt ver­schie­de­ne Glau­bens­ge­mein­schaf­ten und Sek­ten. Viel­leicht ist es ja nur ein an­ge­nom­me­ner Ti­tel, »selbst er­nannt«, wie man so schön sagt. Oder viel­leicht ist es auch eine ganz an­de­re Re­li­gi­on, bei der für die Pries­ter und Mön­che nur

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