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Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Titel: Sein Schmerz - Extrem (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Erleuchtung zu arbeiten. Zu Beginn erklärte der Text, dass sich alles im Universum aus Elektronen und Protonen zusammensetze, dass weniger als ein Tausendstel unserer Körper aus physischer Masse bestehe und dass der Rest nichts weiter sei als leerer Raum. Er beschrieb außerdem, dass wir Menschen ständig Elektronen und Protonen verlieren und wieder neu gewinnen: Jedes Mal, wenn wir mit etwas in Berührung kommen, übertragen wir ein Stück von uns selbst darauf und nehmen selbst ein wenig davon an. Wir tauschen sogar Elektronen mit weit entfernten Sternen aus. Der Text wurde noch seltsamer, als er behauptete, es bestehe kein sinnvoller Grund, warum wir nicht durch Wände oder den Fußboden gleiten sollten, da sich die meisten unserer Atome ohnehin durch die Objekte bewegen, mit denen wir in Kontakt kommen und nur die Ionen den Rest davon abhalten, dasselbe zu tun. Es überstieg Melanies Fassungsvermögen und sie verstand auch nicht, wie sich damit erklären ließ, dass ein Mann seine Brustwarzen mit einer Autobatterie verbinden oder seinen Penis mit einer Nähnadel durchbohren konnte – oder wie es ihrem Sohn helfen sollte, ein Leben aus Schmerz hinter sich zu lassen. Trotzdem las sie weiter.
    »Wir sind Teil aller Dinge. Unsere Individualität ist eine Illusion und diese Illusion verursacht unsere Verletzungen. Glauben Sie, der Mond, die Sonne und die Sterne fühlen Schmerzen? Wir sind das Universum, deshalb sollte uns nichts darin Schaden zufügen können. Ebenso wenig sollte etwas in unserem Inneren außerhalb unserer Kontrolle geraten. Nichts in unserem Körper kann uns wehtun. Wir sind uns eines Elektrons, das durch uns hindurchgleitet, nicht bewusst, deshalb bereitet es uns auch kein Unbehagen. Erst das Bewusstsein unseres Geistes verursacht uns Schmerzen. Die individuellen Illusionen, die unser Geist für uns schafft, lassen uns glauben, dass die Ganzheit unseres Körpers beeinträchtigt wird, wenn etwas in uns eindringt, aber in Wahrheit sind unsere Körper gar nicht ganz. Sie fließen und verändern sich ständig, wie das Wasser in einem Fluss, und unser Geist ist der Kanal, der bestimmt, welchen Weg dieser Fluss nimmt. Glauben Sie, ein Fluss zuckt zusammen, wenn Sie Steine auf ihm hüpfen lassen? Genau wie ein Elektron, das durch mich hindurchfließt, ohne dass ich es bemerke, weil es ein Teil von mir ist, so kann auch ein Messer, eine Kugel, Feuer und sogar Krebs ohne Schmerzen durch mich hindurchgleiten, weil auch sie ein Teil von mir sind.«
    Es war eine bizarre Predigt, aber in gewisser Weise ergab sie Sinn. Als Melanie auf den Link darunter klickte und das Streaming-Video abspielte, das zeigte, wie der Yogi ein Schwert durch seinen Bauch bohrte, bis es in seinem Rücken wieder austrat, ohne dass er auch nur einen Tropfen Blut vergossen oder das geringste Anzeichen des Unbehagens gezeigt hätte, und er es anschließend ohne den kleinsten Kratzer wieder herauszog, war Melanie überzeugt: Dies war der Mann, der ihrem Sohn helfen konnte.
    Es gab nur ein Problem: Wie sollte er seine Predigt und seine Lektionen vor einem Jungen abhalten, der noch nicht einmal seine Worte hören konnte, ohne entsetzliche Schmerzen zu leiden?
    Der Yogi traf am folgenden Tag ein.
    In natura war er sogar noch kleiner, als er im Fernsehen gewirkt hatte: nur etwas über 1,50 Meter. Seine Haut hatte die Farbe von sonnengebleichtem Ahorn und um seinen Mund und an den Augen war sie voller Lachfalten. Es sah aus, als sei seine Haut aus Leder. Seine Augen wirkten riesig in seinem winzigen Kopf, ihre Iris und Pupillen waren so weit, dass sie an den Rändern nur noch wenig Platz für das Weiße ließen. Melanie hatte das Gefühl, darin versinken zu können. Sie konnte ihr eigenes verzerrtes Spiegelbild auf seiner Netzhaut erkennen. Als sie genauer hinsah, hätte sie schwören können, dort auch die Spiegelbilder anderer Menschen zu sehen, so als hätten die Augen des Yogis ihre Reflexionen gefangen genommen und weigerten sich, sie wieder freizulassen. Sie wusste nicht, warum sie ihn für einen Asiaten gehalten hatte, als sie ihn in der Talkshow gesehen hatte. Jetzt sah er eher mediterran oder wie ein Inder aus, vielleicht auch wie ein Ägypter. Als er lächelte, entblößte er zwei Reihen makellos weißer Zähne. Aus irgendeinem Grund erschauderte Melanie bei dem Anblick und verschlang die Arme vor ihrer Brust. Irgendetwas an seinem Lächeln wirkte bedrohlich und gefährlich.
    Als er sprach, tat er dies in perfektem Englisch, ohne

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