Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
dessen größter Kummer der Verlust seiner Arbeit, einer Liebe oder auch eines geliebten Menschen ist? Diese emotionalen Schmerzen sind allesamt banal im Vergleich zu den sehr echten Qualen, die Ihr Kind erfährt. Können Sie das denn nicht verstehen?«
»Doch, ich glaube, das kann ich«, erwiderte Melanie und zog ihre Stirn in Falten, so als müsse sie etwas besonders Widerliches hinunterschlucken.
Diesmal sah das Lächeln des Yogis nicht ganz so bedrohlich aus, aber es war noch immer verstörend. Es lagen nach wie vor dasselbe übermäßige Selbstvertrauen und dieselbe Überlegenheit darin. Nur, dass Melanie es nun als das erkannte, was es war: aufgesetzt. Es war der beste Versuch des Yogis, mit einer Welt in Verbindung zu treten, mit der er sich nicht verbunden fühlte. Er war der Erleuchtete und alle anderen waren nichts als ignorante Wilde, die seine Hilfe brauchten. Es war, als sähe man etwas nicht ganz Menschlichem dabei zu, wie es versuchte, eine menschliche Regung nachzuahmen. Melanie erwiderte den Ausdruck mit ebenso falscher Begeisterung. Als Edward zurückkehrte, stürzte sie sich in seine Arme und drückte ihn so fest an sich, dass sie beinahe beide umgekippt wären.
»Ich liebe dich, Edward. Alles wird gut werden. Unserer Familie wird es bald gut gehen.«
Als Edward mit einem Lächeln auf sie hinunterblickte, war sein Ausdruck aufrichtig, ebenso wie die Tränen, die sich in seinen Augen bildeten.
»Würden Sie mir bitte ein Taxi rufen?«
»Wo wollen Sie denn hin?«
»Holen, was nötig ist.«
»Ich meine, was soll ich der Taxizentrale als Ihr Fahrtziel nennen?«
»Sagen Sie einfach, dass ich in die Stadt will. Einkaufen und Sightseeing.«
Edward sah den Mann ungläubig an.
»Warum muss bei Ihnen alles nur so verdammt geheimnisvoll sein? Scheiße, das wird allmählich wirklich lächerlich!«
»Edward! Würdest du dem Yogi bitte einfach ein Taxi rufen? Es ist doch für Jason.«
Edward fügte sich. Alle im Raum hatten gewusst, dass er es tun würde.
»Haben Sie das Geld bekommen?«
»Nein, ich habe die letzten 20 Minuten damit verbracht, nach einem Geldautomaten zu suchen, weil ich mal wieder was erleben wollte.«
»Edward!«
»Tut mir leid. Hier. Aber das ist alles so verdammt frustrierend. Er verbringt den ganzen Tag mit unserem Sohn und wir dürfen nicht mal erfahren, was er mit ihm macht. Wir dürfen unseren eigenen Sohn ja noch nicht mal sehen!«
»Ich danke Ihnen, Edward. Machen Sie sich keine Sorgen. Ihrem Sohn wird es schon sehr bald sehr gut gehen. Und dann haben Sie endlich die Familie, von der Sie schon geträumt haben, als er nur ein Funkeln in den Augen Ihrer Frau war.«
Eine halbe Stunde später war Arjunda auf dem Weg in Richtung Vegas Boulevard und Charleston Avenue. Als sie am hoch aufragenden Hotel Stratosphäre vorbeifuhren, reckte Arjunda nicht den Hals, um seinen Blick zur Spitze des Gebäudes hinaufwandern zu lassen, wie es jeder normale Tourist getan hätte um die Achterbahnen und anderen nervenaufreibenden Fahrgeschäfte zu bestaunen, die sich gefährlich auf dem Dach des Gebäudes erhoben. Sein Blick blieb weiter starr auf die Straße gerichtet.
»Wussten Sie, dass es da oben eine Achterbahn gibt? Sie haben eine Achterbahn, einen Freefall-Tower und dieses neue Teil, das aussieht wie eine Wippe, mit dem man über den Rand des Dachs schaukelt. Es ist das höchste Gebäude in Vegas und irgendein Genie ist auf die glorreiche Idee gekommen, dass es lustig wäre, die Leute zu Tode zu ängstigen. Können Sie sich das vorstellen?«
»Interessant«, erwiderte der Yogi, wandte seine Augen jedoch noch immer nicht ab, sondern studierte weiter das Getümmel auf den Straßen.
»Also, wo wollen Sie hin? Gibt’s irgendwas Bestimmtes, das Sie sehen wollen?«
»Bringen Sie mich dorthin, wo die Huren sind. Nicht die Crackhuren. Ich brauche eine saubere.«
Der Taxifahrer drehte sich um und betrachtete den kleinen Mann in der orangefarbenen Kutte von oben bis unten. Er war ein korpulenter Grieche mit buschigen Augenbrauen und dicken Unterarmen, die mit borstigen schwarzen Haaren übersät waren. Er sah aus wie Bluto aus den Popeye-Cartoons.
»Ich dachte, Sie wär’n so ’ne Art Mönch oder so was.«
»Die Hure ist nicht für mich. Sie ist für einen Freund.«
»Klingt trotzdem irgendwie verdreht.«
»Können Sie mir helfen?«
»Eine gute, saubere Hure?«
Der Yogi nickte.
»Das wird teuer. Hier unten kriegen Sie eine von den abgehalfterten Huren für 100 Dollar,
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