Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
würde mich als eine Art sexuelle Dienstleisterin bezeichnen.«
Edward und Melanie betrachteten die Frau eingängig.
»Eine sexuelle Dienstleisterin? Wollen Sie damit sagen, dass Sie eine Hure ist? Sie haben meinem Sohn eine Prostituierte besorgt?«
»Ich habe Ihrem Sohn besorgt, was er braucht. Im Moment leidet er und das ist alles, was er je erlebt hat. Er kann sich noch nicht einmal etwas anderes vorstellen. Er kann nicht begreifen, dass eine körperliche Erfahrung auch sehr angenehm sein kann, und solange das seine Wahrheit bleibt, wird er niemals eine neue finden. Also, sind Ihre moralischen Einwände stärker als die Liebe zu Ihrem Sohn?«
»Sie verdammtes Dreckschwein! Wie können Sie es wagen, uns so in die Ecke zu drängen?«
»Ich lege nur die Fakten dar, so klar ich kann, Edward. Ich wünschte, ich hätte Zeit, taktvoller zu sein und Sie fürsorglicher in dieser ganzen Sache zu begleiten, aber offen gestanden: Sie haben für mich hier nicht die höchste Priorität. Ihr Sohn macht momentan entsetzliche Entzugserscheinungen durch. Sie haben gehört, wie schmerzvoll diese Erfahrung sein kann. Stellen Sie sich nur mal vor, wie schrecklich es für einen Jungen sein muss, für den jede Empfindung Schmerz bedeutet. Vielleicht verstehen Sie ja nun, weshalb ich keine Zeit damit verschwenden kann, Sie in den Arm zu nehmen und zu trösten. Dafür haben Sie einander.«
»Er hat recht, Edward.«
Edward verdrehte die Augen.
»Wie immer, richtig? Okay, tun Sie, was Sie tun müssen.«
»Sie muss noch bezahlt werden.«
Das Callgirl ergriff das Wort. Ihre Stimme klang ruhig und professionell und passte zu ihrem geschäftsmäßigen Auftreten.
»Es sieht ganz so aus, als ob die Abwicklung hier eine Weile dauern könnte. Ich werde fürs Erste 500 akzeptieren. Sie können es Wohltätigkeit nennen. Aber dafür bekommen Sie nur etwa eine halbe Stunde. Alle weiteren 30 Minuten kosten noch mal 500 Dollar. Sind wir im Geschäft?«
Edward platzte der Geduldsfaden: »Verdammt, wenn Sie das als Wohltätigkeit bezeichnen, vielleicht sollte ich dann auch meinen Hintern verkaufen!«
Das Callgirl lächelte neckisch.
»Ich kenne einen Zuhälter, der auf Toy Boys spezialisiert ist. Ich bin mir sicher, dass er Sie unter seine Fittiche nimmt, wenn Sie Interesse haben. Sie müssten sich allerdings in Form bringen. Schwabbelige alte Kerle sind auf dem Markt zurzeit nicht so gefragt. Also, sind wir im Geschäft?«
Edwards Gesichtsfarbe wechselte von Rot zu Violett, als er zunächst seine Verlegenheit und dann seine Wut hinunterkämpfte. Melanie streckte ihre Hand aus und packte ihn am Arm, so als habe sie Angst, er könne sich auf die Frau stürzen. Der Yogi grinste und unterdrückte ein Kichern. Er fragte sich, wie ein so gewitztes, kluges Mädchen so tief hatte sinken können, dass sie sich ihren Lebensunterhalt als Hure verdienen musste. Noch eines der unendlichen Mysterien des Lebens.
»Sind Sie sicher, dass sie sauber ist? Sie wird meinem Jungen doch nicht irgendeine irre Krankheit als Andenken zurücklassen, oder?«, fragte Melanie ängstlich.
Sophia zeigte Edward und Melanie eine Karte, auf der etwa zehn verschiedene Krankheiten aufgeführt waren, auf die sie sich in dieser Woche hatte testen lassen, darunter auch AIDS, Herpes, Gonorrhoe, Syphilis, Chlamydien und Hepatitis A, B und C. Sämtliche Ergebnisse waren negativ. Die Karte war von einem Arzt unterschrieben.
»Ich lasse mich jede Woche testen. Ich hab viele Stammkunden und einige von ihnen sind ziemlich wohlhabend. Ein paar sind sogar richtig berühmt und alle sind verheiratet. Sie mit irgendeinem Virus zu ihren Frauen nach Hause zu schicken, wäre schlecht fürs Geschäft.
»Ein echter Profi, was? Na schön, hier ist Ihr Geld. Und jetzt gehen und tun Sie, was immer zur Hölle Sie auch tun.«
Edward reichte Sophia eine Handvoll Bargeld und wandte sich dann angewidert ab. Nun konnte er nicht mehr von sich sagen, dass er noch nie eine Prostituierte angeheuert hatte. Und da er nicht allzu viel über das Leben wusste, das seine Frau geführt hatte, bevor sie sich kennengelernt hatten, konnte er auch nicht mit absoluter Aufrichtigkeit sagen, dass er noch nie mit einer Prostituierten geschlafen hatte.
Melanie stand im Wohnzimmer, die Hände unter ihrem Doppelkinn gefaltet, als würde sie beten, und sah zu, wie der seltsame kleine Mönch eine Prostituierte durch den Flur in das Zimmer ihres minderjährigen Sohnes führte. Als sich die Zimmertür öffnete, hörte sie
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