Sein Todesjob in den Badlands
immer noch Blut daran.
Mit ein paar Schritten erreichte er die Tür, die in den Saloon führte. Als er sie aufriss, hielt er immer noch den Remington in der Faust. Es sah Tabakqualmwolken über den Köpfen der Männer schweben. Der Lärm war bis auf das Klavierspiel fast verstummt, und Lassiter wusste, dass nicht er es war, der ihn hatte verstummen lassen, sondern der Mann, den er verfolgte.
Seine Blicke glitten durch den Raum. Fast alle Tische waren besetzt. Die lange Theke wurde von einer Doppelreihe Männer belagert. Alle hatte sich zu ihm umgedreht und starrten ihn lauernd an.
Links von ihm ging es die Stufen zu einer Bühne hinauf. Ein schwerer samtblauer Vorhang hing von der Decke herab. Am anderen Ende der Bühne hockte ein schmächtiger Mann mit einer Nickelbrille vor einem Klavier. Er hatte die Hände auf den Tasten, spielte jedoch nicht mehr.
Ein Stuhl scharrte über den Holzboden. Lassiters Blick fiel auf einen breit grinsenden schwarzhaarigen Mann, der sich mit dem Stuhl zu ihm umgedreht hatte. Er war wie ein Spieler gekleidet mit seiner geblümten Weste und dem weißen Rüschenhemd, das am Kragen von einer Samtschleife zusammengehalten wurde. Er trug zwei Revolver mit hellen Elfenbeingriffen im Kreuzgurt und hatte beide Hände in der Nähe der Waffen.
Lassiter glaubte, eine Bewegung am Vorhang gesehen zu haben. Er hatte es aus den Augenwinkeln bemerkt, und als er genauer hinschaute, sah er den dünnen roten Faden, der unter dem Vorhang hervorsickerte und sich langsam einen Weg zur Kante der Bühne bahnte.
Hinter der Theke kam einer der Keeper hervor. Er hielt einen armlangen Knüppel in der Faust. Sein breites Gesicht war grimmig verzogen. Er wollte schnurstracks auf den großen Mann zu marschieren, doch ein Blick in die kalten Augen des Fremden ließ ihn zögern. Er blieb drei Schritte von ihm entfernt stehen und fragte kehlig: »Was haben Sie vor, Mister?«
Lassiter antwortete ihm nicht. Er spürte, dass sich die Härchen in seinem Nacken aufstellten, und er war sich in diesem Augenblick sicher, dass sich der Mann, den er verfolgt hatte, hinter dem Vorhang verbarg.
Der Kerl mit den beiden Revolvern lachte leise.
»Er sieht aus, als wäre er hinter jemandem her, Spike«, sagte er. Er grinste Lassiter breit an. »Stimmt’s, Mister?«
Lassiter beachtete ihn nicht, was das Grinsen des Mannes zum Ersterben brachte.
Er nickte zum Vorhang hin und sagte laut zu dem Keeper, dass jeder im Saloon es hörte: »Sie sollten die Bühne mal säubern, Spike. Da läuft Blut unter dem Vorhang hervor.« Im selben Moment, als er das sagte, wich er mit einem schnellen Schritt zurück.
Auf einmal war der Saloon von den Detonationen dumpfer Schüsse erfüllt. Lassiter sah, wie sich der Vorhang aufbauschte und plötzlich Löcher aufwies, durch die Pulverdampf fauchte. Wildes Gebrüll erfüllte den Saloon. Männer warfen sich von den Stühlen, um den Kugeln zu entgehen, die den Vorhang durchschlugen.
Lassiter hörte den Spieler kreischen. Er kniete auf dem Boden. Der linke Ärmel seines Hemdes hatte sich mit Blut vollgesogen. Dennoch hielt er auch in dieser Hand einen Revolver und begann schreiend wie ein Verrückter mit beiden Colts auf den Vorhang zu feuern.
Dann verstummten alle Geräusche. Während Lassiter den Vorhang nur aus den Augenwinkeln im Blick behielt und den Remington in Richtung des Spielers geschwenkt hatte, starrten die Männer im Saloon auf den schweren Samtvorhang, der langsam aus seiner Schiene gerissen wurde und in sich zusammenfiel. Dahinter erschien eine schwankende Gestalt. Lassiter brauchte den Stern an der Jacke nicht zu sehen. Die roten Haare und das sommersprossige Gesicht waren unverkennbar.
Der Marshal fiel mit dem Vorhang nach vorn, landete auf dem Gesicht und rührte sich nicht mehr.
Spike, der Keeper, näherte sich ihm und wollte ihn auf den Rücken drehen. Er schaffte es erst, als er die Hände des Rothaarigen aus dem schweren Samtstoff gelöst hatte. Dann wandte er sich zu dem Spieler um und sagte krächzend: »Du hast den Marshal umgenietet, Mickey.«
Der Spieler erhob sich schwankend.
»Niemand schießt ungestraft auf mich!«, zischte er. »Auch kein Sternträger! Es war Notwehr! Wenn ihr einem die Schuld geben wollt, dann haltet euch an ihn!« Seine Rechte wies mit dem Colt auf den großen Mann, der drauf und dran war, den Remington abzufeuern. Doch der Spieler senkte die Hand schnell wieder, drehte sich um und verließ taumelnd den Saloon.
Lassiter trat dichter an die
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