Sein Todesjob in den Badlands
Alle schwiegen verbissen.
Sie trugen keine Uniformen mehr, sondern Zivilkleidung. Jeder war für die kalten Nächte ausgerüstet und trug in Leinenbeuteln Proviant und in Ziegenledersäcken Wasser für eine Woche mit sich. Sämtliche Eisenteile wie Steigbügel, Gebissketten und Sattelteile waren durch Lederriemen ersetzt worden. Jeder der Reiter trug vier Lederschuhe für sein Pferd bei sich, die der Sattler in den zwei Stunden mit seinen Gehilfen genäht hatte. Das einzige Eisen, das sie bei sich trugen, waren ihre Gewehre und Revolver und die dazugehörigen Patronen.
Der Sergeant hatte sie ihm noch im Käfig vorgestellt. Ihr Anführer bei der Unterschlagung des Proviantwagens war Corporal Jake McFadden gewesen. Die anderen fünf waren einfache Soldaten, die noch nicht länger als ein Jahr bei der Armee waren. Ihre Namen waren Jim Andino, Dan Chase, Jock Atkinson, Mike Bassett und Terry Holbrook.
Es hatte nicht viel Überredungskunst bedurft. Jeder von ihnen wusste, dass es eine einmalige Chance für sie war, dem Teufel oder dem Tod noch einmal von der Schippe zu hüpfen.
Der Sergeant hatte ihm gesagt, dass sie eigentlich keine üblen Kerle, sondern nur das eine Mal der großen Versuchung erlegen wären.
Nun, es würde sich erst noch erweisen, was sie taugten, wenn sie die Geister-Sioux aufgespürt hatten.
Lassiter dachte an Jenny. Sie hatte es kaum glauben können, als er ihr die tausend Dollar in die Hand gedrückt hatte. Mit dem Geld würde sie irgendwo in Texas oder auch woanders einen kleinen Laden aufmachen können, der ihr ein vernünftiges Auskommen garantierte. Er hatte sie noch zur Postkutsche bringen wollen, die gerade von Deadwood her kommend ihren Wag nach Fort Pierre am Missouri hatten fortsetzen wollen, doch sie hatte sich geweigert. Sie wollte auf ihn warten, bis er von seinem Ritt in die Badlands zurückgekehrt war.
Aaron Goldsmith hatte er nicht mehr aufgesucht. Was hätte er ihm erzählen sollen? Er konnte nur hoffen, dass der Anwalt nicht nach Deadwood fuhr und dort auf eigene Faust gegen Barney Donovan ermittelte, denn das würde seinen sicheren Tod bedeuten.
Kurz vor ihrem Abritt war der blonde Junge mit dem Stern an der Weste beim Magazin aufgetaucht und hatte Lassiter zwingen wollen, ihn zum Marshal’s Office zu folgen, wo er seine Aussage über die Ereignisse in Saloon zu Protokoll geben sollte.
Major Travis hatte ihn zum Teufel gejagt.
Lassiter war sich nicht klar über den Jungen. Es war immerhin möglich, dass auch er auf der Lohnliste von Mister Barney Donovan stand und an dem Waffenschmuggel beteiligt war. Es gab zwar noch keinen Beweis, dass der tote Marshal Mike O’Nelly Donovans Mann war, aber warum sonst hatte er versucht, ihn auszuschalten?
Lassiter schüttelte die Gedanken daran ab. Er wusste, dass er sich auf das konzentrieren musste, was vor ihm lag, denn der Tod würde in den nächsten Tagen unsichtbar an ihrer Seite reiten.
Sie hatten den in der Luft hängenden Brandgeruch schon in der Nase, noch bevor sie den Hügel überquert hatten, von dessen Kuppe aus sie die kleine Pferderanch der Shepherds vor sich liegen sehen würden.
Eine halbe Stunde später hatten sie die immer noch qualmenden verkohlten Trümmer der Hütte erreicht. Lassiter ließ die Männer im Schutz des hohen Buschgürtels absitzen und eine Rast einlegen, während er herumritt und die Fährten betrachtete, die von der brandschatzenden Bande hinterlassen worden waren.
Er war froh, dass Jenny Shepherd in Sicherheit war. Der Gedanke, was ihr von dieser Mörderbande angetan worden wäre, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.
Die kaum verwischte Fährte führte auf demselben Weg wieder zurück, auf der die Bande hierher gekommen war, und verlor sich dort, wo das zerrissene Felsgewirr der Badlands begann.
Als er zurückkehrte, blickten ihm die Männer stumm entgegen.
»Wir reiten weiter«, sagte er. »Wir müssen uns einen Platz zwischen den Felsschluchten suchen, von wo aus wir die Patrouille im Auge behalten können, wenn sie in die Badlands eindringt.« Er blickte von einem zum anderen und grinste schmal. »Alles in Ordnung mit euch?«, fragte er. »Oder geht jemandem die Muffe und möchte lieber die sechs Jahre in Leavenworth absitzen?«
Sie schwiegen und starrten verbissen an ihm vorbei. Nur Corporal McFadden sagte nach einer Weile: »Wenn du uns weiterhin die Ohren vollquatschst, werde ich es mir noch mal überlegen, Langer.«
»Ich werde mich zurückhalten, McFadden, ich will
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