Sein Wille geschehe (German Edition)
sofort erbötig und trat arglos auf ihn zu. Sowie er vor ihm stand, holte Jamie plötzlich aus und schlug ihm mit dem Handrücken dermaßen hart ins Gesicht, dass Henry haltlos nach hinten taumelte. Doch schon einen Augenblick später richtete er sich leichenblass wieder auf und wischte sich einem Reflex folgend das Blut fort, das durch den jähen Hieb aus seinem Mundwinkel quoll.
»Hast du eventuell vergessen, was du bist ?« , fragte Jamie gereizt. In seinen Augen flackerte es gefährlich auf .
Henrys Adamsapfel bewegte sich nervös auf und ab. Wie betäubt starrte er zu Boden und antwortete : » Das würde ich niemals wagen , Herr . «
» Dann s ag es. Sag mir, was du bist , verflucht ! « , brauste Jamie zornig auf .
Henry schluckte und würgte mit zitternder Stimme hervor : » E in Sklave, Herr .«
» Wie erfreulich, e r erinnert sich «, knurrte Jamie verächtlich und fi xierte seinen Diener mit zusammengezogenen Brauen. » Mir scheint, du benötigst dringend mal wieder ein paar Erziehungseinheiten . Und nun e rzähl mir etwas über Befehle, Sklave . «
Henry leckte sich fahrig mit der Zunge über seine Wunde und murmelte fügsam : » Ein Sklave hat jedem Befehl seines Herrn wi derspruchslos Folge zu leisten . «
»Und was geschieht, falls er es nicht tut ?«
»Er wird bestraft .«
»Auf welche Weise?«
»Mit Schlägen ?« , vermutete Henry nervös .
»Sieh mal einer an«, feixte Jamie spöttisch, » gut auswendig gelernt. Nur an der Ausführung ha pert es noch ein bisschen, wie?«
Henry hob unmerklich den Kopf, vermied es aber, seinen Herrn dabei anzusehen. » Ich verstehe nicht, was du meinst.«
» Zweifellos , denn sonst wäre dir ein solche r Fehler wohl kaum unterlaufen .« Für den Bruchteil einer Sekunde ballte er die Hände zu Fäusten und ließ geräuschvoll seine Fingergelenke knacken . » Da du offenbar nicht die geringste Ahnung hast, wovon ich spreche, werde ich dir mal ein bisschen auf d ie Sprünge helfen .« Er fing an , vor dem jungen Diener auf- und abzulaufen, während dieser reglos auf der Stelle verharrte und nur gelegentlich zurückwich , sobald Jamie ihm zu nahe kam.
»Hatt e ich dir , bevor ich zum Flughafen fuhr , nicht a usdrücklich verboten, mich in Gegenwart des Mädchens mit »Herr« anzusprechen und dir befohlen, dich bi s auf Widerruf daran zu halten ?« Henry nick te stumm. »Ich höre nichts!« , brauste Jamie ungeduldig auf.
»Ja« , antwortete Henry kaum hörbar.
» Und warum hast du es dennoch getan?«
Auf der Stirn des Dieners bil deten sich kleine Schweißperlen, und er erklärte bebend : » Ich woll te vermeiden, dass du mich für respektlos hältst .«
Jamie wandte sich mit einer ruckartigen Bewegung um und packte den Sklaven beim Kragen.
»I beg you , Master, no more blows , please !« , verfiel Henry angster füll t in seine Muttersprache und hob schützend die Hände vor sein Gesicht .
»Statt dich nur zu schlagen, sollte ich dir das komplette Fell über die Ohren zie hen« , ließ Jamie grimmig verlauten , » oder dich umgehend wieder an Damian verkaufen . Bei einem Herrn wie ihm hättest du nicht so viel Nachsicht wie bei mir zu erwarten .«
Henr y riss entsetzt die Augen auf. » Nein , tu mir das nicht an !« , bettelte er. » Lieber sterbe ich, als zurück zu Damian zu gehen !«
» Dann verhalte dich dementsprechend, und hör auf, leichtfertig mit deinem Schicksal zu spielen«, entgegnete Jamie kalt. » Ich erwarte wahrhaftig nicht viel von dir. Also bemühe dich gefälligst ,
dem Wenigen zu gehorchen .«
Henry bejahte zerknirscht und wollte wie gewohnt ein »Herr« hinzufügen, biss sich jedoch im letzten Moment auf die Zunge.
»Ach, und - Henry?«
Der Diener drehte sich erwartungsvoll zu Jamie um. »Ja?«
» Von nun an darfst du mich wieder ungestraft als deinen Master ansprechen .«
Trotz der Prügel, die er gerade von Jamie bezogen hatte, huschte ein zufriedenes Lächeln ü ber Henrys blutverschmiertes Gesicht .
»Danke, Herr« , murmelte er ebenso ehrfurchtsvoll wie stolz und überließ Jamie seinen Gedanken.
11
Hinter Lena lag eine unruhige Nacht. Die Vorkommnisse des vergangenen Abends waren ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen und hatten ihr schier endlose Stunden voll w üste r Träume beschert. Zu Beginn der Morgendämmerung ergab sie sich schließlich ihrer Schlaflosigkeit und rollte sich ächzend aus dem Bett . Sie fühlte sich wie g erädert und steuerte auf der Suche nach einem starken
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