Sein Wille geschehe (German Edition)
Kaffee zielstrebig den Raum an, aus dem es verdächtig nach Frühstück duftete . Erstaunt fiel ihr Blick auf den bereits vollständig bekleideten Jamie , der am Tisch saß und Tee aus einer weißen Porzellantasse trank . Als er sie kommen sah, beugte er sich herab und übergab ihr eine prall gefüllte Tüte . Lena sah ihn fragend an.
» I n Anbetracht deiner spärlichen Garderobe und des grauenhaften englischen Wetters habe ich mir erlaubt, dir etwas zum Anziehen zu be sorgen « , erklärte Jamie achselzuckend. Verdutzt er griff Lena die edel wirkende Papiertasche, schaute neugierig hinein und zog einen hi mbeerfarbenen Pullover hervor.
» Das hast du ausge sucht ?« , zweifelte sie ungläubig und legte das Shirt prüfend an ihrem Oberkörper. Er schien perfekt zu passen. » Wie konntest du sicher sein , dass es mir ge fällt ?«
» Wer sagt, dass ich dabei auch nur einen Moment an deine Wünsche gedacht habe ?« , drehte Jamie den Spieß um. » Ic h kaufe nur , was
meinem Geschmack entspricht .«
Lena verkniff sich den bissigen Kommentar, der ihr auf der Zunge lag und förderte zwei dunkle Jeans, mehrere dünne Shirts und Pullover in verschiedenen Farben sowie Unterwäsche und Socken zutage. Überrascht musste sie sich eingestehen, dass es an Jamies Auswahl nichts zu bemängeln gab .
Jamie stellte seine Tasse beiseite und sagte: » Zieh dir irgendwas davon an, und komm dann in mein Arbeitszim mer . « Auf jede weitere Erklärung verzichtend erhob er sich und verließ die Küche. Lena s Müdigkeit war m it einem Schlag wie weggeblasen, und sie b eschloss, seinen Anweisung en umgehend zu folgen. Anschließend hielt sie nach Henry Ausschau und fand ihn in der Küche .
» Oh, Henry, v ielleicht könnten S ie mir z eigen, wo Mr. MacAlisters Arbeitszimmer ist .« Der Di e ner drehte sich zu ihr um , und Lena erstarrte unwillkürlich . Die Lippe des Butlers und ein Teil seiner linken Wange waren stark angeschwollen und leicht bläulich ver färbt. » Großer Gott! Was ist Ihnen denn zugesto ßen?« , entfuhr es ihr bestürzt .
» Das gleiche, was zukünftig vermutlich auch Ihnen passieren wird, wenn Sie eine n Befehl Ihres neuen Herrn missachten« , antwortete Henry ohne mit der Wimper zu zucken. Mit großer Genugtuung beobachtete er Lenas Reaktion, die wie angewurzelt vor ihm stand .
» Sie wollen mir allen Ernstes weismachen , da ss Jamie Ihnen das angetan hat ?«
Henry nickte bestätigend. »Und diesmal - das können Sie mir glau ben - war er noch ausgesprochen gnädig. «
Lena schüttelte entgegen dem, w as sie sah, den Kopf. » Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er zu so etwas fähig ist .«
Henry schnaubte verächtlich. » Sie haben ja keine Ahnung, Lady! Wenn ich Ihnen auch nur ansatzweise etwas über James Kendrick MacAlisters wahres Ich erzählen würde, stünden Ihnen vor Grauen die Haare zu Berge . «
» Wo llen Sie mir etwa Angst machen ?« , fragte Lena verärgert.
»Volltreffer«, erwiderte Henry zynisch. »Obwohl … wenn ich es recht bedenke, ist es eigentlich völlig unnötig. Er wird das
ziemlich schnell selbst besor gen .«
» Warum behaupten Sie solche schrecklichen Dinge?«
H enrys Miene verfinsterte sich. » Weil dieser Mann unglaublich gefährlich ist, auch wenn Sie das ver mutlich nicht wahrhaben wollen .« Er stellte sich absichtlich so, dass Lena einen noch besseren Blick auf seine geschwollene Lippe hatte.
S ie wandte sich angewidert ab. » Kann es sein, dass Sie mir das alles nur erzählen, weil Sie mich loswerden wollen ?«
Doch Henry zuckte nu r beiläufig mit den Schultern. » Ich möchte Sie lediglich davor warnen, MacAlister bedenkenlos Ihr Leben anzuvertrauen, denn genau das wird er fordern und noch vieles mehr; Dinge, die Sie sich in Ihren kühnsten Träumen nicht vorzustellen wagen. In dieser Beziehung ist er sehr phantasievoll. Der Besitz von James Kendrick MacAlister zu s ein heißt, diesem Mann seine Seele auszuliefern – ein Umstand, der einen schnell zerbrechen lassen kann, wenn man nicht auf passt.« Er hob das Tablett mit dem Geschirr hoch und setzte sich in Bewegung. » Aber e igentlich wollten Sie ja nur den Weg zu seinem Arbeitszimmer wissen, nicht wahr? Nun , dann kommen Sie mal mit .«
*
Vor Jamies Büro überließ Henry Lena sich selbst. Noch un schlüssig, ob sie, nach alldem, was sie soeben erfahren hatte, tatsächlich hineingehen sollte, blieb sie vor der schweren Tür stehen und horchte angestrengt auf etwaige
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