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Seine Exzellenz Eugène Rougon

Seine Exzellenz Eugène Rougon

Titel: Seine Exzellenz Eugène Rougon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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der
heiligen Familie alle Wertsachen, die leicht zu verbergen waren,
nach dem Kloster geschafft haben. Drei Tage später sprachen sie
nicht mehr von der Magd und behaupteten, dieNonnen selbst hätten ihr Haus geplündert. Es rief in
der Stadt ein ungeheures Ärgernis hervor. Allein der
Polizeikommissar weigerte sich, das Kloster zu durchsuchen, als auf
einen einfachen Brief der Charbonnels hin Rougon dem Präfekten
telegraphierte, er solle sofort die nötigen Weisungen zur
Durchführung einer Haussuchung bei den frommen Schwestern
erteilen.
    »Jawohl, eine Haussuchung; so stand es buchstäblich in der
Depesche«, schloß Herr von Plouguern. »Ein Kommissar und zwei
Gendarmen kehrten im Kloster alles von unterst zu oberst, und das
währte fünf Stunden. Die Gendarmen bestanden darauf, alles zu
durchwühlen … Denken Sie sich, daß sie sogar in die Strohsäcke
der Nonnen ihre Nasen steckten.«
    »In die Strohsäcke der Nonnen! Das ist unwürdig!« rief Frau
Bouchard entrüstet.
    »Man muß aller Religion bar sein, um solches zu tun«, erklärte
der Oberst.
    »Was wollen Sie? Rougon hat nie gebetet!« seufzte Frau Gorreur.
»Oft genug habe ich den vergeblichen Versuch gemacht, ihn mit Gott
zu versöhnen.«
    Herr Bouchard und Herr Bejuin schüttelten mit verzweifelter
Miene den Kopf, als hätten sie von einer sozialen Katastrophe
vernommen, die sie an der menschlichen Vernunft verzweifeln ließ.
Herr Kahn fragte, wobei er heftig seinen Backenbart strich:
    »Natürlich hat man bei den Nonnen nichts gefunden?«
    »Gar nichts«, erwiderte Herr von Plouguern.
    Dann fügte er raschen Tones hinzu:
    »Eine silberne Schüssel, glaube ich, zwei Becher, ein Gestell
für Essig und Öl, kurz: lauter Kleinigkeiten, die der ehrwürdige
Verblichene, ein Greis von großer Frömmigkeit, den Schwestern zum
Geschenk gemacht hat, um sie für diegroße
Sorgfalt zu belohnen, mit der sie ihn während seiner langen
Krankheit gepflegt hatten.«
    »Ja, ja, offenbar«, murmelten die anderen.
    Der Senator verweilte nicht länger bei dieser Sache. Sehr
langsamen Tones und jeden Satz mit einem leisen Ineinanderschlagen
der Hände begleitend, fuhr er fort:
    »Die Bedeutung der Handlungsweise liegt anderswo. Es handelt
sich um die Achtung, die man einem Kloster schuldet, einem jener
heiligen Orte, wo alle Tugenden Zuflucht gesucht haben, die aus
unserer gottlosen Gesellschaft verbannt sind. Wie will man
verlangen, daß die Massen religiös seien, wenn solche Angriffe auf
die Religion von so hoher Stelle ausgehen? Rougon hat eine
Heiligtumsschändung begangen, die er zu verantworten hat … Die
gute Gesellschaft in Faverolles ist denn auch außer sich.
Monseigneur Rochart, der ausgezeichnete Prälat, der den frommen
Schwestern immer eine ganz besondere Zuneigung bekundet hat, ist
auch sogleich nach Paris abgereist, um Gerechtigkeit zu fordern.
Anderseits war man heute im Senat sehr erregt; auf die wenigen
Angaben hin, die ich zu machen in der Lage war, wollte man die
Angelegenheit zur Sprache bringen. Die Kaiserin selbst
endlich … «
    Alle reckten die Hälse.
    »Jawohl, die Kaiserin hat diesen beklagenswerten Vorfall von
Frau von Llorentz erfahren, die ihn von unserem Freunde La
Rouquette weiß, dem ich ihn erzählt habe. Ihre Majestät hat
ausgerufen: ›Herr Rougon ist nicht mehr würdig, im Namen
Frankreichs zu sprechen!‹«
    »Sehr gut«, sagten alle.
    An jenem Donnerstag war dies bis ein Uhr nach Mitternacht der
einzige Gegenstand der Unterhaltung. Clorinde hatte nicht den Mund
geöffnet. Bei den ersten Worten des Herrn von Plouguern hatte sie
sich ein wenig bleich und mit gespitzten
Lippen auf ihrem Diwan zurückgelegt. Dann bekreuzte sie sich
dreimal hastig, ohne daß man es sah, gleichsam um dem Himmel für
eine längst erbetene Gnade zu danken.
    Während der Erzählung von der Haussuchung im Kloster fuchtelte
sie mit dar Wut einer Eifernden mit den Händen. Allmählich war sie
sehr rot geworden. In die Luft starrend, versank sie in ernstes
Brüten.
    Während die anderen weiter über den Gegenstand sprachen, näherte
sich Herr von Plouguern der jungen Frau, schob eine Hand an den
Saum ihres Leibchens, um vertraulich ihren Busen zu kneifen. Mit
einem spöttischen Kichern in dem freien Tone eines großen Herrn,
der alles gesehen und alles erfahren, flüsterte er Clorinden ins
Ohr:
    »Er hat an den lieben Herrgott zu rühren gewagt, er ist
geliefert.«

Kapitel 13
     
    Rougon hörte acht Tage hindurch ein immer wachsendes Geschrei
rings um

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