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Seine Exzellenz Eugène Rougon

Seine Exzellenz Eugène Rougon

Titel: Seine Exzellenz Eugène Rougon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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sie fingen endlich an, ihn zu
beunruhigen. Was mochte Gilquin komisch finden? Seitdem er den
einstigen Handlungsreisenden mit dunkeln und verwickelten
Angelegenheiten beauftragt hatte, sah er ihn regelmäßig einmal
wöchentlich des Abends; niemals war er des Morgens gekommen. Es
handelte sich also um etwas Außerordentliches. Als er mit seinen
Vermutungen zu Ende war, entschloß er sich, von einer Ungeduld
ergriffen, die er selbst lächerlich fand, auszugehen, um womöglich
Gilquin noch vor dem Abend zu treffen.
    »Irgendeine Saufboldgeschichte!« dachte er, indem er die
Elyseischen Felder hinabging. »Aber ich bin schließlich
beruhigt.«
    Er ging zu Fuße der Vorschrift seines Arztes gemäß. Es war ein
schöner, klarer, sonniger Januartag. Gilquin wohnte nicht mehr in
der Passage Guttin zu Batignolles. Auf seiner Karte stand zu lesen:
Guirardestraße, Vorstadt St.-Germain.
    Es kostete Rougon viele Mühe, diese abscheulich schmutzige
Straße in der Nähe von St.-Sulpice zu entdecken. Im Hintergrunde
eines schwarzen Ganges fand er eine Pförtnerin liegen, die ihm aus
dem Bett mit fieberisch zitternder Stimme zurief:
    »Herr Gilquin? … Ach, ich weiß nicht. Sehen Sie im vierten
Stock nach, die Tür links!«
    Im vierten Stock war der Name Gilquin an der Tür angeschrieben,
mit Arabesken umgeben, die flammende, pfeildurchbohrte Herzen
darstellten. Aber er klopfte vergebens; er hörte von drinnen nur
das Ticktak einer Kuckucksuhr und das leise Miauen einer Katze. Er
hatte im voraus vermutet, daß er einen vergeblichen Weg mache, aber
es gewährte ihm dennoch Erleichterung, daß er gekommen war. Er
stieg also ruhig wieder hinab und sagte sich, er könne recht gut
den Abend erwarten. Draußen verlangsamte er seinen Schritt, ging
über den Markt St.-Germain, die Seinestraße entlang, ohne Ziel, schon etwas müde, doch
entschlossen, zu Fuß heimzukehren. Als er die Jakobstraße
erreichte, dachte er an die Charbonnels. Seit zehn Tagen hatte er
sie nicht gesehen, weil sie mit ihm schmollten. Er entschloß sich
also, bei ihnen vorzusprechen und ihnen die Hand zur Versöhnung zu
bieten. Das Wetter war heute so mild, daß er sich milde gestimmt
fühlte.
    Das Zimmer der Charbonnels im Périgordhotel sah auf den Hof
hinaus, einen dunklen Schacht, aus dem ein Geruch von schlecht
gespülten Rinnsteinen aufstieg. Es war schwarz, groß, mit
verkrüppelten Mahagonimöbeln und verschossenen roten
Damastvorhängen ausgestattet. Als Rougon eintrat, war Frau
Charbonnel damit beschäftigt, ihre Kleider sorgfältig in einen
großen Koffer zu packen, während Herr Charbonnel sich im Schweiße
seines Angesichtes mit dem Zuschnüren eines kleineren Koffers
abquälte.
    »Sie wollen abreisen?« fragte er lächelnd.
    »Gewiß!« versetzte Frau Charbonnel mit einem tiefen Seufzer.
Diesmal steht unser Entschluß fest.«
    Inzwischen bemühten sie sich sehr eifrig um ihn, durch seinen
Besuch sehr geschmeichelt. Alle Stühle waren mit Kleidern,
Wäschebündeln und bis zum Platzen vollgestopften Körben bedeckt. Er
setzte sich also auf den Rand des Bettes und fuhr gutmütig
fort:
    »Lassen Sie doch, ich sitze hier sehr gut … Bleiben Sie
ruhig bei Ihrer Arbeit, ich will nicht stören! … Sie wollen
mit dem Achtuhrzuge fort?«
    »Ja«, bestätigte Herr Charbonnel. »Wir müssen noch sechs Stunden
in diesem Paris bleiben! … Herr Rougon, wir werden noch lange
daran denken!«
    Er, der sonst so Schweigsame, ereiferte sich schrecklich, ja, er
reckte die Faust gegen das Fenster und sagte, man müsse in ein
solches Nest kommen, um nachmittags zwei Uhr in seiner Wohnung nicht sehen zu können. Dies
trübe Licht des engen Hofschachtes: Das ist Paris. Aber Gott sei
Dank, er werde die Sonne wiederfinden in seinem Garten zu Plassans.
Dabei sah er sich um, ob er nichts vergessen habe. Am Morgen hatte
er einen Fahrplan gekauft und wies auf den Kamin, wo in fettigem
Papier ein Huhn lag, das sie unterwegs verzehren wollten.
    »Meine Liebe,« wiederholte er, »hast du alle Schubladen
ausgeleert? … Ich hatte meine Pantoffel in den Nachttisch
gestellt … Ich glaube, einige Papiere sind hinter die Kommode
gefallen … «
    Rougon sah vom Bettrande aus gepreßten Herzens den
Vorbereitungen der beiden Alten zu, deren Hände beim Packen
zitterten. Ihre Erregung empfand er als einen stummen Vorwurf. Er
hatte sie in Paris zurückgehalten, und es endete mit einem
vollständigen Schiffbruch, einer wahren Flucht.
    »Sie haben unrecht«, murmelte er.
    Frau

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