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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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Worte, um die definitiv erscheinenden Entscheidungen doch
noch beeinflussen zu können. Mit einigem Mut wagt sie sich bei Benedikt XVI. schließlich in einer Begegnung vor, die im
September oder Oktober 2011 stattgefunden haben muss. Die Unterredung, deren
Inhalt unbekannt ist, verfehlt allerdings ihr Ziel. Der Unmut hinter der
Leoninischen Mauer wächst weiter. »Wir alle«, so erinnert derweil mein
Informant »Maria«, »deuten Viganòs Geschichte als die eines mutigen
Geistlichen, der Opfer einer Verschwörung geworden ist. Der Heilige Vater nimmt
die Dimension dieser Affäre offenbar nicht wahr, wohl weil er nur teilweise
informiert oder im Dunkeln gelassen wurde.«
    Jede Initiative scheint zum Scheitern verurteilt. Viganòs Schicksal
ist besiegelt. Anstatt den Ex-Generalsekretär des Governatorats zu verteidigen,
lässt Ratzinger seinem ersten Mitarbeiter, Viganòs erbittertem Feind, freie
Hand. Bertone kann es kaum erwarten, dass der Erzbischof aus der römischen
Kurie verschwindet. Im November bereitet sich Viganò auf seinen
Interkontinentalflug vor: Er übernimmt den Posten von Erzbischof Pietro Sambi,
der im Juli in Baltimore verstorben ist. Am Morgen des 7. November fällt die
offizielle Verabschiedung durch den Papst frostig aus. Statt Viganò hat vor
einigen Wochen, am 1. Oktober,
Kardinal Giuseppe Bertello, der Apostolische Nuntius in Italien, Lajolos Posten
als Präsident des Governatorats übernommen. [12] Aber Viganòs
Unannehmlichkeiten sind damit keineswegs zu Ende. In den USA
warten weitere Probleme auf ihn.
    Die Rundumverteidigung des Vatikans
    Als der private TV-Sender
LA7 die Story um einen mutmaßlichen Schmiergeldskandal im
Vatikan in der Folge Gli Intoccabili (»Die
Unantastbaren«) publik macht, geht der Vatikan zu einer Rundumverteidigung
über. Zunächst nimmt er auch Viganò in Schutz, um ihn dann aber im Regen stehen
zu lassen, während sich alle, zumindest dem Anschein nach, hinter Bertone
stellen. Die ersten Kommuniqués Pater Lombardis und das nachfolgende, das
Wochen später verbreitet und von Lajolo und der neuen Spitze des Governatorats
unterzeichnet wird, heben auf zwei zentrale Punkt ab: [13] Es habe
weder Korruption noch eine Verschwörung gegeben.
    Dieselbe Linie fährt der gesamte Heilige Stuhl. Er leugnet, dass
Korruptionsfälle vorgekommen sein könnten: »Korruption sehe ich nicht«,
versichert Kardinal De Paolis, der emeritierte Präsident der Präfektur, welche
die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vatikans beaufsichtigt, und fügt etwas
spitzfindig hinzu: »Vielleicht Erscheinungen fehlender Korrektheit, aber die
Korrektheit ist objektiv, es geht nicht um Schlechtigkeit oder Böswilligkeit.
Wir alle lassen es im Leben manchmal an Korrektheit fehlen.« [14] Wenn
Viganò bei Ausgaben 50 Prozent habe einsparen können, worauf er ja gern verweise, dann eben wegen
seines Könnens und nicht weil zuvor jemand die Hand aufgehalten habe.
    Und auch die Verschwörung gegen den Erzbischof wird geleugnet. Mit
seiner Entsendung auf die andere Seite des Atlantiks übernehme er vielmehr ein
angesehenes Amt. »Insgesamt«, so fährt De Paolis abwiegelnd fort, »genießt er
immer noch die Wertschätzung des Papstes. Die Entsendung eines Nuntius nach Washington
bedeutet eine besonders hohe Verantwortung […] Auch wenn es
Meinungsverschiedenheiten gab, glaube ich nicht, dass sie sein Erscheinungsbild
ernsthaft beschädigt haben. Gerade weil der Heilige Vater ihm weiterhin so viel
Achtung und Vertrauen entgegenbringt, dass er ihn zum Nuntius ernannt hat.«
Dann waren seine Vorwürfe also berechtigt, aber nur schlecht vorgetragen? »Das
weiß ich nicht«, weicht De Paolis aus, »die Probleme sind unter verschiedenen
Aspekten zu sehen […] wie ja nie nur ein einzelner Aspekt vorherrscht […] das
sind Probleme, die mit Personen und ihrer Art, sich zu geben, zu tun haben. Sie
gehören eben zum Leben […] Eben unterschiedliche Empfindlichkeiten.« [15]
    Als Nächstes muss eine glaubwürdige Erklärung geliefert werden,
warum Viganò Vorwürfe gegen Kardinäle und Prälaten erhoben hat. Das übernimmt
in einem Interview im TV-Nachrichtensender
Tgcom24
der ehemalige Vorgesetzte des lombardischen Prälaten: Kardinal Lajolo versucht
die Affäre kleinzureden und die Vorwürfe als »von einer verletzten Seele
diktiert« abzutun. Viganò habe »einen falschen Weg eingeschlagen«, sei
»Irrtümern« aufgesessen und habe sich in »Widersprüche« verstrickt. Es folgt
ein ganzer Rosenkranz aus

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