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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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harten Prüfung erneuere ich in tiefstem Vertrauen meinen absoluten
Gehorsam gegenüber dem Stellvertreter Christi. Die Begegnung, die mir von Eurer
Heiligkeit am 4.   April gewährt wurde, hat mir großen Trost gespendet –
wie auch die darauf folgende Nachricht, dass der Papst eine Sonderkommission super partes mit dem Auftrag einberufen hat, die delikate
Angelegenheit aufzuklären, in die ich verwickelt wurde. Und so erschien es mir
denn auch vernünftig, darauf zu hoffen, dass jede eventuelle Maßnahme mich
betreffend erst nach Abschluss der Arbeit der besagten Kommission getroffen
würde. [10] Noch mehr schmerzte mich, dass
ich im Anschluss an eine Audienz mit dem Kardinalstaatssekretär am 2.   Juli erfahren musste, dass Eure
Heiligkeit das Urteil teilt […], wonach ich mir die Schaffung eines negativen
Klimas im Governatorat hätte zuschulden kommen lassen, weil ich die Beziehungen
zwischen dem Generalsekretariat und den Verantwortlichen der Ämter zusehends
erschwert hätte, sodass schließlich meine Versetzung notwendig geworden sei.
Diesbezüglich möchte ich Eurer Heiligkeit versichern, dass dies nicht im
Geringsten der Wahrheit entspricht. Die anderen Kardinäle, die der päpstlichen
Kommission des Governatorats angehören, die sehr genau wissen, wie ich mich in
diesen beiden Jahren verhalten habe, können Sie mit größter Objektivität
informieren, da sie in der Affäre keine beteiligte Partei sind, und leicht
belegen, wie weit die Informationen, die Ihnen zu meiner Person zugetragen
wurden und die Grund für Ihre Entscheidung mir gegenüber waren, von der
Wahrheit entfernt sind.
    Außerdem
ängstigt mich die Tatsache, dass ich gerade jetzt gehen soll, da ich mich
leider persönlich um meinen älteren Bruder im Priesterstand kümmern muss, der
nach einem Schlaganfall stark gehandicapt ist und zudem geistig abbaut. Dabei
war bereits abzusehen, dass ich dieses sehr belastende familiäre Problem in
wenigen Monaten würde lösen können. Heiligkeit, aus den oben genannten Gründen
wende ich mich vertrauensvoll an Sie mit der Bitte, die Umsetzung der von Ihnen
getroffenen Entscheidung zur Wahrung meines guten Rufs um den notwendigen
Zeitraum aufzuschieben: Sie erschiene zu diesem Zeitpunkt mir gegenüber als
eine ungerechtfertigte Verurteilung wegen Verhaltensweisen, die mir fälschlich
nachgesagt werden. Zudem bitte ich darum, die Aufgabe, die Sachlage in dieser
Affäre zu ergründen, in die auch zwei Kardinäle verwickelt sind, einem wirklich
unabhängigen Organ anzuvertrauen, so zum Beispiel der Apostolischen Signatur.
So könnte dafür gesorgt werden, dass meine Versetzung als eine normale Ablösung
wahrgenommen wird und dass ich für meinen Bruder im Priesterstand leichter eine
Lösung finde. Falls Eure Heiligkeit es mir gewährt, wünschte ich sehnsüchtig,
dass ich Ihnen, um der Wahrheit die Ehre zu geben, persönlich die notwendigen
Fakten liefere, um diese heikle Angelegenheit aufzuklären, über die der Heilige
Vater sicher im Dunkeln gelassen wurde. Mit tiefster Verehrung drücke ich Eurer
Heiligkeit erneut meine Gefühle als ein ergebener Sohn aus.
     
    Inwiefern »zwei Kardinäle« in die Affäre verwickelt sind,
welche Rolle sie spielten, war bislang nicht zu klären. Sicher führt Viganò
dieses nebensächliche Detail an, um auf den enormen Druck hinzuweisen, der in
dieser Angelegenheit ausgeübt wird. So bleiben weite Bereiche in einem
Augenblick im Dunkeln, in dem in der Vatikanstadt höchste Anspannung herrscht,
wie anonyme Drohschreiben zeigen, die gerade jetzt bei Kardinälen und anderen
Geistlichen landen. Sie richten sich gegen Bertone, der sogar Morddrohungen
erhält, und Giuseppe Sciacca, der als Viganòs Nachfolger im Governatorat
benannt ist. Viganòs Versetzung wirbelt gewaltigen Staub auf und sorgt für
großen Unmut.
    Zu Viganòs Verteidigung: Purpurträger und die Haushälterin des
Papstes
    Zur Unterstützung des Erzbischofs formiert sich eine
heterogene innere Front; die Beteiligten werden von persönlichen Motiven oder
Gruppeninteressen geleitet. Verschiedene italienische Kardinäle, die einflussreich,
wenn auch schon älter sind, treten auf den Plan: Giovanni Battista Re, der
Ex-Staatssekretär Angelo Sodano, der Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche
Raffaele Farina und der Schweizer Georges Cottier, der Päpstliche Haustheologe.
Einige reden mit dem Sekretär des Papstes, andere schreiben direkt an
Ratzinger. Einen Schritt im Namen aller unternimmt Kardinal

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