Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
Vom Netzwerk:
Dementis und Richtigstellungen. Viganòs Rolle und
seine Beschuldigungen werden heruntergespielt. Simeon streitet ab, dass er
intrigiert oder mit Viganò je Reibereien gehabt habe, und Nicolini behält,
obwohl er in der Affäre von Viganò benannt und schwer belastet worden ist,
seine Führungsposition in der Verwaltung der Vatikanischen Museen. Er ist
unschuldig und unabsetzbar, und dies »sogar noch nach einer Maßnahme«, wie es
im März 2012
in der Tageszeitung La Repubblica heißt, zu seiner
»Entfernung«, die die Disziplinarkommission der römischen Kurie im vergangenen
Juli entschieden hat. »Wenn Nicolini nach unserem Spruch noch immer da ist«,
beklagen führende Vertreter der Kommission, »bedeutet dies, dass er an höherer Stelle gut protegiert wird.« Und in der Kommission
werde »offenbar darüber nachgedacht, den Papst anzurufen«.
    Lajolo entwirft eine minimalistische Sicht der Vorgänge: »Viganò hat
die Vorwürfe formuliert, weil er sich von Pressemeldungen zu Unrecht in ein
schlechtes Licht gerückt sah und weil ihn dies zutiefst gekränkt hat. Auf der
Suche nach Schuldigen ging er von Verdachtsmomenten aus, die sich als
unbegründet erwiesen, und begab sich auf eine falsche Fährte. Im Zuge seiner
Analysen, die sich bei einer aufmerksamen und unvoreingenommenen Überprüfung
als irrig erwiesen, projizierte er seinen Fall in ein umfassenderes Bild. Ich
denke nicht, dass man davon reden kann, dass er bestraft worden sei. Das Amt
des Nuntius in den USA ist eine höchst
angesehene Aufgabe, die ihm Gelegenheit bietet, sich zu beweisen.« Und die
Kosten der Krippe? »Da steckt keinerlei unentschuldbare Verschwendung
dahinter«, kontert der Kardinal.
    Wenn man Viganòs Werk richtig verstehen will, wendet man sich wohl
besser an jemanden, der mit ihm zusammengearbeitet hat. Einer, der seine
Aufräumarbeiten im Governatorat tagtäglich miterlebt hat, ist Giorgio Corbellini,
seine rechte Hand und das historische Gedächtnis dieser Einrichtung. Corbellini
trat 1992,
in der Zeit des einflussreichen venezolanischen Kardinals Rosalio José Castillo
Lara ins Governatorat ein und arbeitete dort 19 Jahre lang bis Ende
September 2011.
Als ich bei einer Begegnung im Januar 2012 den Namen Viganò
ausspreche, fährt der Kirchenmann geradezu auf. Er erstarrt und fragt, ob das
Interview wirklich notwendig sei. »Ja, fürs Verständnis.« Für Corbellini war
Viganòs Arbeit insofern grundlegend, als dieser versuchte, die Tätigkeit des
Governatorats »mit den Grundprinzipien des Heiligen Vaters« auf eine Linie zu
bringen, ungeachtet aller Schwierigkeiten, die auftauchen könnten, denn »wo
Menschen sind, gibt es Risiken«. Viganò habe sich »besonders für eine größere
Transparenz bei der Auftragsvergabe eingesetzt«, fährt die ehemalige rechte
Hand des Erzbischofs fort. »Der Vatikan ist eine ständige Baustelle, das sind
keine Kleinigkeiten: Es geht um die Bewirtschaftung und Umstrukturierung von Bauten
und Anlagen von gewaltigem Wert. Nicht tätig zu werden bedeutet folglich in
Kauf zu nehmen, dass später bedeutend teurere Maßnahmen fällig werden. Wir
erwogen Einschnitte in speziellen problematisch erscheinenden Bereichen, so bei
den Gärten, denen eine umsichtige Leitung fehlte. Es geht weniger um
Unregelmäßigkeiten als vielmehr um eine fehlende Systematisierung des
Kostenmanagements: Wir konnten in einem Jahr die Hälfte, glaube ich, von den
bislang üblichen Ausgaben einsparen und so 700   000 Euro für eine gar nicht
vorgesehene Maßnahme einsetzen: für die Erneuerung des Wärmekraftwerks.«
    Ich frage ihn, ob es richtig sei, dass jeder Dienstleister des
Vatikans »seinen Schutzheiligen im Paradies« habe. »Das ist doch nichts
Negatives. Man muss doch diejenigen, die nachweislich gute Arbeit geleistet
haben, halten. Mit Viganò haben wir ein Register erstellt, das so offiziell
noch nicht existiert hatte, obwohl es sicherlich bereits eine Liste mit den
üblichen Dienstleistern gegeben hatte. Und richtig ist auch, dass unsere
Ausschreibungen keine Ausschreibungen im formaljuristischen Sinne sind. Unsere
Vorgesetzten behalten sich die Möglichkeit vor, auch nach anderen Kriterien
auszuwählen, die nicht nur den ökonomischen Aspekt würdigen.«
    Bankrott der amerikanischen Diözesen
    Im November 2011 bezieht Erzbischof Carlo Maria Viganò die
Nuntiatur in Washington, einen eleganten zweistöckigen Bau im Diplomatenviertel
in der Massachusetts Avenue 3339. Auf seinem Schreibtisch findet er Probleme

Weitere Kostenlose Bücher