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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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Arpe, einem damaligen
Manager im engen Umfeld Geronzis. Ebenso bei Mediobanca, wo einige hochkarätige
Führungskräfte, allen voran Alberto Nagel, über die Methoden des Liguren so
verärgert sind, dass sie in einer spannungsgeladenen Sitzung von Geronzi
Simeons Kopf verlangen: Daraufhin fällt der junge Mann in der italienischen
Rundfunkanstalt Rai auf die Füße, wo er den Posten des Direktors für die
institutionellen und internationalen Beziehungen übernimmt.
    Kopfschütteln löst Simeon auch mit einigen Immobilientransaktionen
aus, so mit seiner Vermittlungstätigkeit beim Verkauf eines Klosters der Suore
dell’Assunzione, einer Villa mit Park in der Via Romania im römischen Stadtteil
Parioli, an den Baukonzern Lamaro der Brüder Toti. Als Provision streicht
Simeon 1,3 Millionen Euro ein und sorgt für Verstimmungen in der Kurie. Bertone geht ein
präziser Bericht mit zahlreichen anhängigen Dokumenten zu den Aktivitäten des
jungen Mannes im Immobilienbereich zu, aber die Dokumentation bewirkt nichts:
Simeon ist und bleibt ein Liebling des Staatssekretärs. Daran ändert sich auch
dann nichts, als Gerüchte über ihn kursieren (so über seinen Beitritt zum Opus
Dei, der von dessen Sprecher Pippo Corigliano dementiert wird) [9] oder
als sein Name im Zusammenhang mit Ermittlungen und Abhöraktionen auftaucht,
allerdings ohne dass er am Ende selbst belangt wird.
    Simeon ist erwiesenermaßen ein treuer Freund Luigi Bisignanis,
desselben Lobbyisten, der Anfang der 90er-Jahre auf der
Vatikanbank IOR einen beträchtlichen Teil der
Schmiergelder deponiert hatte, um die Auflösung des damaligen Joint Ventures
zwischen dem Mischkonzern Montedison Raul Gardinis und der Ferruzzi auf der
einen und Gabriele Cagliaris ENI auf der anderen
Seite zu bewerkstelligen. Auf die Art wurden die Finanzmittel des größten
Schmiergeldskandals gewaschen, der in der Geschichte der italienischen Republik
jemals aufflog. Als im Februar 2012 die Affäre Viganò an die Öffentlichkeit dringt,
bekräftigt Simeon in einem Interview mit Carlo Tecce in der Tageszeitung Il Fatto Quotidiano die Achse mit Bertone: »Er ist ein
Meister, er hat mir immer zu den besten Wegen geraten. […] Mein einziger Chef
ist der Heilige Vater. […] Es stimmt nicht, dass ich der heimliche
Vatikanexperte des Giornale bin. Viganò hat falsche
Informationen bekommen. […] Ich dementiere jeden Riss zwischen dem Papst und
Bertone.«
    Letzter Appell an Ratzinger
    Dass Simeon in der Angelegenheit genannt wird, verschärft
die angespannte Stimmung auf ein Höchstmaß. In diesen Tagen hört die
Kommission, die zur Prüfung der von Viganò erhobenen Vorwürfe eingerichtet
wurde, die verschiedenen Beteiligten der Affäre. Da sie an das »päpstliche
Geheimnis« gebunden sind, reden sie nicht mit Journalisten. Ohne die Ergebnisse
der Kommission abzuwarten, trifft Benedikt XVI.
seine Entscheidung und macht Viganòs Entsendung in die USA
offiziell. Die förmliche Mitteilung stammt vom 2. Juli 2011;
noch am gleichen Tag händigt Bertone dem Erzbischof brevi manu die
Ernennungsurkunde aus.
    Die Schlacht scheint verloren. »In der sicher sehr hitzig geführten
Schlacht«, so heute ein hochrangiger Kardinal, »hat Viganò die Sache zu
persönlich genommen und den Staatssekretär hineingezogen. Und wer im Vatikan
stellte sich nicht vor den Staatssekretär? Gewisse Persönlichkeiten genießen
immer öffentlichen Schutz, weil sonst sehr ernste Konsequenzen drohten, die
vermieden werden müssen.« Viganò wird also in die USA
entsandt. Die Verbitterung des Erzbischofs ist unvorstellbar. Dennoch versucht
er zu retten, was zu retten ist, und erhofft sich wenigstens einen Aufschub
seiner Versetzung. Am 7. Juli wendet er sich mit einem Brief nochmals direkt
an den Papst. Er bitte ihn, das Datum um einige Monate zu verschieben, damit
seine Ablösung nicht »als Strafmaßnahme« erscheine.
     
    Heiliger
Vater,
    unter anderen
Umständen wäre diese Ernennung ein Anlass zur Freude und ein Zeichen der großen
Wertschätzung und des Vertrauens mir gegenüber, aber in der gegenwärtigen Lage
würde sie so von allen als eine Verurteilung meines Wirkens und folglich als
Strafmaßnahme wahrgenommen. Trotz der ernsthaften Beschädigung meines Rufs und
des negativen Echos, die diese Maßnahme auslösen wird, kann meine Antwort nur
die vollständige Zustimmung zum Willen des Papstes sein, wie ich es während
meines nicht kurzen Dienstes am Heiligen Stuhl stets hielt. Auch angesichts
dieser

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