Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
das dem Heiligen Vater geschenkt werden und in der Sommerresidenz
Castel Gandolfo zum Einsatz kommen soll.
– Dr. Andreas Kleinkauf und Dr. Rubenbauer –
Automobilhersteller Mercedes: Man möchte, möglichst in der Zeit zwischen
dem 24.
und dem 26. Oktober, eine Besprechung zur Klärung einiger Aspekte betreffs technischer
Verbesserungen am neuen Papamobil. Es handelt sich um eine dringende
Besprechung.
– Dr. Giuseppe Tartaglione – Automobilhersteller
Volkswagen: Er möchte mit Ihnen einige Aspekte im Zusammenhang mit der
Schenkung eines neuen Pkw PHAETON besprechen, der nach den Erfordernissen des
Heiligen Vaters ausgebaut würde. […]
Abgesehen von dem wenig verwunderlichen Wettlauf der Autohersteller,
um Fahrzeuge aller Art und für jeden Bedarf imageträchtig zu platzieren, allen
voran Mercedes mit der Bitte um eine Besprechung, wie sich die Leistungen des
Papamobils neuester Bauart verbessern lassen, ist vor allem das erste
Gesprächsersuchen interessant. Giani setzt sich für ein Treffen mit dem
Präfekten Festa ein, der bereits Polizeipräsident in Siena gewesen ist und
damals das Inspektorat der Polizei des italienischen Staates beim Vatikan
leitete. Nach ein paar Tagen schreibt Festa Gänswein ein kurzes
Dankesschreiben. Es stammt vom 7. November.
Hochwürdigster
Monsignore,
ich habe mit
Freund Domenico [aller Wahrscheinlichkeit nach Giani, dem Kommandanten der
Gendarmerie] gesprochen, und es fehlen mir die Worte; es wird schwer werden,
aber mit der Hilfe unseres Herrn und mit Ihrer unzweifelhaften Autorität können
wir es schaffen. In stetiger Zuneigung bitte ich Sie, meine ehrerbietigste
Hochachtung entgegenzunehmen, Salvatore Festa.
Diesem kurzen Schreiben liegt ein Zettel mit ein paar Stichworten
bei, der vielleicht das Verständnis erleichtert:
Präfekt
Festa, Geheimdienst,
– Polizeichef
– ältester Präfekt
– Altersfrage
kein Thema
– Dott.
Letta?! nach 10 Jahren
Festa ist seit vielen Jahren mit Giani befreundet, und
seit 2003
ist er ein unersetzlicher Kollege, wenn es darum geht, die Sicherheit des
Papstes zu gewährleisten. Bezogen sich jene »neuen Aufgaben im Zusammenhang mit
seinem Amt«, von denen Giani in seinem Schreiben an Gänswein mit der Bitte um
einen Termin für Festa spricht, auf eine Stelle beim Geheimdienst? Man weiß es
nicht. Ebenso ist unklar, ob und in welcher Weise der Heilige Vater Kenntnis
von dieser Tätigkeit seines Privatsekretariats hat.
Der Heilige Stuhl kann gewiss auf großartige Verbündete in den
italienischen Geheimdiensten zählen, allen voran auf den Präfekten Francesco La
Motta, den früheren leitenden Direktor des Fonds für Sakralbauten beim
Innenministerium, jenes Amtes also, das die Ausgaben für die Kirchen in
italienischem Staatsbesitz verwaltet. Später wurde er zum stellvertretenden
Leiter des italienischen Inlandsnachrichtendienstes AISI,
ehemals SISDE, aus dem auch Giani stammt, der in
der »Zentrale« der Geheimagenten in der Toskana zuständig war.
La Motta ist ein Freund Gianni Lettas und steht in guten Beziehungen
zu Luigi Bisignani. [12] Ein seltener Fall in den Geheimdiensten, denn
wir haben es mit einer ganzen Agentenfamilie zu tun. Auch Sohn Fabio arbeitet
beim Geheimdienst, verlobt ist er mit Barbara Matera, Fernsehmoderatorin und
seit 2009
Abgeordnete im EU-Parlament für Berlusconis PdL. Im Skandal um Noemi und die
anderen Mädchen, die Abende und Nächte mit Berlusconi verbrachten, verteidigt
sich der ehemalige Ministerpräsident, indem er La Motta als Gewähr für die
Seriosität und Fachkompetenz seiner Parlamentarierinnen anführt: »Barbara
Matera hat politische Wissenschaften studiert, Letta hat sie mir empfohlen, sie
ist mit dem Sohn eines mit ihm befreundeten Präfekten verlobt.« Ein
Beziehungsgeflecht auf unterschiedlichen Ebenen, aus dem die Durchschlagskraft
eines Machtblocks ersichtlich wird sowie der Vorteil, auf Freundschaften quer
durch Geheimdienste und Polizeikräfte zählen zu können. La Motta ist unter
anderem Gentiluomo di Sua Santità (Edelmann Seiner Heiligkeit), eine besondere
Ehrung, die man direkt vom Papst empfängt und die eingehendere Betrachtung
verdient.
Dem Vatikankenner Paolo Rodari zufolge ist der Titel eines Edelmanns
das »Siegel, schwarz auf weiß, einer ganz besonderen Bindung direkt an den
Papst. Nicht umsonst tritt man auf diese Weise der ›päpstlichen Familie‹ bei.
Zwei Dinge sind dafür nötig: Ansehen und persönliche
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