Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
große
Einsatzbereitschaft auch in diesem Amt im Dienst einer für die Kirche und für
die Gesellschaft Italiens so wichtigen Einrichtung zu danken.
Da nun die Zeit
für einige Mitglieder des ständigen Ausschusses abgelaufen ist, beabsichtigt
der Heilige Vater, eine Erneuerung durchzuführen und in diesem Zusammenhang
auch Eure Eminenz der Bürde dieses Amtes zu entheben.
Diesem höheren
Wunsch nachkommend, möchte ich Sie auffordern, den Ausschuss bis zum 10. des
kommenden Monats April einzuberufen. Dort wird Eure Eminenz ihren Rücktritt aus
dem Ausschuss und von der Präsidentschaft des Instituts erklären. Außerdem
werden Sie dem ständigen Ausschuss Prof. Giovanni Maria Flick als Ihren
Nachfolger durch Zuwahl empfehlen.
Des Weiteren
ordnet der Heilige Vater an, dass bis zur Einsetzung des neuen Präsidenten
keinerlei Maßnahmen oder Entscheidungen in puncto Ernennungen, Ämter oder
Verwaltungsaktivitäten bezüglich des Istituto Toniolo ergriffen werden. [9] Ich möchte die
Gelegenheit nutzen, um Ihnen, Eminenz, und den anderen hoch angesehenen
Mitgliedern des Instituts den Segensgruß Seiner Heiligkeit zu übermitteln.
Ich füge meine
persönliche ehrerbietige Hochachtung hinzu und empfehle mich Eurer Eminenz
ergebenst im Herrn, Tarcisio Kard. Bertone, Staatssekretär.
Tettamanzi erkennt, dass der Konflikt inzwischen
unvorstellbare Ausmaße erreicht hat. Ihm bleibt wenig Zeit zu reagieren. Er
empfindet den Brief als ungerecht und als eine gravierende Einmischung des
Staatssekretariats in die Tätigkeit der Mailänder Diözese. Außerdem: Wünscht
Ratzinger, mit dem er seit Langem eine ungetrübte Beziehung pflegt, tatsächlich
seine Absetzung vom Toniolo? Der Kardinal bezweifelt, dass Bertone den Willen
Benedikts XVI. wiedergibt. Gerade der wiederholte
und ausdrückliche Verweis auf den Willen des Papstes macht ihn stutzig. Und so
geht Tettamanzi binnen 48 Stunden zum Gegenangriff über und wendet sich am
Montag, dem 28. März,
direkt an den Heiligen Vater:
Heiliger
Vater,
am
Samstagmorgen, dem 26. März, erreichte mich als Präsident des Istituto
Toniolo ein »persönlich/vertraulicher« Brief des Staatssekretärs, welcher mich – zu einer Zeit, die angesichts der bevorstehenden Umwandlung in weit größerem
Maße der Betrachtung und dem Gebet gewidmet sein sollte – veranlasst, Ihnen
ganz direkt einige unangenehme Erwägungen zu unterbreiten. Der erwähnte Brief
nimmt Bezug auf meine Nominierung zum Präsidenten des Instituts im Jahr 2003,
wenige Monate nach meinem Amtsantritt [als Erzbischof] in Mailand als
Nachfolger von Sen. Emilio Colombo, der nicht aufgrund von Satzungsänderungen, wie
es in dem Schreiben heißt, sondern aus schwerwiegenderen Gründen im
Zusammenhang mit seinem persönlichen und öffentlichen Verhalten entlassen
wurde. […] [10] Alle diese Sanktionen bezüglich des Istituto Toniolo, bezüglich der
Katholischen Universität, der es vorsteht, sowie bezüglich meiner Person
insbesondere in meiner Eigenschaft als Erzbischof von Mailand, die dem
beiliegenden Brief Punkt für Punkt entnommen sind – Maßnahmen, die inhaltlich
und methodisch äußerst schwerwiegend sind –, werden auf den ausdrücklichen
Willen Eurer Heiligkeit zurückgeführt, auf die der Brief permanent Bezug nimmt.
In Kenntnis der charakterlichen Milde und des Feingefühls im Verhalten Eurer
Heiligkeit und mit dem reinen Gewissen, stets für das Wohl des Instituts und
der heiligen Kirche gehandelt zu haben, mit Transparenz und Verantwortung und
ohne mir irgendeinen Vorwurf machen zu müssen, hege ich schwere Zweifel an
diesem […] Schreiben und an dem, was Ihnen zugeschrieben wird. [11] […] Ich bin mir wohl bewusst,
dass ich Sie, indem ich diese Überlegungen so offen mit Ihnen teile, in eine
für die Handhabung der Beziehungen zur Regierung [dem Staatssekretariat]
keineswegs einfache Situation bringe. Das tut mir sehr leid, aber Sie werden
verstehen, dass ich keine andere Wahl habe. Am einfachsten erschiene mir […],
den Wiederaufschwung des Toniolo mit Gelassenheit und Entschlossenheit
weiterzubetreiben, ohne dem zuletzt erhaltenen Brief Rechnung zu tragen. Doch
ich überlasse es Ihnen, mich mit einem authentischen Wort von Ihnen zu bestätigen.
[…] [12] Mit Hochachtung und großer
Zuneigung im Herrn, Ihr † Dionigi Tettamanzi.
Es ist ein Kampf der Titanen. Tettamanzi bittet darum,
sein Werk der Erneuerung fortsetzen zu dürfen, um das Toniolo von den
Verkrustungen der
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