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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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das die Katholische Universität
finanziert. Der ständige Ausschuss bestätigt in jenen Tagen alle drei
Mitglieder, die Bertone hatte nach Hause schicken wollen. Der Papst
interveniert und »friert die Situation ein«. Er sucht auch in diesem Fall eine
einvernehmliche Lösung. Deshalb bestellt er für Ende des Monats den Präsidenten
des Toniolo nach Rom ein. An dem Treffen wird auch Bertone teilnehmen. Der
Inhalt der Begegnung dringt selbstverständlich nicht nach außen, doch die
nachfolgenden Ereignisse lassen erahnen, was beschlossen wurde.
    Tettamanzi erhält eine »prorogatio« des von Bertone vorgesehenen
Zeitpunkts. Zunächst nennen die Medien die Ankunft des am 28. Juni zum Erzbischof
von Mailand ernannten Kardinals Scola aus Venedig als das Ende der Frist. Aber
dann geschieht das Unvorhergesehene: Die Sache wird publik, und damit wird
Bertones Plan durchkreuzt. Als Erster enthüllt Gian Guido Vecchi im Juli im Corriere della Sera den Konflikt und Bertones Absicht,
Flick an die Spitze des Toniolo zu berufen. Dadurch verzögern sich alle
Entscheidungen. Ende Februar 2012 landet dann Marco Lillo in Il
Fatto Quotidiano den Knüller: Er veröffentlicht den Inhalt der Briefe
des Staatssekretärs und Tettamanzis. Aufgrund dessen verlängert sich
Tettamanzis Verbleib im Amt bis März 2012, als er die
Präsidentschaft des Toniolo an den ehemaligen Patriarchen von Venedig übergibt,
den Posten im ständigen Ausschuss jedoch behält. Für Bertone eine Niederlage.
Allerdings nur eine halbe, wenn es stimmt, dass der Staatssekretär eine
Satzungsreform durchgesetzt hat, die eine Veröffentlichung des Wirkens des
Instituts und seiner Bilanzen vorsieht und vor allem den Einfluss Roms auf das
Institut verstärkt. Bertones Niederlage fällt jedoch mit einer anderen
Geschichte zusammen, deren Schlüsselfigur gleichfalls der Staatssekretär ist:
dem Scheitern des Plans, die katholischen Kliniken zu einem Gesundheitszentrum
zusammenzulegen, mit anderen Worten, des Einstiegs der Vatikanbank IOR bei der San-Raffaele-Klinik. Eine weitere bittere
Niederlage für Bertone.
    Heilung im Namen Seiner Heiligkeit
    Es ist unklar, ob es die Banken der »weißen« katholischen
Finanz des Nordens waren, die Gotti Tedeschi unter Druck setzten (wie der
Bankier Freunden anvertraut hat), oder nicht vielmehr jener von Bertone so
beharrlich verfolgte Traum, einen vom Vatikan kontrollierten Pool von
Großkliniken zu schaffen. Vielleicht war es aber auch der verzweifelte Versuch,
der von Don Verzé aufgebauten und von der Insolvenz bedrohten Klinik San
Raffaele rettend unter die Arme zu greifen. Wahrscheinlich muss man alles in
einem gemeinsamen Kontext betrachten, wenn man erklären will, was geschehen
ist. Wenn man verstehen will, warum niemand den Mund aufmacht, als das
Krankenhaus des Padre Padrone Don Verzé ins Trudeln gerät und enorme Verluste
schreibt (am Ende mehr als 1,5 Milliarden Euro) und Gelder veruntreut werden, was
die Ermittlungsbehörden auf den Plan ruft. Kaum jemand wagt es, Bertone
öffentlich zu kritisieren, als er Gotti Tedeschi als Brückenbauer nach Mailand
schickt, um das Krankenhaus unter die schützenden Fittiche des Heiligen Stuhls
zu holen. Doch die Mission erweist sich als tückisch. Der IOR-Präsident ist schockiert, nicht zuletzt
über den Selbstmord von Don Verzés rechter Hand Mario Cal, der sich im Sommer 2011
eine Kugel in den Kopf jagt: »Wir wissen nicht, was in den Kassen ist, die Cal
hinterlassen hat und die von der Staatsanwaltschaft gefunden wurden«, vertraut
er Freunden an. »Wir wissen nicht, wie groß das Loch insgesamt ist. Es fehlt
jegliche Buchführung. Wir tappen völlig im Dunkeln.« Die Diözese Mailand stemmt
sich mit aller Kraft Bertones Plan entgegen, zunächst unter Tettamanzi, dann
aber auch unter dem neuen Erzbischof Scola. Nicht wegen des Geldes, sondern
weil die Klinik den Richtlinien des kirchlichen Lehramts widerspricht. Das legt
Scola eindringlich dar, der nach seiner Amtsübernahme in der lombardischen
Hauptstadt im September zusammen mit Padre Georg einen Ausweg aus dem Albtraum
San-Raffaele-Klinik sucht.
    Anfang Dezember 2011 verlangt er per Fax vom Privatsekretär des
Papstes, den Plan umzusetzen. Ein bisher unveröffentlichtes Dokument. Es findet
sich unter den Schriftstücken des Informanten »Maria« und legt die Situation
anschaulich dar:
     
    Hochwürdiger
Herr, lieber Don Georg, ich schicke Dir den verlangten Bericht. Lass mich
wissen, auch per E-Mail, wenn Du mit Kardinal

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