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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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2011
fordert der Staatssekretär Tettamanzi auf, die Leitung des Toniolo
niederzulegen. Seine Argumentation ist einfach: Jetzt, wo der Patriarch von
Venedig, Scola, zum Erzbischof von Mailand ernannt wurde, hat Tettamanzis
Verbleib an der Spitze des Instituts keinen Sinn mehr. Der Staatssekretär möchte
ihn durch den ehemaligen Justizminister der Regierung Prodi, Giovanni Maria
Flick, ersetzen. Tettamanzi will nichts davon wissen. Er lässt nicht mit sich
reden, er rührt sich nicht vom Fleck und zieht es vor, das Ende der
Sommerferien abzuwarten, um mit Scola nach dessen Ankunft in der Kurie den
Wechsel unter vier Augen zu diskutieren. Im Übrigen kann Tettamanzi auf großen
Konsens verweisen. Der Kardinal ist stolz auf den Brief, den Johannes Paul II. ihm am 7. Juni 2004
geschickt hat, um ihn im Amt zu bestätigen. Das Schreiben setzt den
Schlussstrich unter einen von Rom ausgehenden Coup, als Bertones Vorgänger
Sodano erfolglos versuchte, das Toniolo unter die Fittiche des Vatikans zu
nehmen und der Mailänder Verwaltung zu entziehen.
    Doch nach dem Willen Wojtyłas bleibt Tettamanzi Präsident des
Toniolo, nachdem zuvor der Senator auf Lebenszeit Emilio Colombo die »römische«
Leitung innegehabt hatte. Colombo war zwischen 1986 und 2003
Präsident des Instituts, bevor er in den Sog der Ermittlungen zu einem Drogen- und
Prostitutionsskandal geriet, der »Operation Cleopatra« – eine Untersuchung, die
für ihn ohne Folgen blieb. Gegenüber der Staatsanwaltschaft gab Colombo an, zu
therapeutischen Zwecken Kokain genommen zu haben, und ging aus der Affäre
hervor, ohne belangt zu werden.
    In seinem Brief aus dem Jahr 2004 hatte Johannes
Paul II. Tettamanzi als Präsident des Toniolo
bestätigt und einen direkten Dialog mit ihm aufgenommen, ganz ohne Vermittler:
     
    In meiner
beständigen Sorge um den Fortbestand und die Entwicklung der Katholischen
Universität vom Heiligen Herzen und somit auch des Istituto Toniolo,
Gründungseinrichtung und Garant dieser Universität, geruhe ich, Eure Eminenz
zum Vertreter des Heiligen Stuhls im ständigen Ausschuss des Instituts zu
ernennen. Ich würde mich freuen, wenn Eure Eminenz mir persönlich über Probleme
von größerer Bedeutung berichten würde, vor die sich das Institut in seiner
Tätigkeit gestellt sehen könnte. Ich versichere die teure Universität meines
Gebets und erteile Eurer Eminenz von Herzen meinen Segen […]. Johannes Paul II.
     
    Doch diesmal sitzt der Staatssekretär am längeren Hebel.
Er kann auf eine gefestigte Beziehung zum Papst zählen und verweist auf
angebliche Skandale, die das Toniolo in den vergangenen Jahren gespalten haben
sollen. Der ehemalige Direktor bezichtigt insbesondere Tettamanzi des
»Missmanagements«, angefangen mit dem Verlust einer öffentlichen Finanzierung
in Höhe von acht Millionen Euro zur Erweiterung eines Kollegs in Rom. Der
Erzbischof von Mailand erwidert, dieser Zuschuss – in Wahrheit nur in Höhe von
zwei Millionen – sei vom Ministerium für Universitäten und Forschung schon
einmal abgelehnt worden und dank der Eindämmung von Verschwendung und
Privilegien seien die Bilanzen des Instituts gesund. »Bertone zweifelte an Enrico
Fusis Verwaltung«, schrieb Gian Guido Vecchi im Corriere
della Sera , »und am ›mutigen Weg der Erneuerung‹ der letzten Jahre: von
den 350 Studienstipendien 2011
bis zur Umstrukturierung der Studentenwohnheime mit 1400 Plätzen: jener
›Erneuerung‹, auf die sich der Staatssekretär in einem Brief vom 18. Februar
beruft, als er den Erzbischof von Mailand auffordert, die Präsidentschaft
niederzulegen und das Mandat von drei der elf Mitglieder des ständigen
Ausschusses (Paola Bignardi, Felice Martinelli und Cesare Mirabelli) nicht zu
verlängern.«
    Am 24. März
2011
zögert der Staatssekretär nicht länger und entbindet Tettamanzi von seinem Amt,
indem er in einem (von Il Fatto Quotidiano veröffentlichten) Brief auf den ausdrücklichen Wunsch Benedikts XVI. verweist. Bertone entlässt den Kardinal
per Fax. Er schickt ihm einen frostigen, selbstverständlich
»persönlich/vertraulichen« Brief – 51 Zeilen lang, einschließlich Gruß und Anrede:
     
    Herr
Kardinal, […] tatsächlich hat der Einsatz Eurer Eminenz im Dienst des Istituto
Toniolo die ursprünglich vorgesehene Frist weit überschritten, und dies
offenkundig um den Preis einiger Opfer, wie man sich denken kann. In Anbetracht
dessen hat mich der Heilige Vater beauftragt, Eurer Eminenz für die

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