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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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»Eigentlich sollte ich nicht darüber reden, aber du wü rdest es ja doch aus deinen Freunden von Scotland Yard herauslotsen. Der Inspektor wollte die Bücher meines Vorgängers einsehen. Vielleicht hast du die Notiz in der Zeitung gelesen über einen Zahnarzt, der in einer brennenden Garage in Wimbledon tot aufgefunden wurde.«
    »Ae-ä «, verneinte Lord Peter Wimsey mit aufgerissenem Mund.
    »Gestern abend«, fuhr Mr. Lamplough fort, »brannte es auf einmal, gegen neun Uhr. Sie haben drei Stunden gebraucht , um das Feuer zu loschen. Es war eine dieser verdammten Holzgaragen, und sie hatten alle Hände voll zu tun, das Wohnhaus vor den F lammen zu schützen. Glücklicherweise liegt es ganz am Ende der Straße. Niemand war zu Hause, sie sind alle verreist. Offenbar war dieser Mr. Pren dergast im Begriff, ebenfalls auszufliegen, und hat es dabei fertiggebracht, sich, seinen Wagen und seine Garage in Brand zu setzen. Als man ihn fand, war die Leiche so verkohlt, daß man ihn nicht mit Sicherheit identifizieren konnte. Dahe r will sich die Polizei seine Zä hne ansehen.«
    »Wirklich?« sagte Wimsey, während er zusah, wie Mr. Lamplough einen neuen Bohrer einsetzte. »Hat man denn nicht versucht, das Feuer zu loschen?«
    »O ja, aber es war ein Holzschuppen, dazu voller Benzin, und brannte sofort lichterloh. Den Kopf bitte ein wenig nach hier. So ist's gut.« G-r-r-r s-s-s-s-g-r-r. »Man nimmt an, daß es sich um Selbst mord handeln kö nnte. Der Mann ist verheiratet und hat d rei Kinder.« S-s-s g-r-r-r s-s-s. »Seine Familie ist in Worthing, zu Besuch bei seiner Schwiegermutter. Sag mir, wenn's weh tut.« G-r-r. »Ich glaube, die Praxis ging nicht gut, dazu Eheschwierigkeiten und was weiß ich. Immerhin kann ihm einfach beim Auffüllen seines Tanks ein Unglück zugestoßen sein. Soviel ich verstand, wollte er gestern abend zu seiner Familie fahren.«
    »A-ha-u-ai-u-u?« gurgelte Wimsey.
    »Was ich damit zu tu n habe?« interpretierte Mr. Lam plough korrekt. Lange Erfahrung hatte ihn zum Experten in der Deutung solcher Urlaute gemacht. »Nun, der Mann, dessen Praxis ich übernommen habe, hatte den Kollegen Prendergast zahnärztlich behandelt.« S-s-s-s. »Er ist inzwischen gestorben, hat mir aber damals seine Bücher zur Orientierung hinterlassen, falls einige seiner alten Patienten geneigt sein sollten, sich mir anzuvertrauen.« G-r-r s-s-s. »Hast du das gespürt? Tut mir leid. Tatsä chlich suchen mich manche von ihnen auf. Die Menschen trotteln wohl instinktiv zur selben alten Stelle, wenn sie von Schmerzen gepeinigt werden. Genau wie die sterbenden Elefanten. Willst du bitte spülen ?«
    »So steht die Sache also«, meinte Wimsey, nachdem er die Splitter ausgespuckt und den verwüsteten Backenzahn mit der Zunge untersucht hatte. »Merkwürdig, daß einem diese Lö cher immer so groß vorkommen. Mir ist, als k ö nnte ich meinen Kopf hineinstecken. Aber du wirst ja wissen, was du tust. Und was ist nun mit Prendergasts Z ä hnen?«
    »Hatte noch keine Zeit, die Bü cher durchzusehen. Ich habe ihnen aber versprochen, nach Wimbledon zu fahren und die Sache an Ort und Stelle zu prüfen, sobald ich mit dir fertig bin. Es ist sowieso meine Mittagspause, und die nächste Patientin hat, Gott sei Dank, abgesagt. Etwas weiter aufmachen , wenn's geht.« G-r-r. »So ist's recht. Nun können wir eine provisorische Füllung einlegen. Bitte spülen.«
    »Schö n«, sagte Wimsey. »Aber nimm bloß nicht zuviel von diesem scheu ß lichen Nelken ö l. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schauderhaft mit Nelken gewürzter Kaviar schmeckt.«
    »Doch«, lachte Mr. Lamplough. »Bitte zusammenb eiß en. Au fmachen. Gut. Jetzt bist du erlö st. Noch mal spülen? Bitte. Und wann kommst du wieder?«
    »Unsinn«, sagte Wimsey, »ich komme mit. Nach Wimbledon. Du bist zweimal so schnell da, wenn ich dich fahre. Eine Leiche in einer brennenden Garage habe ich no ch nie gehabt und mö chte etwas lernen.«
    Der Anblick verkohlter Leichen ist alles andere als erfreulich . Trotz seiner Kriegserfahrungen vermochte Wimsey sich nicht mit dem Objekt anzufreunden, das da in der Polizeiwache vor ihm lag. Vor diesem grausigen Etwas, das überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen mehr hatte, erbla ß te selbst der Polizeiarzt, während Mr. Lamplough so überwältigt war, daß er die mitgebrachten Bü cher aus der Hand legen und sich ins Freie verziehen mußte. Unterdessen drehte Wimsey, der sich mit den Polizeibeamten bekannt gemacht

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