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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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fahren, obgleich s ie immer gesagt habe, es sei gefährlich , und daß dies niemals geschehen wäre, wenn er auf sie gehört h ä tte.
    »Der arme Arthur war kein guter Fahrer. Erst letzte Woche , als er uns nach Worthing brachte, fuhr er den Wagen eine Böschung hinauf beim Versuch, einen Lieferwagen zu überholen .«
    »Aha!« rief der Inspektor, »bei der Gelegenheit muß der Tank undicht geworden sein.« Vorsichtig erkundigte er sich, ob Mr. Prendergast wohl einen Grund gehabt haben k ö nnte, sich das Leben zu nehmen. Die Witwe war empört . Allerdings sei die Praxis in letzter Zeit ein wenig zurückgegangen , aber so etwas Entsetzliches hä tte Arthur nie getan. Du liebe Güte, erst vor drei Monaten h a tte er sich ja in Höhe von fünf hundert Pfund in eine Lebensversicherung eingekauft. Die h ä tte er nie durch einen Selbstmord aufs Spiel gesetzt. So rücksichtslos Arthur ihr gegenüber auch gewesen sei, wie sehr er sie auch als Frau verletzt habe, er h ä tte seine unschuldigen Kinder nicht beraubt.
    Bei dem Wort »verletzt« spitzte der Inspektor die Ohren. Inwiefern hatte er sie verletzt?
    Oh, sie hatte natürlich die ganze Zeit gewu ß t, daß Arthur sich mit dieser Mrs. Fielding abgab. Er konnte sie nicht täuschen mit all dem Gerede, daß die Zähne dieser Frau ständige Behandlung nötig h ä tten. Und es war ganz sch ö n und gut, zu sagen, daß Mrs. Fieldings Haus besser im Schuß sei als ihr eigenes. War das etwa erstaunlich bei einer reichen Witwe ohne Anhang und ohne alle Verpflichtungen? Mrs. Fielding fiel es natürlich nicht schwer, die Männer anzulocken, wo sie sich wie eine Modepuppe kl eidete und einen solchen Lebens wandel führte. Sie, Mrs. Prendergast, hatte gesagt: »Wenn das nicht aufhört , lasse ich mich scheiden!« Seitdem hatte er alle seine Abende in London verbracht – und was mochte er dort nur...
    Der Inspe ktor unterbrach diesen Redefluß , indem er sich nach Mrs. Fieldings Adresse erkundigte.
    »Die kann ich Ihnen nicht geben«, erwiderte Mrs. Prendergast. »Sie hat hier in Nummer 57 gewohnt, aber sie ist ins Ausland gegangen, nachdem ich ein für allemal klargestellt hatte, daß ich mir dies nicht mehr bieten lassen würde. Man che Leute haben es doch gut. Ich bin seit unserer Hochzeits reise – und die führte nur bis Boulogne – nie wieder ins Ausland gekommen.«
    Nach dieser Unterredung legte der Inspektor Dr. Maggs nahe, bei seiner Suche nach Blausaure doch recht gründlich zu sein.
    Die letzte Zeugenaussage stammte von Gladys, dem Alleinmä dchen im Prendergastschen Haushalt. Sie hatte das Haus am Tage zuvor um sechs Uhr verlassen, sie sollte eine Woche Ferien nehmen, während die Prendergasts in Worthing waren. Mr. Prendergast hatte ihr in den letzten Tagen einen gequälten und nervösen Eindruck gemacht, doch das hatte sie nicht überrascht, weil sie wußte, daß er nur ungern bei der Familie seiner Frau weilte. Gladys hatte ihre Arbeit beendet, eine kalte Platte für den Hausherrn zurechtgemacht und war dann mit seiner Erlaubnis nach Hause gegangen. Mr. Prendergast hatte i hr auseinandergesetzt, daß er lä nger arbeiten werde – ein Patient aus Australien wollte vor seiner Heimreise rasch die Zähne in Ordnung bringen lassen – sie brauche aber nicht auf ihn zu warten. Es stellte sich heraus , daß Mr. Prendergast sein Abendessen kaum angerührt hatte, da er es wohl eilig hatte, fortzukommen. Der erwähnte Patient war vermutlich die letzte Person gewesen, die Mr. Prendergast lebend gesehen hatte.
    Als nächstes wurde das Anmeldebuch des Zahnarztes geprüft . Der Patient war dort eingetragen als »Mr. Williams 17.30«, er wohnte in einem kleinen Hotel in Bloomsbury. Von dem Geschäftsführer des Hotels erfuhr man, daß Mr. Williams sich dort eine Woche au fgehalten habe. Er habe keine nä here Adresse angegeben, nur Adelaide, und erwähnt , daß er die Heimat zum erstenmal nach zwanzig Jahren wieder besucht und keine Freunde in London habe. Leider könne man nicht mit ihm sprechen. Am Vorabend gegen halb elf habe er durch einen Boten seine Rechnung bezahlen und sein Gepäck abholen lassen, ohne eine Adresse für das Nachschi ck en der Post zu hinterlassen. Es sei kein konzessionierter Bote gewesen, sondern ein Mann mit einem Schlapphut und einem schweren dunklen Mantel. Der Nachtportier habe sein Gesicht nicht deutlich sehen können, da nur eine Lampe in der Halle brannte. Der Mann habe zur Eile gedrängt , da Mr. Williams den Zug nach Dover am Waterloo-Bahnhof

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