Seine Lordschaft lassen bitten
mit.«
»Hatte er Geld?«
»Das wußte niemand. Er h ätte eigentlich etwas haben müs sen – er war ein reicher Mann, als er sich zur Ruhe setzte. Aber als wir seinen Nachla ß prüften, stellte sich heraus, daß er bei der Glasgower Bank nur ein Konto von etwa fünfhundert Pfund hatte. Anscheinend hat er vor ungefähr zwan z ig Jahren fast alles abgehoben. Um die Zeit machten einige große Banken pleite, und da muß er es mit der Angst bekommen haben. Aber wo er das Geld gelassen hat, das mag der Kuckuck wissen.«
»Hat es wahrscheinlich in einen alten Strumpf gesteckt.«
»Ich denke mir, Vetter Robert erhofft das sehnlichst.«
»Vetter Robert? «
»Er erbt den Rest. Entfernter Verwandter von mir und der einzige, der noch den Namen Ferguson trägt. Er war schreck lich aufgebracht, als er entdeckte, daß er nur fünfhundert Pfund bekam. Er ist ein ziemlich lebenslustiger Geselle, dieser Robert, und h ä tte gut ein paar tausend gebrauchen können .«
»Ach so. Na, wie w ä r's, wenn wir uns nun dem Frühstück zuwendeten. Du kannst Groß onkel Joseph wohl woanders unterbringen. Der Anblick ist nicht gerade begeisternd.«
»Ich dachte, du h ä ttest ei ne besondere Vorliebe für anato mische Präparate .«
»Habe ich auch, aber nicht auf dem Frühstuckstisch. ›Ein Platz für alles und alles a n seinem Platz‹, wie meine Groß mut ter zu sagen pflegte. Auß erdem würde Maggie einen Schock bekommen, wenn sie das s ä he.«
Macpherson lachte und stellte den Beh ä lter in einen Schrank.
»Maggie ist schockfest. Ich habe mir ein paar Knochen und dergleichen mitgebracht, um in den Ferien daran zu arbeiten. Ich steuere nämlich auf das Staatsexamen zu. Sie wird einfach denken, dieser Beh ä lter gehöre auch mit dazu. Willst du eben auf die Klingel drücken, alter Junge? Wollen mal sehen, wie die Forellen schmecken.«
Die Haushä lterin erschien in der Tür, in der einen Hand eine Schale mit gegrillten Forellen, in d er anderen einen Teller mit gerösteten Haferkuchen.
»Das sieht sehr appetitlich aus, Maggie«, lobte Wimsey und schnüffelte verständnisinnig , während er sich einen Stuhl heranzog.
»Ja, Sir, die Fische sind gut, nur viel zu klein.«
»Nicht ärgern «, mahnte Macpherson. »Sie sind das einzige Ergebnis eines Tages auf Loch Whyneon, an dem ich Höllen qualen ausgestanden habe. Eine brennende Sonne und ein scharfer Ostwind haben mir bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. Ich hä tte mich h eute morgen beinahe nicht rasie ren können.« Er strich sich in Erinnerung daran mit der Hand über sein rotes, abgeschaltes Gesicht. »Au! Es wehte eine ziemlich steife Brise, und das Boot schaukelte dauernd hin und her wie in der Bucht von Biskaya.«
»Schauderhaft! Aber das Wetter ändert sich. Das Barometer ist gefallen. Der Regen wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.«
»Wird auch höchste Z eit«, meinte Macpherson. »Die Bä che sind fast trocken und der Fleet führt nur wenig Wasser.« Er blickte dur chs Fenster auf den kleinen Fluß , der am unteren Ende des Gartens hell und lustig über die St eine plätscherte . »Wenn wir jetzt nur ein paar Tage Regen bekamen, würden wir großartig fischen können.«
» Natürlich gerade jetzt, wo ich abreisen muß«, bemerkte Wimsey.
»J a. Kannst du denn nicht etwas lä nger bleiben? Ich m ö chte gern ein paar Seeforellen fangen.«
»Tut mir leid, alter Freu nd, es geht nicht. Ich muß Mitt woch in London sein. Macht nichts. Ich habe die frische Luft und das Golfspielen sehr genossen.«
»Du mußt wiederkommen. Ich bleibe noch einen Monat hier – muß Kräfte fürs Examen sammeln. Wenn du nicht kommen kannst, bevor ich gehe, schieben w ir es bis August auf und schieß en dann Waldhühner. Das Haus steht dir immer zur Verfügung, Wimsey.«
»Vielen Dank. Es kann sei n, daß ich eher mit meinen Ange legenheiten fertig werde, als ich denke, und wenn das der Fall wäre, würde ich hier wieder auftauchen. Wann ist dein Groß onkel doch noch gestorben?«
Macpherson starrte ihn an.
»Irgendwann im April, soviel ich mich erinnern kann. Warum?«
»Nichts weiter – ich wollte es nur wissen. Du warst bei ihm gut angeschrieben, nicht wahr?«
»So ziemlich. Ich glaube, der alte Knabe mochte es ganz gern, daß ich von Zeit zu Zeit an ihn dachte. Alte Leute freuen sich nämlich über kleine Aufmerksamkeiten.«
»Hm. Na, es ist eine merkwürdige Welt. Wie war doch sein Name?«
»Ferguson – Joseph Ferguson, wenn du es ganz genau wissen
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