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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Sie die Kinder fort. Das ist nichts für sie.«
    Er schritt auf die Tür zu, hämmerte auf sie los und forderte das, was dahinter lag, im Namen des Gesetzes auf, zu öff nen.
    Es folgte keine Antwort. Natürlich nicht.
    »Gib mir die Brechstange.«
    Der Polizist setzte die Stange am Schlo ß an. Es knackte. Er preß te st ä rker, und die Tür g ab plötzlich nach. Im selben Au genblick erhob sich ein riesiger Fliegenschwarm von einem gewissen Etwas, das dicht dahinter lag.
    Im Speisezimmer eines netten Hotels in Clacton lächelte ein junger Mann seiner Frau über den Frühstückstisch hinweg zu.
    »Besser als Buttercup Road, nicht wahr, Helen?« meinte er.
    »Einfach wunderba r. Oh, Hugh! Ich dachte, ich müß te verrückt werden in der entsetzlichen Wohnung. Haben wir nicht ein Mordsglück gehabt, daß du den Scheck bekamst?«
    »Ja, gerade zur rechten Zeit. Ich wußte nicht mehr aus noch ein, altes Mädchen. Ich fürchte, ich war ein wenig grob. Töricht , sich so aufzuregen. Aber meine Nerven waren total kaputt.«
    »Ich weiß, Liebster. Aber es macht nichts. Ich war genauso erledigt. Jedenfalls eine herrl iche Idee, dem Milieu eine Zeitlang zu entrinnen. Weiß t du, als du die Nachricht brachtest und ich losgehen konnte, um mir neue Kleider zu kaufen – oh, Hugh! das war einfach himmlisch. Das war das Schönste am Ganzen. Und als ich im Liverpool-Street-Bahnhof sa ß und auf dich wartete, mußte ich von Zeit zu Zeit die Pakete kneifen, um mich zu vergewissern, daß es kein Traum war.«
    »Ja. Ich habe auch beinahe Kopf gestanden vor Freude. Fast habe ich den Zug verpa ß t, da ich unbedingt das letzte Kapitel zu Ende bringen wollte.«
    »Ich weiß. Aber du hast es doch noch geschafft.«
    »Ja, aber ich muß dir etwas beichten. Ich habe glatt vergess en, die Milch abzubestel len, wie du mir aufgetragen hat test. «
    »Ach, pfeif auf die Milch! Wir brauchen jetzt die Groschen nicht zu zahlen.«
    » Hört, hö rt!«
    Der jun ge Mann schlug seine Zeitung auf. Dann platzte er beinahe vor Lachen.
    »Mein Gott! Sieh dir das bloß an!«
    Die junge Frau starrte auf die Überschrift .
    » Hugh! Wie schrecklich! Diese gräß liche Mrs. Bowles! Und der törichte alte Mann von unten, der seine Nase in alles steckt. › Verdächtig aussehender Mann‹ – du meine Güte, Hugh! Wir können uns dort kaum wieder sehen lassen. Aber sag mal, mein Lieber, was hat das mit diesem Geruch auf sich?«
    »Geruch?«
    Eine tiefe Rote überzog langsam das Gesicht des jungen Mannes.
    »Hugh!« sagte seine Frau. »Du hast doch wohl nicht den Schellfisch auf dem Tisch liegenlassen?«

DasVermächtnis
    »Um alles in der Welt, was ist denn das?« fragte Lord Peter Wimsey.
    Thomas Macph erson schälte den hohen Glasbehä lter aus seinen letzten Stroh- und Papierh üllen und stellte ihn behut sam aufrecht neben den Kaffeetopf.
    »Das ist«, erwiderte er, »Groß onkel Josephs Vermächtnis .«
    »Und wer ist Groß onkel Joseph?«
    »Er war der Onkel meiner Mutter. Hie ß Ferguson. Exzen trischer alter Kauz. Ich hatte einen besonderen Stein bei ihm im Brett.«
    »Das merkt man. Ist das alles, was er dir vermacht hat?»
    »Hm, ja. Er behauptet immer, eine gute Verdauung sei das Wertvollste, das ein Mensch besitzen könne .«
    »Darin hatte er nicht unrecht. Ist dies die seine? Besa ß er eine gute?«
    »Das kann man wohl sag en. Er ist fünfundneunzig gewor den und nicht einen Tag krank gewesen.«
    Wimsey betrachtete den Glasbehälter mit großem Re spekt.
    »Woran ist er denn gestorben?«
    » St ü rzte sich vom sechsten Stock aus dem Fenster. Er hatte einen Schlaganfall erlitten, und die Arzte gaben ihm zu ver stehen – vielleicht hat er es auch selbst erraten –, daß das der Anfang vom Ende sei. Er hinter ließ einen Brief, darin stand, er sei nie in seinem Leben krank gewesen und wolle jetzt nicht damit anfangen. Das Urte il lautete natürlich: vorüberge hende geistige Umnachtung. Aber ich glaube, er hatte alle seine fünf Sinne beieinander.«
    »Das scheint mir auch so. W as war er eigentlich von Be ruf?«
    » Geschäftsmann – Schiffbauindustrie, glaube ich. Aber er hatte sich schon vor langer Zeit zur Ruhe gesetzt. Er war ein Einsiedler, wie es in den Zeitungen heißt. Lebte ganz für sich allein in einer kleinen Etage im obersten Stockwerk eines Hauses in Glasgow u nd verkehrte mit niemandem. Ver schwand oft tagelang, und niemand wußte wohin oder warum. Ich besuchte ihn gewöhnlich einmal im Jahr und brachte ihm eine Flasche Whisky

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