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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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schüttelte sich rachsüchtig und kippte Wimsey einen kalten Wasserfall in den Nacken.
    Die Hundemutter hauste mit ihren Sprößlingen in einer bequemen, luftigen Hütte im Stallgebäude. Ein junger Mann in Kniehosen und Gamaschen kam zum Vorschein, um die Besucher zu begrüßen, und reichte ihnen ein paar kleine Hundebündel zur Besichtigung hin. Wimsey setzte sich auf einen umgestülpten Eimer und besah sich ein Bündel nach dem anderen mit ernsthafter Miene. Die Hündin knurrte ein wenig, kam aber nach vorsichtiger Beschnüffelung seiner Stiefel zu dem Schluß, daß er vertrauenswürdig sei, und besabberte freundschaftlich seine Knie.
    »Na, wie alt sind sie denn nun?« fragte Mr. Frobisher- Pym.
    »Dreizehn Tage, Sir.«
    »Hat sie genug Milch?«
    »Reichlich, Sir. Sie bekommt etwas von dem Malzpräparat. Scheint ihr gut zu bekommen, Sir.«
    »Ach ja, richtig. Plunkett war nicht so ganz dafür. Aber es wurde mir sehr empfohlen. Plunkett hat für Experimente nicht viel übrig, und im allgemeinen gebe ich ihm recht. Wo ist er übrigens?«
    »Er fühlt sich heute morgen nicht sehr wohl, Sir.«
    »Das tut mir leid, Merridew. Wieder mal der leidige Rheumatismus?«
    »Nein, Sir. Wie Mrs. Plunkett mir erzählte, hat er eine Art Schock erlitten.«
    »Einen Schock? Was für einen Schock? Hat doch wohl nichts mit Alf oder Elsie zu tun?«
    »Nein, Sir. Tatsächlich – ich meine, soviel ich weiß, hat er etwas gesehen, Sir.«
    »Was soll das heißen: etwas gesehen?«
    »Nun, Sir, wie er sagt, war's eine Art Warnung.«
    » Eine Warnung? Gütiger Himmel, Merridew, solche Marotten darf er sich nicht in den Kopf setzen. Ich bin erstaunt über Plunkett. Ich habe ihn stets für einen vernünftigen Mann gehalten. Von was für einer Warnung hat er denn gesprochen?«
    »Das weiß ich nicht, Sir.«
    »Er hat doch bestimmt erwähnt, was er zu sehen glaubte.«
    »Ich kann es wirklich nicht sagen, Sir.«
    »So etwas geht ja nicht. Ich muß Plunkett unbedingt sprechen. Ist er in seinem Häuschen?«
    »Ja, Sir.«
    »Wir werden sofort hingehen. Sie haben doch nichts dagegen, Wimsey? Ich kann nicht einfach zusehen, wie Plunkett sich krank macht. Wenn er einen Schock gehabt hat, müssen wir einen Arzt holen. Also, machen Sie nur weiter Merridew. Ich kann mir einfach nicht vorstellen«, fuhr er fort, als er Lord Peter an einem Gewächshaus vorbei zu einem schmu c ken Häuschen führte, das von seinem eigenen Gemüsegarten umgeben war, »was für ein Ereignis Plunkett so aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Er wird natürlich auch älter, aber er dürfte doch nicht an solche Dinge wie Warnungen und Anzeichen glauben. Es ist unwahrscheinlich, was für merkwürdige Ideen sich die Leute hier in den Kopf setzen. In Wirklichkeit ist er vermutlich im ›Müden Wanderer‹ eingekehrt und hat auf dem Heimweg irgendwo Wäsche hängen sehen.«
    »Keine Wäsche«, korrigierte Wimsey mechanisch. Er besaß einen logischen Verstand, der die Torheit einer Idee sogar dann bloßstellte, wenn er gereizt zugab, daß die Sache unwesentlich sei. »Es goß gestern abend in Strömen. Und außerdem war's Donnerstag. Am Dienstag und Mittwoch war das Wetter schön. Also war die Wäsche längst trocken. Daher keine Wäsche.«
    »Nun gut, dann war's eben etwas anderes – ein Pfosten oder der weiße Esel der alten Mrs. Giddens. Plunkett trinkt leider manchmal einen über den Durst, aber er versteht sich gut auf Hunde, und da übersieht man das eben. Die hiesigen Bewohner sind sehr abergläubisch und können einem merkwürdige Dinge erzählen, wenn man ihr Vertrauen genießt. Sie würden staunen, wenn Sie wüßten, wie weit wir hier von der Zivilisation entfernt sind. In Abbots Bolton, nur fünfzehn Meilen von hier, darf man keinen Hasen schießen, wenn einem das Leben lieb ist. Hexen, wissen Sie, und ähnlicher Zauber. «
    »Das überrascht mich gar nicht. In manchen Teilen Deutschlands spricht man noch vom Werwolf.«
    »Was Sie nicht sagen! Na, hier wären wir.« Mr. Frobisher-Pym klopfte mit seinem Spazierstock laut an die Haustür und drückte die Klinke hinunter, ohne auf eine Einladung zu warten.
    »Sind Sie da, Mrs. Plunkett? Dürfen wir hereinkommen? Ah, guten Morgen. Hoffentlich stören wir nicht, aber Merridew erzählte mir, daß Plunkett nicht so ganz auf dem Damm sei. Dies ist Lord Peter Wimsey – ein sehr alter Freund von mir, das heißt, ich bin ein sehr alter Freund von ihm, ha, ha! «
    »Guten Morgen, Sir, guten Morgen, Ihre Lordschaft. Plunkett wird sich

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