Seine Lordschaft lassen bitten
ihn erpressen. Er war eben der Typ, der glaubt, alles könne mit Geld abgemacht werden. Auch er war der Ansicht, daß ein Sohn von ihm völlig berechtigt sei, ein junges Mädchen zu verführen, das für seinen Lebensunterhalt arbeitete. Ich will nicht behaupten, daß Martin im Recht war – «
»Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, fürchte ich«, entgegnete die Dame. »Er hat das Mädchen j edenfalls geheiratet, und warum hätte er das tun sol len, wenn er es nicht mußte? «
»Du weißt aber, daß sie nie Kinder gehabt haben«, warf Mr. Frobisher-Pym ein.
»Das mag sein, wie es will. Ich bin fest überzeugt, daß das Mädchen mit den Eltern unter einer Decke steckte. Und du weißt, daß die Martin Burdocks seitd em immer in Paris gelebt haben. «
»Das stimmt«, gab ihr Mann zu. »Es war eine unglückselige Angelegenheit, wie man's auch nimmt. Man hatte einige Schwierigkeiten, Martins Adresse ausfindig zu machen, aber er wird sicher bald kommen. Wie ich höre, ist er damit beschäftigt, einen neuen Film zu drehen. Da kann er vielleicht nicht rechtzeitig zur Beerdigung abkommen.«
»Wenn er irgendwelche natürlichen Gefühle hätte, ließe er sich nicht durch einen Film abhalten.«
»Meine Teuerste, es gibt so etwas wie Kontrakte mit sehr schweren Geldstrafen, wenn man sie bricht. Und ich glaube nicht, daß Martin es sich leisten kann, eine große Summe zu verlieren. Von seinem Vater wird er kaum etwas erben.«
»Dann ist Martin wohl der jüngere Sohn?« fragte Wimsey mehr aus Höflichkeit als aus Interesse an dem abgedroschenen Thema dieses dörflichen Melodramas.
»Nein, er ist der Älteste. Das Haus und der Besitz sind natürlich ein unveräußerliches Erblehen. Aber es steckt kein Geld in dem Land. Der alte Burdock hat sein Vermögen während der Hochkonjunktur in Gummi gemacht, und das Geld bekommt der, dem er es vererbt. Wer das ist, weiß keiner, denn bislang hat man noch kein Testament entdeckt. Wahrscheinlich hat er es Haviland hinterlassen.«
»Ist das der jüngere Sohn?«
»Ja. Er bekleidet einen Posten in der City – Direktor einer Gesellschaft –, hat etwas mit Seidenstrümpfen zu tun, soviel ich weiß. Niemand hat viel von ihm gesehen. Als er vom Tode seines Vaters erfuhr, kam er sofort her. Er wohnt bei Hancocks. Das große Haus ist unbewohnt, seitdem der alte Burdock vor vier Jahren nach Amerika ging. Haviland hat es nicht der Mühe wert gefunden, es herrichten zu lassen, bevor man weiß, was Martin damit vorhat. Daher wird die Leiche auch in die Kirche gebracht.«
»Bestimmt viel weniger Arbeit«, bemerkte Wimsey.
»O ja – aber meiner Ansicht nach sollte Haviland nachbarlicher handeln. Wenn man bedenkt, was für eine Rolle die Burdocks hier immer gespielt haben, so konnten die Leute mit Recht einen angemessenen Empfang nach der Beerdigung erwarten. Das ist nun einmal so üblich. Aber diese Geschäftsleute halten weniger auf Tradition als wir hier. Und da Haviland bei den Hancocks zu Gast ist, kann er natürlich nicht viel sagen wegen der Kerzen und Gebete und so weiter.«
»Vielleicht nicht«, meinte Mrs. Frobisher-Pym, »aber es wäre schicklicher gewesen, wenn Haviland zu uns gekommen wäre, denn die Hancocks kennt er doch kaum.«
»Meine Liebe, du hast wohl die sehr unangenehme Auseinandersetzung vergessen, die ich mit Haviland hatte, weil er auf meinem Grund und Boden jagte. Nach der zwischen uns gewechselten Korrespondenz konnte ich ihm unmöglich meine Gastfreundschaft anbieten. Aber wir wollen Sie mit unserem Dorfklatsch nicht langweilen, Lord Peter. Was halten Sie von einem kleinen Inspektionsgang nach dem Frühstück? Es ist ein Jammer, daß es so stark regnet, und natürlich bietet der Garten um diese Jahreszeit nicht den allerbesten Anblick, aber ich habe da ein paar Schnepfenhunde, die Sie vielleicht interessieren.«
Lord Peter ging eifrig auf diesen Vorschlag ein, und wenige Minuten später knirschten seine Schritte über den nassen Kiesweg, der zu den Hundezwingern führte.
»Geht nichts über ein gesundes Landleben«, meinte Mr. Frobisher-Pym. »Meiner Ansicht nach ist London im Winter deprimierend. Man kann nichts anfangen. Ein paar Tage lasse ich mir gefallen, um wieder einmal ins Theater zu gehen. Aber wie Sie alle es dort wochenlang aushalten können, geht einfach über meinen Horizont. Ich sollte unbedingt mit Plunkett über diesen Bogengang sprechen«, setzte er hinzu. »Der muß geschnitten werden.«
Er brach eine baumelnde Efeuranke ab. Die Pflanze
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