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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Leute zu beschwichtigen, wäre er sogar ins Gefängnis gewandert. Deshalb ärgere ich mich über Hancock. Ich habe ja nichts dagegen, daß er sich Priester nennt, wenn auch für den guten alten Weeks, der doch immerhin Stiftsherr war, die Bezeichnung ›Geistlicher‹ gut genug war. Auch nichts gegen seine Meßgewänder. Meinetwegen kann er sich in unsere Nationalfahne hüllen. Aber wenn er den alten Burdock, von Kerzen umgeben, im Südschiff aufbahren und Hubbard, den Wirt von der ›Roten Kuh‹, und Duggins' Jungen ihm die halbe Nacht über Gebete sprechen läßt, dann geht das doch etwas zu weit. Die Leute mögen es nämlich nicht – wenigstens nicht die ältere Generation. Die kannten Burdock schließlich zu gut. Simpson, der Armenpfleger, kam gestern abend noch ganz unglücklich deswegen zu mir. Ich versprach ihm, mit Hancock zu reden, und das habe ich heute morgen auch getan. Aber man kann genausogut mit dem Westportal der Kirche reden.«
    »Mr. Hancock gehört zu den jungen Leuten, die sich einbilden, alles zu wissen«, erklärte seine Frau. »Ein vernünftiger Mann hätte auf dich gehört, Tom. Du bist in diesem Dorf Friedensrichter und hast dein ganzes Leben hier verbracht. Da liegt es doch auf der Hand, daß du bedeutend besser über die Gemeinde Bescheid weißt als er.«
    »Er beharrte auf der lächerlichen Einstellung, daß ein Mann das Gebet um so nötiger habe, je sündiger er sei. Worauf ich erwiderte: ›Ich glaube, selbst wenn wir beide mit vereinten Kräften beteten, so könnten wir ihn doch nicht aus den Regionen holen, in denen er jetzt weilt.‹ Ha, ha! Darauf sagte er: ›Ganz meine Meinung, Mr. Frobisher-Pym, darum lasse ich auch acht Wächter die ganze Nacht für ihn beten.‹ Darauf konnte ich nichts mehr sagen, das gebe ich zu.«
    »Acht Leute?« rief Mrs. Frobisher-Pym aus.
    »Nicht alle zur gleichen Zeit, wie ich höre, sondern schubweise, immer zwei auf einmal. Ich machte ihn natürlich darauf aufmerksam, daß er damit den Nonkonformisten eine Handhabe geben würde, was er nicht abstreiten konnte.«
    Wimsey nahm sich Marmelade. Die Nonkonformisten suchten anscheinend immer nach einer Handhabe. Da er jedoch in der Atmosphäre der Staatskirche aufgewachsen war, kannte er solche Meinungsverschiedenheiten und sagte einfach:
    »Schade, daß man in einem so kleinen Dorf zu solchen Extremen neigt. Es stört die Vorstellung von den einfachen Dorfvätern, vom Dorfschmied mit seiner im Chor singenden Tochter, vom alten hundertsten Psalm und dergleichen. Hat die Familie Burdock sich nicht dazu geäußert? Es sind doch einige Söhne vorhanden, nicht wahr?«
    »Nur noch zwei. Aldine ist ja gefallen, und Martin ist irgendwo im Ausland. Er ging weg nach dem Krach mit seine m Vater, und ich glaube nicht, daß er seitdem wieder in England gewesen ist.«
    »Weshalb haben sie sich denn verkracht?«
    »Oh, das war eine schimpfliche Angelegenheit. Martin hatte ein Mädchen unglücklich gemacht – eine Filmschauspielerin oder Stenotypistin oder etwas Ähnliches – und bestand darauf, sie zu heiraten.«
    »Oh?«
    »Ja, das war schrecklich von ihm«, nahm die Dame des Hauses die Erzählung auf, »wo er doch praktisch mit der einen Delaprime verlobt war – der mit der Brille, wissen Sie. Es gab einen schrecklichen Skandal. Fürchterlich vulgäre Leute kamen her, drängten sich ins Haus und wollten unbedingt den alten Mr. Burdock sprechen. Ich muß ja sagen, er hat sich ihnen gegenüber behauptet – er war kein Mann, der sich einschüchtern ließ. Er sagte ihnen glatt, daß das Mädchen selbst Schuld habe, und sie könnten Martin verklagen, wenn sie Lust hätten – er lasse sich nicht seines Sohnes wegen erpressen. Der Butler hat natürlich an der Tür gelauscht und die Geschichte im ganzen Dorf herumgetragen. Und dann kam Martin Burdock nach Hause und zankte sich mit seinem Vater, daß man es meilenweit hören konnte. Er erklärte, daß das Ganze erlogen sei und er das Mädchen sowieso heiraten wolle. Ich kann nicht verstehen, wie jemand in eine solche Erpresserfamilie einheiraten will.«
    »Meine Liebe«, bemerkte Mr. Frobisher-Pym in sanftem Ton., »du tust da, glaube ich, Martin und den Eltern seiner Frau unrecht. Wie Martin mir erzählte, sind es ganz anständige Leute, allerdings nicht vom selben Stande, und sie kamen in guter Absicht, um zu hören, was für Pläne Martin habe. Du hättest genauso gehandelt, wenn es deine Tochter gewesen wäre. Der alte Burdock bildete sich natürlich ein, sie wollten

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