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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ro bert ziemlich albern.
    »Nichts einfacher als das. Großonkel Joseph macht sei n Testament, schluckt seine Diamanten – «
    »Er muß ein guter Pillenschlucker gewesen sein«, sagt Maggie mit Respekt.
    » – und springt aus dem Fenster. Das wird jedem klar, de r das Testament gelesen hat. Er gab dir deutlich zu verstehen, Mac, daß du den Magen studieren solltest.«
    Robert Ferguson stieß einen schweren Seufzer aus.
    »Ich ahnte so etwas«, sagte er. »Deshalb habe ich mir ja da s Testament angesehen. Und als ich Sie dort traf, wußte ic h Bescheid. (Ha, dieses verfluchte Bein!) Aber nicht für eine n Augenblick habe ich mir träumen lassen – «
    Seine Augen glitten gierig abschätzend über die Diamanten.
    »Und was sind diese Steine wohl so wert?« erkundigte sic h Jock.
    »Ungefähr siebentausend Pfund das Stück, wenn man si e einzeln nimmt. Mehr noch in der Gesamtheit.«
    »Der Alte war ve rrückt«, sagte Robert zornig. »Ich werd das Testament anfechten.«
    »Ich glaube nicht«, mei nte Wimsey. »Es gibt nämlich ein Vergehen, das man als Einbruchdiebstahl bezeichnet.«
    »Mein Gott!« staunte Mac pherson, der die Diamanten wi e im Traum durch seine Hände gleiten lie ß. »Mein Gott!«
    »Siebentausend Pfund«, warf Jock dazwischen. »Habe ich Sie richtig verstanden, daß da jetzt eine Möwe herumfliegt, mit einem Diamanten im Wanst, der siebentausend Pfund wert ist? Ach, du liebes Leben! Der Gedanke ist geradezu schrecklich. Guten Tag, die Herren. Ich will zu Jimmy McTaggert gehen und ihn bitten, mir ein Gewehr zu leihen.«

Betrügerische Gespenster
    »Sie haben ja furchtbares Wetter mitgebracht, Lord Peter«, meinte Mrs. Frobisher-Pym in spielerischem Tadel. »Wenn das so weitergeht, wird man einen schlechten Tag für die Beerdigung haben.«
    Lord Peter Wimsey blickte aus dem Fenster des Frühstückszimmers auf den durchweichten grünen Rasen und die Büsche, wo der Regen unbarmherzig über die Lorbeerblätter strömte, die steif und glänzend wie Regenmäntel waren.
    »Man ist den Elementen einfach gräßlich ausgesetzt bei Begräbnissen«, stimmte er zu.
    »Ja, die alten Leute tun mir dann immer leid. In einem so kleinen Dorf ist es ungefähr das einzige Vergnügen, das sie im Winter haben. Es gibt ih nen wochenlang Gesprächsstoff.«
    »Handelt es sich um ein besonderes Begräbnis?«
    »Mein lieber Wimsey«, entgegnete sein Gastgeber. »Man merkt, daß Sie aus dem kleinen London kommen, denn Sie sind ja überhaupt nicht im Bilde. Little Doddering hat noch nie eine solche Beerdigung mitgemacht. Es ist ein Ereignis.«
    »Wirklich?«
    »Meine Güte, ja. Können Sie sich noch an den alten Burdock erinnern?«
    »Burdock? Warten Sie mal. Ist das nicht ein hiesiger Gutsbesitzer oder dergleichen?«
    »Er war's«, korrigierte Mr. Frobisher-Pym. »Nun ist er tot – starb vor ungefähr drei Wochen in New York und wird jetzt hierher überführt. Die Burdocks haben Hunderte von Jahren in dem großen Hause gelebt und sind alle hier auf dem Friedhof begraben außer dem einen, der im Kriege gefallen ist. Burdocks Sekretär hat die Nachricht von seinem Tode telegrafiert und erwähnt, daß die Leiche nach der Einbalsamierung folge. Das Schiff legt heute morgen in Southampton an, denke ich. Jedenfalls wird die Leiche mit dem Zug, der um sechs Uhr dreißig vo n London fährt, hier ankommen.«
    »Gehst du zum Bahnhof, Tom?«
    »Nein, meine Liebe. Ich glaube, das ist nicht nötig. Das ganze Dorf wird vertreten sein. Joliffes Leute sind in ihrem Element. Sie haben sich für diese Gelegenheit extra ein Paar Pferde vom jungen Mortimer geliehen. Ich hoffe nur, daß sie nicht über die Stränge schlagen und den Leichenwagen umwerfen. Mortimers Gäule sind im allgemeinen etwas lebhaft veranlagt.«
    »Aber, Tom, wir müssen doch den Burdocks etwas Achtung zollen.«
    »Wir gehen morgen zur Beerdigung, das ist völlig genug. Das müssen wir wohl mit Rücksicht auf die Familie tun, denn was den Alten selbst angeht, so würde wohl kaum jemand auf den Gedanken kommen, ihm Achtung zu erweisen.«
    »O Tom, er ist tot.«
    »Wurde auch endlich Zeit. Nein, Agatha, es hat keinen Zweck, so zu tun, als sei der alte Burdock nicht ein gehässiger, übelgelaunter, schmutziger alter Lump gewesen, dem die Welt nicht nachzutrauern braucht. Nach dem letzten Skandal, den er sich geleistet hat, wurde ihm der Boden zu heiß unter den Füßen. Er mußte das Land verlassen und nach Amerika gehen. Und wenn er nicht das Geld gehabt hätte, um die

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