Seine Lordschaft lassen bitten
seine Art zu trösten:
»An Ihrer Stelle würde ich mich nicht so sehr über die Kutsche aufregen. Sie können sich darauf verlassen, wenn es die Burdock-Kutsche ist, so will sie nur die Seele des alten Gutsbesitzers holen. Sie konnte ja deswegen nicht nach New York fahren, nicht wahr? Es ist sozusagen nur eine Vorbereitung für das Begräbnis morgen.«
»Das mag wohl sein«, stimmte Plunkett zu. »Man hat sie häufig in dieser Gegend gesehen, wenn jemand von den Burdocks gestorben war. Aber sie bringt dem, der sie sieht, furchtbares Unglück.«
Der Geda nke an das Begräbnis schien ihn j edoch ein wenig aufzuheitern. Die Besucher baten ihn nochmals, sich die Geschichte aus dem Kopf zu schlagen, und verabschiedeten sich von ihm.
»Ist es nicht erstaunlich«, fragte Mr. Frobisher-Pym, »was eine blühende Phantasie bei diesen Leuten fertigbringt? Und sie sind hartnäckig. Man kann sich den Mund fusselig reden.«
»Ja. Aber ich schlage vor, wir gehen einmal zur Kirche und sehen uns das Ganze an. Ich möchte gern wissen, wieviel er wirklich von seinem Platz aus sehen konnte.«
Die Pfarrkirche von Little Doddering steht, wie so viele Landkirchen, abseits von den Häusern. Die Hauptstraße von Herriotting, Abbotts Bolton und Frimpton führt am Westtor des Kirchhofs vorbei – es ist ein großer Friedhof mit vielen alten Grabsteinen. Auf der Südseite befindet sich ein schm aler, düsterer, von alten Ulmen beschatteter Weg, der die Kirche von den noch älteren Ruinen der Priorei von Doddering trennt. An der Hauptstraße, etwas weiter als der Punkt, wo der alte Prioreiweg einmündet, steht das Kriegerdenkmal, und von hier läuft die Straße in gerader Richtung nach Little Doddering. Um die übrigen zwei Seiten des Friedhofs schlängelt sich noch ein Weg, der im Dorf einfach als »Hintergasse« bekannt ist. Dieser zweigt etwa hundert Meter nördlich der Kirche von der Herriotting-Straße ab, mündet in das untere Ende des Prioreiwegs und läuft von da aus in Kurven nach Shootering Underwood, Hamsey, Thripsey und Wyck.
»Was Plunkett auch gesehen zu haben glaubt«, sagte Mr. Frobisher-Pym, »muß von Shootering gekommen sein. Die Hintergasse führt nur an ein paar Feldern und kleinen Häusern vorbei, und es liegt klar auf der Hand, daß jeder, der von Frimpton gekommen wäre, die Hauptstraße gewählt haben würde. Die Gasse ist durch den vielen Regen in einem schlechten Zustand. Ich fürchte, daß sogar Sie, mein lieber Wimsey, trotz Ihrer vorzüglichen Eigenschaften als Detektiv es nicht fertigbringen, Wagenspuren auf diesen modernen Schotterstraßen zu entdecken.«
»Wohl kaum«, gab Wimsey zu, »besonders, wenn es sich um eine Geisterkutsche handelt, die dahinrollt, ohne den Boden zu berühren. Aber Ihre Schlußfolgerung scheint wohlbegründet zu sein, Sir.«
»Wahrscheinlich waren es ein paar verspätete Lastwagen, die zum Markte fuhren«, setzte Mr. Frobisher-Pym hinzu. »Aberglaube und das hiesige Bier, fürchte ich, sind für den Rest verantwortlich. Aus dieser Entfernung hätte Plunkett nicht alle die Einzelheiten, die er erwähnte, erkennen können. Und wenn die Kutsche geräuschlos war, wie kam's, daß er sie überhaupt bemerkte, wo er doch schon über die Einbiegung hinaus war und in der anderen Richtung ging? Verlassen Sie sich darauf, er hat nur die Räder gehört und sich den Rest eingebildet.«
»Wahrscheinlich«, sagte Wimsey.
»Wenn die Wagen allerdings ohne Lichter fuhren«, gab sein Gastgeber zu bedenken, »müßte man der Sache natürlich auf den Grund gehen. So etwas ist gefährlich, besonders, wo diese vielen Autos auf den Straßen so rasen. Ich mußte den Leuten deswegen schon scharf ins Gewissen reden. Gerade neulich habe ich einem Mann dafür eine Geldbuße auferlegt. Haben Sie Interesse daran, die Kirche zu besichtigen, wo wir schon hier sind?«
Lord Peter, der wußte, daß eine Kirchenbesichtigung auf dem Lande nun einmal mit dazugehört, ging bereitwilligst darauf ein.
»Heutzutage ist sie immer offen«, erklärte der Friedensrichter, während er auf das Westportal zuschritt. »Der Vikar geht von dem Gedanken aus, daß Kirchen für Privatgebete immer offen sein sollten. Er kommt natürlich von einer Stadtpfarre. Die Leute in dieser Gegend sind immer draußen auf den Feldern, und man kann von ihnen nicht erwarten, daß sie in Arbeitskleidung und schmutzigen Stiefeln in die Kirche kommen. Sie würden es als unehrerbietig ansehen, und außerdem haben sie etwas anderes zu tun. Auch habe
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