Seine Lordschaft lassen bitten
nichts. Sie haben sich nichts Böses dabei gedacht, Sir, sie machen eben gern mal einen Streich. Der Vikar hat gut reden, Sir, aber es waren keine Kensitaner oder dergleichen, das kann jeder Blinde sehen. Nur ein kleiner Ulk, weiter nichts.«
»Zu der Überzeugung bin ich auch gekommen«, sagte Wimsey interessiert. »Aber ich möchte gern wissen, was Sie zu dieser Ansicht gebracht hat. «
»Gütiger Himmel, Sir, ist das nicht sonnenklar? Wären es diese Kensitaner gewesen, hätten sie sich dann nicht über die Kreuze und Bilder und Lichter und – das da hergemacht?« Er wies mit einem schwieligen Finger auf das Tabernakel. »Nein, Sir, die Burschen, die dies taten, haben nichts von dem angerührt, was man Heiligtümer nennen könnte – und sie haben auch nicht den Abendmahltisch berührt. Daher sage ich, es hat mit einem Glaubensstreit nichts zu tun, es ist nur ein kleiner Scherz. Außerdem haben sie Mr. Burdocks Leiche mit Respekt behandelt. Das deutet darauf hin, daß sie nichts Böses im Schilde führten. Leuchtet Ihnen das nicht ein?«
»Vollkommen«, entgegnete Wimsey. »Sie haben sich tatsächlich bemüht, nichts anzurühren, das ein Kirchenbesucher heilig hält. Wie lange sind Sie eigentlich schon im Dienst?«
»Im Februar werden es drei Jahre, Sir.«
»Haben Sie sich jemals mit dem Gedanken getragen, nach London zu gehen oder Detektiv zu werden?«
»Ja, Sir, das habe ich wohl. Aber es geht nicht immer so, wie man möchte. «
Wimsey nahm eine Karte aus seiner Brieftasche.
»Wenn Sie jemals ernstlich daran denken«, sagte er, »dann geben Sie diese Karte Herrn Oberinspektor Parker und unterhalten Sie sich mit ihm über die Sache. Sagen Sie ihm, ich sei der Ansicht, daß Sie hier nicht genug Gelegenheit hätten, Ihre Fähigkeiten zu entfalten. Er ist ein guter Freund von mir und wird Ihnen schon einen Weg bahnen. Das weiß ich.«
»Ich habe von Ihnen gehört, Mylord«, sagte der Polizist erfreut, »es ist sehr freundlich von Ihrer Lordschaft. Na, jetzt muß ich wohl weiter. Überlassen Sie die Sache nur mir, Mr. Frobisher-Pym, wir werden ihr schon auf den Grund kommen. «
»Wollen's hoffen«, entgegnete der Friedensrichter. »Inzwischen, Mr. Hancock, werden Sie wohl eingesehen haben, wie unratsam es ist, die Kirchentüren nachts offen zu lassen. Kommen Sie, Wimsey, wir wollen jetzt gehen, damit sie die Kirche für das Begräbnis in Ordnung bringen können. Was haben Sie denn da entdeckt?«
»Nichts«, antwortete Wimsey, der auf den Fußboden der Marienkapelle gestarrt hatte. »Ich befürchtete, Sie hätten den Holzwurm hier, aber ich sehe, es ist nur etwas Sägemehl.« Mit diesen Worten wischte er sich die Finger ab und folgte Mr. Frobisher-Pym aus dem Gebäude.
Wenn man auf dem Dorfe lebt, muß man an den Interessen und Vergnügungen der Bevölkerung teilnehmen. Daher beteiligte sich auch Lord Peter pflichtschuldigst an der Beerdigung des Gutsbesitzers Burdock und sah, wie der Sarg unversehrt in die Erde gelassen wurde. Trotz des Sprühregens hatte sich ein großes, ehrfürchtiges Gefolge eingefunden. Nach der feierlichen Handlung wurde Wimsey Mr. und Mrs. Haviland Burdock vorgestellt und fand seinen früheren Eindruck bestätigt, daß die Dame sich gut, beinahe zu gut kleidete, wie das ja auch von einer Frau zu erwarten war, deren Garderobe sich auf Seidenstrümpfen aufbaut. Sie war eine hübsche Person in einer auffallenden, großangelegten Art, und die Hand, die Wimseys Finger umfaßt hielt, war ziemlich schmerzhaft mit Brillanten bespickt. Haviland neigte zu Freundlichkeit – ein Seidenwarenfabrikant hatte ja auch keine Veranlassung, sich reichen Herren aus altem Adel gegenüber anders zu verhalten. Er schien Wimseys Ruf als Antiquitäten- und Büchersammler zu kennen und lud ihn herzlich ein, das alte Haus zu besichtigen.
»Mein Bruder Martin ist noch im Ausland«, meinte er, »aber er würde sich bestimmt freuen, wenn Sie sich das Haus ansähen. Es sollen einige sehr schöne alte Bücher in der Bibliothek sein. Wir werden bis Montag hierbleiben, falls Mrs. Hancock uns noch solange behalten will. Wie wär's, wenn sie morgen nachmittag kämen?«
»Mit dem größten Vergnügen«, erklärte Wimsey.
Hier mischte sich Mrs. Hancock ein und fragte, ob Lord Peter nicht vorher erst ins Pfarrhaus zum Tee kommen wolle.
»Sehr freundlich von Ihnen«, erklärte Wimsey.
»Es bleibt also dabei«, bemerkte Mrs. Burdock, »Sie und Mr. Frobisher- Pym kommen zum Tee, und dann werden wir uns alle das Haus
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