Seine Lordschaft lassen bitten
Grinch nicht. Sie haben jedoch gründlich in der Kirche nachgesehen, und es schien nichts gestohlen oder in Unordnung gebracht worden zu sein. Dann kam der Vikar hinzu, dem sie den ganzen Vorgang berichteten. Er war natürlich ganz entsetzt, und sein erster Gedanke war, als er entdeckte, daß die Ornamente und die Armenkasse nicht gestohlen waren, daß einige die Hostie aus dem – wie nennt man das Ding doch? – gestohlen haben könnten.«
»Tabernakel«, schlug Wimsey vor.
»Ganz recht, das ist der Name. Der Gedanke beunruhigte ihn sehr. Er hat es dann aufgeschlossen und nachgesehen, aber die Hostie war noch da. Also schickte er Mrs. und Miss Hancock nach Hause und hielt draußen vor der Kirche Umschau. Das erste, was er entdeckte, war das Motorrad des jungen Rawlinson, das im Gebüsch beim Südportal lag.«
»Aha! «
»Sein nächster Gedanke war daher, Rawlinson und Hubbard aufzustöbern. Er brauchte jedoch nicht weit zu suchen. Als er zum Heizungsraum an der Nordseite kam, hörte er einen fürchterlichen Radau. Es wurde geschrien und an die Tür gehämmert. Er holte sich also Grinch, und beide guckten durch das kleine Fenster hinein. Dort, bitte sehr, entdeckten sie dann Hubbard und den jungen Rawlinson, die schrien, tobten und die fürchterlichsten Ausdrücke gebrauchten. Es stellte sich heraus, daß man mit ihnen in derselben W eise verfahren war wie mit den beiden Frauen, aber ehe sie die Kirche betraten. Rawlinson hatte den Abend mit Hubbard verbracht. Um die Hausbewohner nicht so früh zu stören, hätten sie hinten in der Bar ein Nickerchen gemacht – so sagten sie jedenfalls, aber in Wirklichkeit werden sie sich wohl einen kräftigen Schluck genehmigt haben. Und wenn das Hancocks Vorstellung ist von einer geziemenden Vorbereitung für Kirche und Gebet, so kann ich nur sagen, ich teile sie nicht. Jedenfalls brachen sie kurz vor vier Uhr auf. Am Südtor, das zugeschoben war, mußten sie absteigen, und als Rawlinson das Rad den Weg hinaufschob, sprangen mehrere Männer hinter dem Gebüsch und den Bäumen hervor. Es gab ein kleines Handgemenge, aber da sie das Motorrad hatten und das Ganze so unerwartet kam, konnten sie nicht viel machen. Außerdem warfen ihnen die Männer Decken über die Köpfe. Dann wurden sie im Heizungsraum eingeschlossen. Wenn inzwischen der Schlüssel nicht gefunden wurde, mögen sie immer noch dort sein. Es müßte eigentlich ein zweiter Schlüssel vorhanden sein, aber ich weiß nicht, wo der geblieben ist.«
»Dann haben sie ihn also diesmal nicht im Schlosse stecken lassen, wie?«
»Nein. Man schickte nach dem Schlosser. Ich will eben hingehen, um zu sehen, wie es steht. Möchten Sie mitkommen, wenn Sie fertig sind?«
Wimsey willigte ein. Alles, was ein Problem darstellte, faszinierte ihn.
»Sie sind übrigens ziemlich spät nach Hause gekommen«, bemerkte Mr. Frobisher-Pym leutselig, als sie aus dem Hause gingen. »Haben wohl die alten Zeiten durchgehechelt, was?«
»Allerdings«, entgegnete Wimsey.
»Die alte Mähre hat sich doch wohl gut aufgeführt. Einsame Straße, nicht wahr? Sie haben hoffentlich nichts Schlimmeres gesehen als sich selbst, wie man so zu sagen pflegt.«
»Nur einen Polizisten«, log Wimsey. Er war sich noch nicht schlüssig, ob er über die Phantomkutsche reden sollte. Zweifellos würde Plunkett erleichtert sein, wenn er wüßte, daß er nicht der einzige war, der eine »Warnung« bekommen hatte. Aber war es auch wirklich die Geisterkutsche gewesen und nicht eine von Whisky und Erinnerung erzeugte Illusion? Bei Tageslicht besehen, war Wimsey seiner Sache nicht allzu sicher.
Als sie bei der Kirche anlangten, fanden der Friedensrichter und sein Gast eine stattliche Schar versammelt. In die Augen stachen der heftig gestikulierende Vikar in Soutane und Birett und der Dorfpolizist, dessen Uniformrock schief zugeknöpft war und dessen Würde darunter litt, daß die Kinderwelt des Dorfes sich an seine Beine klammerte. Er hatte soeben die Aussagen der beiden Männer sortiert, die endlich aus dem Kohlenkeller befreit worden waren. Der jüngere der beiden, ein frischer, kecker Bursche von etwa fünfundzwanzig Jahren, war gerade dabei, sein Motorrad in Gang zu bringen. Er begrüßte Mr. Frobisher-Pym freundlich. »Leider hat man uns etwas geduckt, Sir. Sie entschuldigen mich, nicht wahr? Ich muß schleunigst zurück nach Herriotting. Mr. Graham ist nicht erfreut, wenn ich zu spät ins Büro komme. Ich glaube, ein paar lustige Gesellen haben sich einen Scherz
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