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Seine Zeit zu sterben (German Edition)

Seine Zeit zu sterben (German Edition)

Titel: Seine Zeit zu sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Ostermaier
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Glasschiebetür vor ihr öffnete und der Rezeptionist mit der Hand auf dem Telefon erstarrte.

9
    »Du hättest doch wissen müssen, dass heute die Streif ist!« Yvonne steckte ihre Ski in den Schacht vor der Gondel, die stoisch lief.
    »Aber nicht …«
    »Was?«, unterbrach ihn Yvonne und setzte sich in die hintere Ecke der Gondel. »Aber nicht alles besser als du!«, wollte Christoph schreien, aber seine Stimme fiel nach innen, als schrie er sich selbst an.
    »Setz dich auf die andere Seite«, fuhr ihn Yvonne an.
    »Warum?«, er zog seine Handschuhe aus und stopfte sie in den Helm.
    »Weil wir sonst aus dem Gleichgewicht sind. Oder siehst du jemand anderes in dieser Gondel?« Yvonne schob ihre Spiegelbrille von den Haaren über ihre Augen.
    »Hatten wir nicht einmal geträumt, allein in der Gondel …«, Christoph streifte mit seinem Skistecken Yvonnes linken Skischuh.
    »Und die 70.000, die nach oben starren«, sie kickte seinen Stecken weg.
    »Aber wir sind doch in der Maierlgondel und nicht am Hahnenkamm!«
    »Ja, weil du vergessen hast, dass heute die Streif ist und du einen Steifen bekommst, wenn du in der Gondel hockst! Wie lange braucht sie nach oben? Fünf Minuten? Das reicht dir doch, rein, raus, Reißverschluss zu. Aber mir reicht das nicht. Vielleicht einer dieser Schlampen, die deinen Hahnenkamm kraulen. Ich hab von einem Schlepplift eher einen Orgasmus als mit dir in der Gondel und deinem Gigolo-Gegockel.« Sie drehte sich ihre Kopfhörer in die Ohren.
    Christoph nahm seinen Skistecken und stieß seine Spitze unvermittelt in Yvonnes Brust. Er durchbohrte ihr Herz, warf sich mit seinem ganzen Gewicht, das Herz auf den Griff gestützt, gegen sie und drückte sie an die Scheibe, bohrte, drückte und drehte, bis das Blut ihm ins Gesicht spritzte und ihre Hände nicht länger den Stecken umklammerten und das Einzige, was sich noch an ihr bewegte, die Musik aus ihrem Kopfhörer war, der über den Blutflecken baumelte und stöhnte.
    »Was starrst du mich so an?«, Yvonne holte Christoph aus seiner Phantasie. »Bist du eingeschnappt? If looks could kill. Erst willst du mich ficken, und jetzt träumst du wahrscheinlich davon, mich aus der Gondel zu werfen und dir so ein junges Ding einzufangen oder Babette, die Schlampe.«
    »Wir sind gleich da. Schau dir nur dieses Wetter an.«
    »Ach, wir reden jetzt über das Wetter. Also ich glaube, es wird schneien, so strahlendblau wie der Himmel ist. Ein Schneesturm. Ich bin mir sicher, es gibt einen Schneesturm. Und weißt du was, er sitzt dir genau gegenüber. Wenn du glaubst, ich mach hier mit deinem Bilderbuchwetter mit, hast du dich getäuscht.«
    »Nicht einmal die Streif ist so eisig wie du.«
    »Liebst du es nicht eisig? Vergiss deinen Handschuh nicht. Warum trägst du überhaupt diese Seideninnenhandschuhe. Du bist doch keine Frau. Friert dich an den Fingern? Soll ich blasen? Kauf dir Fäustlinge. Dann bekommst du auch mal eine Faust zustande.« Die Tür ging auf, Yvonne war mit zwei Schritten draußen, hatte sofort ihre Ski in der Hand und war schon drei Meter entfernt, als Christoph endlich hinter ihr stand.
    »Was heißt das? Wo fahren wir?«
    »Getrennt«, sagte sie und katapultierte sich die Kante hinunter, versuchte, ihm davonzufahren, ihn, wenn sie schnell genug wäre, im Ungewissen zu lassen, ob sie wieder ganz hinunterführe oder aber mit dem Ochsalmlift zur Ehrenbachhöhe hinauf. Aber konnte sie so schnell sein, würde er so lange brauchen in seiner frustriert nervösen Ungeschicklichkeit, die Bretter unter die Füße und ins Laufen zu bringen? Oder hatte er die Schnauze voll von ihrer Eifersucht, ihren Nadelstichen, die längst zu Messerstichen geworden waren, die ihn nicht necken, nicht reizen, sondern verletzen sollten, zur Weißglut bringen, provozieren, dass er ausbrach, sie anschrie, alles, was er finden konnte, nach ihr warf, sie schlug, fast schlug, kurz davor wäre, so weit wäre, dass es keinen Unterschied mehr machen würde für ihn, für sie, weil dann alles klar und beendet wäre. Aber sie wollte, wenn sie miteinander schliefen, dass er sie schlug, nicht prügelte, ihr nicht weh tat, aber dass sie seine Kraft spürte, seine angespannten Muskeln, seine Aggressivität, dass er zeigen wollte, dass er der Mann ist, der sie beherrschen wollte, weil sie das wollte, dass er sie anherrscht, dass er endlich den Schritt weiterging, vor dem er scheute, dass er seine Scheuklappen abwarf und durchging, in ihr, auf ihr durchging, dass er nicht mehr mit

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