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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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er unsere Abmachung völlig vergessen hat – abgelenkt von der Arbeit oder Schlimmerem. Ich gebe mich gelassen und unbekümmert, rühre das Thai-Hühnchen um, das ich auf die Schnelle gekocht habe, singe laut und unmelodisch zu den Carpenters, die aus dem blechernen Transistorradio auf der Küchentheke dröhnen. Ich höre ihn nicht mal hereinkommen.
    »Close to You«, stimmt er ein, als er hinter mir auftaucht und die Musik ausschaltet.
    »Mir gefällt der Song!«
    »Ich weiß. Und ich habe dich vor dir selbst gerettet.«
    Ganz verschwitzt vom Fitnesscenter ragt er über mir auf und riecht nach seiner ganz speziellen Ausdünstung. Er hat rotblondes Haar und ist ein schlaksiger Typ mit einer jungenhaften Was-kostet-die-Welt-Ausstrahlung. Er ist aktiv und voller Tatendrang, einfach ständig in Bewegung, und ja, bevor Sie fragen, ich bin mehr als nur ein bisschen in ihn verliebt. Das war ich schon immer, seit er im letzten Schuljahr in meinen Geschichtskurs kam. Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können: Meine Eltern befanden sich mitten in ihrem grausamen Trennungsprozess, und ich war für jede Ablenkung zu haben.
    James war ein Armeekind, der Jüngste von drei Jungs, und seine Familie war erst vor Kurzem nach Northwood, diesen langweiligen, vom Marinestützpunkt beherrschten Vorort von North London, versetzt worden, wo auch wir wohnten. Wenn man wie er ein Leben ständiger Entwurzelung führte, konnte sich das auf zweierlei Weise auswirken. James hatte es weder schüchtern noch misstrauisch gemacht, sondern seine unerschütterliche Überzeugung bestärkt, sich jeder Situation stellen und diese mit seinem Charme für sich entscheiden zu können. Und dies, ohne aalglatt oder manipulativ aufzutreten, sondern getragen vom festen Glauben an sich selbst, kombiniert mit dem intuitiven Wissen, attraktiv zu sein.
    Es war das Alter und das Stadium, in dem Jungs und Mädchen sich erstmals gegenseitig beschnuppern und versuchen, »Freunde« zu sein – eine komisch altmodische Version von Freundschaft, die einem erlaubte, einen Partyabend lang wild zu knutschen, um dann am nächsten Tag wieder ganz kumpelhaft miteinander umzugehen. Jedenfalls konnten andere Leute das. James und ich hatten einen solchen Abend in der Schule, wo wir während des Weihnachtsballs eine Stunde lang küssend auf der Jungentoilette verbrachten – es dauerte nur kurz, war unbeholfen und dadurch seltsam, und doch kostete ich es noch monatelang in meinen Tagträumen aus, starrte ihn sehnsüchtig mit meinen ungeschickt geschminkten Augen an, wohingegen er völlig unbeeindruckt blieb. Ich hoffte mit jeder Faser meines Herzens, er möge zu mir zurückkehren und mir eine zweite Chance geben, doch er war längst weitergezogen und flirtete nun mit anderen Mädchen. Mich hatte er weiterhin gern, aber eher wie eine Schwester. Was nicht ganz der Wahrheit entspricht, denn es gab noch ein weiteres Mal, aber jetzt – jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Sally drängt sich flüsternd in mein Bewusstsein, doch ich schiebe sie weg. Vielleicht taucht sie nur deshalb immer wieder auf, weil ich den Gedanken an sie so vehement verdränge.
    James beugt sich über mich und taucht den Holzlöffel in den Topf, um gierig einen Happen zu kosten.
    »Ausgezeichnet«, meint er, holt eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und legt die Teller auf den Tisch.
    »Das braucht noch zehn Minuten«, protestiere ich.
    »Ja, aber du hast eine Verabredung.«
    Es ist wieder eines dieser selbstzerstörerischen Internetdates, zu denen ich mich genötigt fühle – schließlich bin ich vierunddreißig, und die meisten meiner Altersgenossen leben in Paarbeziehungen, wenn auch nicht immer glücklich. Und trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass viele dieser unzufriedenen Partner bereit wären, es mit einer anderen Frau zu versuchen, und sollten sie es dennoch tun, habe ich mich nie in der schwierigen Rolle der Nachfolgerin gesehen. Wenn, dann möchte ich mit jemandem zusammen sein, der mich wirklich will und den ich wirklich will – ein Kompromiss kommt für mich nicht infrage!
    Wobei ich die Kompromissschiene durchaus ausprobiert habe. Mein letzter fester Freund war ein durchaus netter Mann namens Marco, den ich ein paar Monate nach der Hochzeit meiner Schwester Jules auf einer Weihnachtsparty kennenlernte. Da ich insgeheim Torschlusspanik bekommen hatte, gelang es mir, mich davon zu überzeugen, dass ich für meine wahre Liebe entflammt war, um mir

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