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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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wirft Falten im Rücken«, sagt sie. »Zieh es runter.«
    Ich zerre hinten an meinem rosa Tank-Top, bis es den Bund meiner Jeans berührt. Als Nächstes bewegen sich ihre Finger auf meinen Kopf zu. »So«, sagt sie und wuschelt mir durch den Pony. »Jetzt ist es besser.«
    »Ma! Was soll das?« Ich rücke ab von ihr und stürme vor ihr die Stufen zum Eingang hinauf. Sie schießt an mir vorbei durch die Glastür, als ich sie aufhalte.
    Und dann sehe ich ihn. Jetzt weiß ich, was sie vorhat.
    Mickey Hamilton winkt von einem Tisch in der Fensterreihe, wo meine Mutter immer gerne sitzt. So schlecht gespielte Überraschung wie die ihre habe ich noch nie gesehen. Sie fährt mit der Hand zum Herz und ruft atemlos: »Ach! Ist das nicht der Bursche, mit dem du arbeitest? Im SaveWay? Na, so was! Sieh nur!«
    Ich stehe wie vom Donner gerührt im Eingang des Restaurants. Meine Mutter hat schon bei früheren Gelegenheiten versucht, mein Leben zu manipulieren, indem sie zum Beispiel einen marineblauen Hosenanzug zu meiner Hochzeit trug, aber das hier übertrifft alles. Es ist demütigend, beleidigend – vielleicht sogar auch von Mickey Hamiltons Seite, weil er dabei mitspielt. Und dennoch stelle ich einmal mehr überrascht fest, dass Mickey Hamilton nicht so langweilig aussieht, wie ich einst fand.
    Meine Mutter schwebt, vor Aufregung errötet, zu Hams Tisch, und die Punkte auf ihrem weiten Rock tanzen auf und ab. Ham erhebt sich in gespielter Überraschung und voller Freude. Ich höre, wie er seine vorgeblich spontane Einladung ausspricht, uns zum Essen zu ihm zu gesellen. Wann hat sie das eingefädelt?
    Plötzlich fällt mir wieder ein, wie sie mir – wiederholt – erzählte, dass es die Mühe absolut Wert sei, die paar zusätzlichen Meilen zum SaveWay zu fahren, um Fleisch und frisches Obst und Gemüse zu bekommen. Und um einen neuen Freund für ihre Rosie heranzuschaffen.
    Ich würde am liebsten die Hand um ihren kleinen, gepunkteten Kragen legen und sie erwürgen.
    Aber essen müssen wir ja trotzdem.
    Zugegeben, Mickey sieht scharf aus in dem schwarzen T-Shirt mit V-Ausschnitt, das sich angenehm um seinen Bizeps schmiegt und goldene Reflexe in seinem Haar aufblitzen lässt. Heute hat er nichts Beiges an sich. Ich ziehe den Ausschnitt meines Tops nach unten, dieses Mal vermutlich mit Absicht. Ein prächtiges Dekolleté grinst mir entgegen. Hallo! Manchmal gefällt es mir, Rundungen zu haben. Manchmal hasse ich meine Mutter.
    So würdevoll wie möglich bahne ich mir einen Weg zum Tisch der beiden Verschwörer. Mickey erhebt sich ein zweites Mal. Sein Polohemd steckt in einer Leinenhose, und sein flacher Bauch ist ein toller Anblick. Seine Siebzigerjahre-Koteletten sehen immer noch schrecklich aus. Sein Vater muss die gleichen gehabt haben, als Ham geboren wurde. Ich stelle mir Ham senior vor, wie er von seiner Arbeit im Schlachthof zurückkommt und dem kleinen Mickey erklärt: Eines Tages wird all das dir gehören, mein Sohn .
    »Miss Plow«, sagt Mickey und schüttelt mir lächelnd die Hand. »Ich freue mich, Sie hier zu treffen« – er dreht sich um und bedenkt meine strahlende Mutter, die sich bereits bei ihm niedergelassen hat, mit einem Blick –, »und natürlich meine liebste Kundin hier. Ich wollte Sie sowieso wegen Milton anrufen.«
    Von wegen, denke ich und schenke ihm mein schönstes Lächeln, das charmante, bei dem man jede Menge Zähne sieht. »Milton geht es gut«, versichere ich ihm. »Seine Mutter meint, dass er nächste Woche wieder arbeiten kann.«
    »Großartig«, sagt Mickey. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr er mir fehlt. Drei Kunden hatten auf dem Parkplatz einen Zusammenstoß mit leeren Einkaufswagen, und zwei sind gestohlen worden.«
    »Kunden?«
    »Nein. Wagen.« Er lächelt.
    »Ihr beide habt so viel gemeinsam«, trällert meine Mutter.
    Meine Augen schießen Pfeile auf sie ab. Kugeln. Raketen.
    »Setzen Sie sich doch«, sagt Mickey und deutet auf den Sitz ihm gegenüber. Meine Mutter hat sich bereits vors Fenster gequetscht und die Hände sittsam im Schoß ihres Rocks gefaltet. Wenn wir von hier aufbrechen, werde ich sie umbringen.
    Eine Serviererin taucht zwischen all meinen mörderischen Gedanken auf, und Mickey bestellt uns drei Bier. Anmaßend, wenn Sie mich fragen, aber meine Mutter ist hin und weg.
    »Wie aufmerksam von Ihnen«, sagt sie. Als das Bier kommt, dankt sie ihm erneut, hebt die Flasche und hält sie neben ihr Gesicht. Es erinnert mich an die gute alte Zeit, als die

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