Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
Vom Netzwerk:
unerfreulich für Sie war«, sagt er schließlich. Dann erhebt er sich, zieht zwei Zwanziger aus seiner Brieftasche und wirft sie auf den Tisch. »Wissen Sie«, sagt er zu mir, »wir haben einfach nur versucht, uns ein bisschen zu amüsieren. Mir hat es jedenfalls gefallen.«
    Ich schnappe die Zwanziger, um sie ihm wiederzugeben. »Bitte nicht«, sage ich zu ihm. »Warten Sie! Sie müssen nicht gehen. Ich bin nur …«
    Er hält die Hände hoch wie ein Wachmann, unterbindet damit meine Erklärung und verweigert das Geld. »Ich sehe Sie bei der Arbeit, wenn Milton wieder da ist.«
    »Aber …«
    »Ein andermal, Miss Pulkowski.«
    Der Dreikäsehoch und ich starren ihm hinterher, als er sich seinen Weg vorbei an anderen Gästen, Serviererinnen und sich drehenden Tabletts mit Pie bahnt. »Tschü-üss!«, ruft der kleine Junge und winkt mit einer klebrigen Hand. Dann ist Mickey Hamilton in der Menge der Gäste verschwunden, so wie Barney Kroener im Verkehr.

14
Wer ist dein Vater?
    »Wo ist Ham?«, fragt meine Mutter, als sie mit frisch aufgelegtem rotem Lippenstift aus der Damentoilette zurückkehrt.
    Um zu vermeiden, dass ich sie auf der Stelle erwürge, stehe ich auf und strebe dem Ausgang zu, die Rechnung in der Hand. Ich höre das Klack! Klack! Klack! ihrer Stöckelschuhe hinter mir, doch ich drehe mich nicht um, und ich warte auch nicht. Ich werfe der Kassiererin meine Kreditkarte hin und stopfe Hams zwei Zwanziger in meine Geldbörse. Jetzt muss ich sie ihm zurückgeben, wenn ich ihn das nächste Mal im SaveWay treffe.
    »Und?«, hakt meine Mutter nach. »Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten?«
    Die Frau an der Kasse hält meine Quittung zurück, um auf meine Antwort zu warten. Ich reiße sie ihr aus den Fingern, und ihre Lippen verziehen sich missbilligend. »Danke schön«, zische ich und stürme zur Tür. Meine Mutter folgt mir zum Parkplatz. Vermutlich war ich noch nie so wütend auf sie. Die Vorstellung, im Auto eine weitere Viertelstunde neben ihr zu sitzen, ist unerträglich. Bevor ich die Türen aufsperre, wirbele ich herum, um sie anzusehen.
    »Ich will nicht, dass du im Auto qualmst«, fauche ich.
    » Du bist diejenige, die qualmt«, sagt sie. Herausfordernd verschränkt sie die Arme vor ihrem gepunkteten Mieder. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so vehement gegen männliche Gesellschaft bist.«
    »Was hast du dir nur dabei gedacht, ihn einzuladen? Und was für ein Kraut hast du geraucht, als du beschlossen hast, ihm diese Sexgeschichte über Barney Kroener aufzutischen?«
    Meine Mutter zuckt leicht zusammen. »Du bist diejenige, die eine Marihuana-Zigarette in ihrer Wäscheschublade versteckt hat.«
    »Das habe ich dir doch schon erklärt, Ma! Das war nicht mein Joint, sondern der von meinem Cousin Arthur! Und er hat ihn in meinem Zimmer geraucht, weil er es nicht länger ausgehalten hat, dir bei Tisch zuzuhören! «
    »Pft«, macht meine Mutter, ohne wirklich überzeugt zu sein.
    »Und außerdem, was geht dich meine Wäscheschublade an? Ich war sechzehn! Auch damals schon musstest du dich immer einmischen! Du mischst dich immer ein, Ma! Warum nur?«
    Als Antwort lässt meine Mutter geziert ihre Tasche aufschnappen und kramt eine Salem Light hervor.
    »Ich will nicht, dass du rauchst. Punkt«, sage ich ihr. »Wie kann eine Vierundsiebzigjährige noch rauchen? Kannst du mir das verraten? Liest du keine Zeitung? Das ist schlecht für dich, Ma. Es kann dich umbringen.«
    Meine Mutter lässt mich warten, während sie die Zigarette anzündet und ein paar Züge nimmt. Sie bläst den Rauch in einem Bogen gen Himmel. Sie verschwendet keine Worte an mich. Ich kann nicht aufhören mit meiner Raserei. »Dad hat Krebs, oder? Er hat Krebs, und du stehst hier auf dem Parkplatz und rauchst eine.«
    Meine Mutter sagt nichts, doch auf ihrem Gesicht zeigt sich flüchtig ein trotziger Ausdruck. Sie redet nicht. Was in meinen Augen etwas Schlechtes bedeutet. Wir verlassen den Parkplatz, als sie endlich fertig ist mit ihrer Zigarette. Dann sagt sie in einem Tonfall, der freundlich klingen soll: »Das Problem mit dir ist, Rosie, dass du dir nicht helfen lassen willst.«
    Ich quetsche mich in den dichten Verkehr, obwohl wirklich keine Lücke da ist. Ich nehme einem hübschen, kleinen Sportwagen die Vorfahrt, weshalb er mich anhupt.
    »Du kannst mich mal«, murmele ich. »Wie nett«, sagt meine Mutter.
    »Du bist unmöglich«, sage ich zu ihr. »Du bist krank! Jemandem zu helfen und sich in anderer Leute persönliche

Weitere Kostenlose Bücher