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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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daß man damit nichts falsch gemacht hat. Aber das ist nur eine Hoffnung. Wie lang, meinen Sie, Clay, sollten wir noch zusehen, ehe wir die Polizei benachrichtigen, wie mein Anwalt dauernd empfiehlt?«
    »Das kann ich nicht sagen. Wie lange blieb sie denn sonst immer weg?«
    »Zwei Stunden. Zwei Tage. Eine Woche. Zehn Tage … Was die Zeit betrifft, kann ich kein System aufstellen.«
    »Wir sitzen beide im gleichen löchrigen Boot, Andrew. Wäre es möglich auf der anderen Seite, da sie ja schon öfters verschwunden war, daß sie dort sicherer ist als hier in der Gegend, mit Leibwächter oder ohne?«
    »Kann schon sein, Clay. Wir wollen jedenfalls bis morgen warten.« Eine Pause. »Wissen Sie, was mir durch den Kopf gegangen ist? Ein unglaublicher und abenteuerlicher Gedanke für jemanden wie mich, der sonst so stolz und abweisend ist …«
    »Ja?«
    »Ich wollte Ihnen eine Million anbieten oder mehr, wenn Sie sie nehmen und mit ihr weggehen. Das tun, was Sie vor sieben Jahren vorhatten. Das Derby ist schließlich auch nur ein Rennen, und Hotspur und Starbright können ja trotzdem starten. Und man kann sich das Rennen ja auch im Fernsehen anschauen.«
    »Soll das ein Angebot sein, Sir?«
    »Clay – ich heiße noch immer Andrew, und es soll kein Angebot sein. Ich weiß es besser. Ich kenne Sie – inzwischen – besser. Und nennen Sie mich gefälligst nicht mehr Sir.«
    »Danke, Andrew, daß Sie es mir nicht anbieten. Aber an Ihrer Stelle würde ich auch nach jedem Strohhalm greifen.«
    »Sie müssen erschöpft sein, Junge. Wenn sie mich während der Nacht brauchen, rufen Sie in Mrs. Tyrones Suite an. Und versuchen Sie jetzt, sich auszuruhen.«
    »Das werde ich tun.«
    »Dann gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    »Was hast du mit deinem alten Verehrer zu bereden gehabt?« Owen war in einer seltsamen Stimmung gewesen, seitdem sie zurückgekehrt war. Er hatte sie laufend mit Fragen bombardiert. Und während sie nebeneinander saßen und einen alten Western im Fernsehen anschauten von denen Owen nie genug bekommen konnte, sonst, während sie sie entsetzlich langweilig fand –, waren ihm immer wieder neue Fragen eingefallen, die alle sehr fordernd klangen. Sie war schon recht ärgerlich auf ihn.
    »Ich habe es dir doch gesagt, Owen. Wir haben uns über alles mögliche unterhalten. Die alten Zeiten, Leute, die wir beide kannten und wo sie abgeblieben sind. Wer wen geheiratet hat und wer gestorben ist. Oh, Andrew und ich haben in alten Erinnerungen geschwelgt. Wir waren beide in so einer Stimmung.«
    Und sie hatte sie auch noch nicht verlassen. Es war wie ein Blick auf die Vergangenheit und die Gegenwart durch einen farbigen Schleier. Sie schwamm auf einer Woge von Gin, und das Schiffchen schaukelte leise und lullte sie ein, und sie wußte, daß sie keinen mehr trinken sollte, auch wenn Owen ihn ihr so nett anbot, oder sie könnte sonst Owen später nicht mehr so richtig genießen. Was Owen alles mit ihr anstellte.
    »Was ich noch immer nicht kapiere, ist, warum er sich ausgerechnet den heutigen Tag ausgesucht hat, um dich anzurufen …«
    »Ach, darauf habe ich schon fast gewartet. Und mich gewundert, warum er nicht früher angerufen hat …«
    »Hat Cameron dich jemals gebumst?«
    »Ich weigere mich, darauf zu antworten.«
    »Also hat er.«
    »Deshalb weigere ich mich nicht … aber ich kann diese Gossensprache nicht hören. Ich war den ganzen Abend mit einem Gentleman zusammen und …«
    Sie ließ den Satz in der Luft hängen, konnte nicht weiterreden. Owen war aufgesprungen und durchmaß den Raum mit wütenden Schritten und geballten Fäusten, und als er abrupt neben ihr stehen blieb, hatte sie einen Moment den unsinnigen, aber deutlichen Eindruck, er würde sie schlagen wollen.
    »Und ich bin kein Gentleman, oder? Ich habe eine Frage gestellt. Hat er dich in der guten alten Zeit jemals gebumst?«
    »Nein. Wir haben getanzt und etwas getrunken und uns amüsiert und so …« Sie reckte sich hoch und schaute ihm in die blaßblauen, kühlen Augen. »Du hast kein Recht, dich so aufzuführen. Schließlich gehöre ich dir nicht.«
    »Hat er dich heute gebumst?«
    »Ich lasse mir das nicht länger bieten.« Aber sein stämmiger Körper versperrte ihr den Weg, so daß sie nicht einmal aufstehen konnte. Plötzlich kam sie sich wie eine Gefangene vor. »Ich will nach oben, Owen.«
    So hatte er sich noch nie benommen. Hatte er vielleicht getrunken? Er trat beiseite und wandte ihr den Rücken zu, als ihr unvermittelt die

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