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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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Schwierigkeiten?«
    »Schwierigkeiten? Ich?«
    »Glaub nicht, daß ich mir keine Sorgen mache, Liebling.«
    Sie lächelte erleichtert. »Aber versprich mir, daß du wenigstens bis nach dem Derby nicht mehr wettest. Willst du mir das versprechen?«
    Er schaute wie ein gescholtenes Kind, und ihre Zärtlichkeit wurde zu einer Welle des Begehrens. »Ich … ich gehe jetzt rauf. Komm bald, bitte.«
    Und als sie nackt auf dem Laken lag und wartete, überfiel sie doch eine gewisse Verärgerung. Würde Owen denn nie begreifen, daß man beim Wetten eher verliert als gewinnt? Sie konnte es nicht zulassen, daß man ihn so zurichtete, wie es ihm angedroht worden war, und wenn er noch einmal zwanzig- oder sogar fünfzigtausend brauchte, sollte er sie haben. Aber erfahren sollte er es nicht vorweg, doch wenn es soweit war, würde sie ihm auch klarmachen, daß sie ihm letztmalig aus der Patsche half. Morgen konnte sie das Thema ja mal anschneiden. War morgen schon Freitag? Das Kentucky Oaks' …
    Als er in das Schlafzimmer trat, war er nicht ausgezogen, und sein Gesicht zeigte noch immer den besorgten, gejagten Ausdruck. Aber während er sich mit einem Arm am Türrahmen abstützte, klang sein Ton weniger gespannt. »Hat er den Brand erwähnt?«
    Schon wieder Andrew. Hatte er? Ach ja. »Wir haben darüber gesprochen …«
    »Und?«
    »Und was, Owen?«
    »Lüg mich nicht an.«
    »Ich lüge nicht.« Von ihrem Begehren war nun nichts mehr übrig. Also sagte sie: »Owen, hör mal, ich habe eine Menge getrunken, und du bist so aufgeregt – also lassen wir es doch jetzt und lieben uns erst am Morgen …«
    »Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Ach … lass mich überlegen. Er hat es zwar nicht eigentlich gesagt, aber Andeutungen gemacht, daß er das Feuer nicht unbedingt für einen Unfall hielt.«
    »War er auch betrunken?«
    »Er sagte nicht, daß er es glaube, aber daß er sich irgendwie gefragt habe …«
    »Du kannst doch wohl annehmen, daß ein Bursche wie Cameron mehr Verstand hat, als auf den Busch zu klopfen.« Er kam ins Zimmer und fing an sich auszuziehen. »Wie gut hat Cameron Mr. Rosser gekannt?«
    »Stuart? Sie sind sich nie begegnet.«
    Sein Oberkörper war nackt, die Brust mit einem dichten, rötlichen Haarwald bedeckt, der auch auf den Armen wuchs. »Dann hat er ihn nicht erwähnt …« Er zog die Stiefel aus.
    »Er hat mir nur sein Beileid ausgesprochen.« Sie schaute ihn an und bekam doch wieder Lust auf ihn. »Das war alles.«
    »Nicht, wie es passiert ist?«
    »Owen, können wir Andrew nicht vergessen? Er weiß, wie es passiert ist. Die Presse war voll davon und …«
    Owen richtete sich auf. »Also brauchte er nicht zu fragen.«
    »Richtig.«
    Owen pellte sich aus der Hose und dem Slip und stand nackt da, von ihr bewundernd betrachtet. »Er hat also auch nicht gefragt, oder?«
    »Nein, nein. Was sollte er fragen?«
    »Nur so, Kleines.« Es klang beinahe überzeugt. »Du kannst betrunken sein, und ich bin aufgeregt, aber das braucht uns nicht am Bumsen zu hindern.«
    Aber es stellte sich heraus, daß er irrte. Gleichgültig, was sie unternahm, sein Schwanz wurde nicht steif.
    Und schließlich begann sie zu kichern, und er knurrte böse: »Du findest das wohl komisch?«
    »Ich glaube, ich habe recht gehabt: Du bist zu aufgeregt.«
    Das Kichern wurde heftiger. »Ich meine … zu aufgeregt, um ihn hoch zu bekommen!« Sie setzte sich im Bett auf und schüttelte sich vor Lachen. Ein alter Witz fiel ihr ein, den sie nicht mehr ganz zusammenbekam, und sie mußte noch mehr lachen.
    »Was findest du denn so komisch?« Owen stand auf und schaute finster auf sie herunter.
    »Kennst du den … den Witz über die Auster, die einer in einen Spielautomaten stecken wollte …«
    Er schlug ihr ins Gesicht. Es kam so schnell, daß sie es erst begriff, als ein schneidender Schmerz ihr durch die Wange fuhr und sie aufs Bett zurückgeworfen wurde. In einem Schleier von Tränen sah sie sein zornig gerötetes, aufgebrachtes und verzerrtes Gesicht, in das allmählich ein Ausdruck von Scham und Schock trat. Einen Moment lang dachte sie, es müsse sich um einen Alptraum, um eine Halluzination im Vollrausch handeln.
    Aber sie wußte es besser. Und er auch.

10
    Szenen und Orte und Menschen, Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart spülte die Erinnerung hoch: Eugenes Beerdigung im Regen, den er gehasst hatte; Ancient Mariners Einlauf als erster im Bluegrass und sein Start-Ziel-Sieg im Wood Memorial; ihr Sohn, Eugene junior, der vor

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