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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit
Autoren: Hayes Joseph
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Ausdruck, wie in einer Falle, war dann aufgestanden und erst in Andrews Arme und dann in seine gestürzt.
    Während der Taxifahrt zum Midway Flughafen hatte sie schweigend, fast abwesend dagesessen. Im Flugzeug war sie prompt eingeschlafen, noch ehe sie ganz in der Luft waren.
    Über das gleichmäßige Dröhnen der Motoren hinweg fragte Clay leise: »Was ist mit dem Auto?« Er dachte daran, wie er ihr Geschenk zurückgewiesen hatte.
    Andrew schüttelte den Kopf und zuckte leicht mit den Achseln. »Es wird sich vielleicht finden.«
    »Werden Sie es als gestohlen melden?«
    »Wer weiß, ob es gestohlen worden ist.«
    »Können Sie sie nicht fragen?«
    »Clay, glauben Sie mir, ich verstehe Ihre widerstreitenden Gefühle. Aber es hat keinen Sinn, sie zu fragen. Sie weiß es ehrlich nicht. Es war früher schon so. Die Polizei findet den Wagen irgendwo verlassen und ermittelt uns über das Nummernschild. Ich habe den Porsche schon als Verlust abgeschrieben. Wenn die Polizei ihn findet, bedeutet das nur Fragen und vielleicht eine Untersuchung. Dem möchte ich entgehen, denn es ist riskant. Ich muß immer zuerst an Kimberley denken.«
    Na schön, er hatte gefragt und eine Antwort erhalten. Er bohrte nicht weiter, obgleich die ganze Sache seine Vorstellungskraft überstieg. Aber irgendwie mußte er sich dabei über seine Position, seine Verantwortung, seine Teilnahme und Verstrickung klar werden, auch darüber, was für Kimberley am besten wäre. Das vor allem!
    Morgen um diese Zeit war das Derby vorüber. War das dann das Ende? Würde alles vorüber sein?
    Kimberley schlief, ihr Gesicht sah klein, schmächtig und friedlich wie das eines Kindes aus. Was mochte sie alles durchgemacht haben? Was waren das für Dämonen, mit denen sie rang?
    Sie hatte sich geweigert, etwas zu essen, weil sie nicht hungrig sei. Ihre Stimmung im Flugzeug und auf dem Weg vom Flugplatz zum Hotel hatte sich nicht geändert: nachgiebig, fast entschuldigend, zerknirscht. Und mit einem rührenden Zögern. Sie war ihm nie mehr wie ein Kind vorgekommen, ein unartiges Kind vielleicht, das seine Strafe erwartet oder Vorwürfe oder beides. Clay hatte versucht, aus jedem ihrer Worte herauszuhören, doch es war vergeblich.
    Im Schlafzimmer hatte Andrew sie fürsorglich auf die Stirn geküßt und war dann gegangen. Da hatte sie ihn gefragt: »Nimmst du mich jetzt?«
    »Kimb, solltest du nicht noch eine Weile schlafen?«
    »Es bleibt nicht mehr viel Zeit, Clay …«
    Er war nicht darauf eingegangen. Wenn er entgegnet hätte: Wir haben noch viel Zeit, unser ganzes Leben lang – was wäre ihre Reaktion gewesen?
    »Willst du mich bestrafen, Clay?«
    »Es gibt keinen Grund dafür.«
    »Dann willst du mich nicht mehr.«
    »Ich will dich immer, Kimb.«
    »Dann nimm mich. Sag mir, daß du mich willst und daß du mir verzeihst. Beweise mir, daß du mich liebst.«
    Nun blieb ihm keine andere Wahl mehr. Aber ihm fiel wieder ein, daß man bei ihr nichts riskieren durfte, nichts, was sie möglicherweise über die Kante – wohin? – treiben könnte. Es war etwas Unbegreifliches. Also hatte er mit ihr geschlafen, gegen sein besseres Wissen.
    Sie war zweimal gekommen, ehe er ejakulierte, und ihr Aufschrei war fast befreiend gewesen. Hinterher hatte sie geflüstert: »Nur mit dir, Clay. So ist es nur mit dir.«
    Jetzt lag er mit aufgestütztem Kopf neben ihr und betrachtete sie, blaß, mit geschlossenen Augen, und fragte sich, was die Zukunft noch alles bringen würde. Und ob es seine Entscheidung sein würde oder die Konsequenz ihrer Hysterie, ihrer dadurch vielleicht unbewußten Tyrannei. Ihm fielen Jason Arnolds Worte ein: ›das Beste, was ihr passieren könnte, und euch beiden, wäre, daß Sie sie nach dem Derby, egal ob Andrew davon weiß oder nicht, und gleichgültig wie das Derby ausgegangen ist, in Ihren Lieferwagen sperren und mit ihr abbauen. Ganz gleich wohin.‹
    War sie denn hier sicher? Selbst wenn er jede Minute bei ihr verbrachte? Selbst, wenn der Leibwächter wieder seinen Dienst versah? ›Es war eine Drohung, falls ich nicht einen Weg fände, um Starbright streichen zu lassen … dann würden Kimberley bestimmte Dinge passieren … scheußliche Dinge, die ich besser nicht wiederholen will.‹ Andrew war dann doch mit der Sprache herausgerückt, und Owen hatte den Gräueln noch mit Vergnügen die Krone aufgesetzt. Clay schrak davor zurück, sich die Gefahren auszumalen.
    Und er dachte an Owens Worte, als er ihm zufällig nach dem Oaks begegnet war,
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