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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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ganzen Stadt kein Zimmer mehr aufzutreiben gewesen sei. Margo könne ja in ihrem Bett schlafen und sie beide in Walters. »Früher haben wir immer in einem Bett geschlafen«, rief sie fröhlich, und Margo lachte wie früher.
    Dann meinte Susan:
    »Du bist ganz schön ausgekocht, mein lieber Walter Drake! Margo hat es mir erzählt: Du hast ihr das Reisegeld telegrafisch überwiesen, obwohl sie dir gesagt hatte, sie sei verhindert! Du hast es trotzdem getan, du hast es mir zuliebe gemacht!«
    Selten, und schon gar nicht in letzter Zeit, hatte er ihr Gesicht so strahlend gesehen. Was spielte dann denn schon das liebe Geld eine Rolle?
    Clay war der Ansicht, Kimberley habe nun genug Zeit für ihren öffentlichen Auftritt gehabt. Die Nachrichten über Starbright hatten sich wie ein Lauffeuer verbreitet, denn das Pferd war ja eine Berühmtheit: Er war wie die anderen aus der tierärztlichen Betreuung entlassen und sicher in den Stall zurückgebracht worden. Trotzdem behagte es Clay nicht, Bernie in seiner Stimmung im Wohnwagen allein zu lassen. Er goß also noch eine Tasse des bitteren, schwarzen Kaffees ein und nahm einen Schluck. So kannte er Bernie nicht. Sein untersetzter Körper hielt es nicht lang im Sitzen aus, und in schnellen Wellen wechselten Zorn und Sorge in seiner Miene. Mindestens dreimal hatte er bereits berichtet, wie er Clay in seinem Motel zu erreichen versucht hatte. Als auf seinem Zimmer niemand ans Telefon ging, habe er vermutet, wo Clay steckte, aber da Hotspur nicht zu den Betroffenen gehörte, habe er es gelassen.
    Wie Clay sich zusammengereimt hatte, war das irische Mädchen, Molly, bei Bernie im Wohnwagen gewesen, als die Alarmrufe erschallten.
    »Sie ist eingeschlafen, mitten im Gespräch«, hatte Bernie ihre Anwesenheit erklärt, mit vorgerecktem Kinn, so, als sollte niemand, selbst Clay nicht, es wagen, an dieser Version zu zweifeln.
    Nach Clays Eintreffen war Bernie zweimal in die Telefonzelle gegangen, um das Krankenhaus anzurufen, und jedes Mal hatte er hinterher einen verwirrten und skeptischen Blick in den Augen gehabt: Er hatte Mrs. Tyrone erreicht, und Mollys Zustand war unverändert. Sie schlief, und am Morgen würde man nochmals röntgen und Genaueres wissen.
    »Das bedeutet, daß sie sich einiges gebrochen hat. Ich habe schon einige Menschen gesehen, die unter Pferde geraten waren – immer hatten sie Brüche.« Dann setzte er sich hin, sprang wieder auf und fluchte gottserbärmlich. Wenn er denjenigen in die Finger bekäme, der das alles verschuldet hatte, aus Fahrlässigkeit oder nicht, der würde mit mehr als nur gebrochenen Knochen krankenhausreif sein.
    Nach einem langen, düsteren Schweigen sprang er wieder auf. »Ich muß Mrs. Tyrone fragen, ob die Lungen durchbohrt worden sind.«
    Als Bernie in den Taschen nach Münzen suchte, stand auch Clay auf und warf ihm ein Zehncentstück zu. »In ein paar Stunden geht die Morgenarbeit an. Mach's gut.«
    Draußen sagte Bernie: »Wenn du nicht rechtzeitig wieder da bist, weiß ich, was ich tun muß.«
    »Bernie«, erwiderte Clay, »daran zweifle ich keinen Augenblick!«
    Im schwachen Lichtschein versuchte Bernie zu lächeln, aber es mißlang. Clay klopfte ihm mit seiner Pranke auf die Schulter und setzte sich in Bewegung, als Bernie in die Telefonzelle trat. Er suchte sich zwischen den kreuz und quer geparkten Wagen und zwischen den Stallungen und Scheunen einen Weg. Die Feuerwehrwagen und Polizeiautos waren abgefahren, und in den Sattelkammern erloschen die Lichter. Hier und da vernahm man verhaltenes Wiehern und Stampfen der ängstlicheren Pferde, aber im großen ganzen war alles wieder normal. Vor sich sah er einen milchig weißen Halbkreis am Himmel; anscheinend beleuchteten sie nun die wichtigste Stallung mit Scheinwerfern. »Als sie sie mit der Bahre in den Krankenwagen geschoben haben«, hatte Bernie ihm berichtet, »hat sie solche Schmerzen gehabt, daß jeder Mann gebrüllt hätte. Aber das Mädchen hat Mumm, keinen Laut hat sie von sich gegeben.«
    Clay kam zu Stallung 27 und mußte wieder an den ersten Gedanken, der ihm bei der Nachricht vom Feuer durch den Kopf geschossen war, denken und schämte sich dessen: Wie gut, daß Hotspur nicht nach dem Trail in den Derbystall eingestellt worden war. Sie waren so mit Feiern beschäftigt, daß keiner auf die Idee gekommen war.
    Hotspur stand in seiner Box und schlief. »Das ganze Theater«, hatte Elijah berichtet, »hat ihn kaum gestört. Der Kleine wollte nur in Ruhe gelassen werden,

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