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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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quittierte der die Szene mit einem Achselzucken. »Schau zu, was du tun kannst. Ich kümmere mich inzwischen noch einmal um das Pferd.«
    In der Sattelkammer mit dem vertrauten Geruch nach Leder, Pflegemitteln und Salbe stand Kimberley mit dem Rücken zu ihm, als untersuche sie die Halfter und Trensen und Steigbügel, die ordentlich an der Wand hingen. Aber sie sah nichts davon, da war er ganz sicher. »In einer Nacht wie heute, und niemand ist vorhanden außer Stallknechten.«
    Sanft und beschwichtigend sagte Clay: »Ich bin jetzt da, Kimb.« Er trat auf sie zu und wollte den Arm um sie legen, aber sie wehrte ihn heftig ab.
    »Selbst Andrew ist bei seinem irischen Liebchen, wenn ich ihn mal brauche!«
    »Kimb, was stellst du dich so an. Starbright ist in seiner Box …« Da drehte sie sich vehement zu ihm um und schüttelte den Kopf, als fehlten ihr die Worte. »Das ist nicht Starbright.« Sie reckte das Kinn vor. »Er sieht wie Starbright aus. Aber ich habe es sofort gemerkt. Ich weiß es seit einer Stunde. Er sieht wie Starbright aus, aber es ist nicht Starbright.«
    Dann kam sie in seine Arme, sackte schwer gegen ihn, und ihre Tränen liefen an seiner Wange herab. Sie zitterte: »Oh, Clay, sie haben Starbright gestohlen.«
    Ungläubig – sie mußte sich irren, sie war hysterisch – flüsterte Clay: »Der Stern und die weißen Fesseln …«
    »Eine weiße Fessel, ja. Das andere Bein war bandagiert. Als ich die Binde aufgewickelt hatte …« Sie lehnte sich zurück und hatte Zorn in den Augen. »Verdammt, glaubst du mir nicht? Die tätowierte Nummer ist die gleiche! Aber wen glauben sie damit anschmieren zu können?«
    »Kimb, ehrlich, du mußt dich irren!«
    Doch da ertönte eine Stimme hinter seinem Rücken. »Sie hat recht, Clay.« Jason Arnold, der die Tür schloß: »In der Box steht ein Doppelgänger.«
    Kimberleys Augen glitzerten. Und dann ging die Tür wieder auf, und Kimberley fauchte herrisch: »Wohin gehen Sie?«
    »Ich will es natürlich melden. Je eher …«
    »Nein!«
    »Aber, Miß Cameron …«
    »Nicht ehe wir Andrew gehört haben. Nie ist er da, wenn ich ihn brauche!«
    Obgleich diese dramatischen Ereignisse aus Zeitgründen nicht mehr in den Morgenblättern gebracht werden konnten und obwohl die Nachrichtenagenturen, Radio und Fernsehen die Meldungen vor seiner Elfuhr-Sendung vorbereiteten, blieb Wyatt Slingerland nach wie vor am Ort des Geschehens. Er hätte sowieso nicht schlafen können, so wütend wie er über für die Sicherheit zuständigen Leute war. Sie hätten Ancient Mariner aus der Box bringen müssen, ehe er sich selbst so schwer verletzte, das war doch klar. Die verdammten faulen Hunde, sie hatten keine Ahnung von Pferden, sondern wahrscheinlich Angst vor ihnen. Wobei scheuende und steigende Pferde natürlich schon furchterregend waren.
    »Mr. Slingerland.« Als er sich umwandte, erblickte er eine zierliche Frau mit strubbeligen Haaren und einem Presseausweis an dem sehr knapp sitzenden Sweater. Das entging ihm nicht. Sie gehörte nicht zu den regulären Reportern, aber er hatte sie schon auf dem Gelände gesehen. Er wartete und genoß den Anblick.
    »Ich bin Janice Wessell.«
    »Ja?«
    »Ich bin nicht hinter gewöhnlichen Meldungen her, sondern mich interessiert ein Blick hinter die Kulissen, allgemein, nicht nur heute, menschliches Interesse, Verwicklungen, von denen die Öffentlichkeit normalerweise nichts erfährt.«
    Sie nahm den Mund ganz schön voll, aber sie schien es nicht eilig zu haben. Wyatt wußte nicht recht, was er sagen sollte.
    »Ein Blick durchs Schlüsselloch?« Er ging weiter auf den Parkplatz zu und hatte einen trockenen Hals. »Und was haben Sie bisher ausgegraben?«
    »Meistens stand ich vor verschlossenen Türen.« Sie ging neben ihm her, und das Wippen ihrer Brüste sprang ihm wieder ins Auge. »Kein Kommentar, das habe ich heute in jeder Betonung gehört. Ich arbeite für eine Wochenzeitschrift in Florida, die aber bundesweit verbreitet ist.«
    Wyatt merkte, daß er inzwischen in einem Alter war, in dem es ihm schwer fiel, das Alter junger Frauen oder Mädchen auch nur annähernd zu schätzen, aber er hielt sie für Anfang zwanzig. Sie trug eine Umhängetasche über der Schulter, möglicherweise mit einem versteckten Tonband. In dieser leichten Morgenbrise wirkte sie windzerzaust. »Wer, meinen Sie, ist schuld?«
    »Oh, Sie hoffen auf Enthüllungen von finsteren Machenschaften, ja? Etwas, was nicht stimmt und mit dem Sie Schlagzeilen machen

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