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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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damit er weiterschlafen kann.« Dazu hatte Hotspur mit dem Kopf genickt, als ob er dies bestätigen wolle.
    Schon als Kind hatte Clay sich gewundert, daß einige Pferde im Stehen und andere im Liegen schlafen. Er sah einen Lichtschein unter der Tür der Sattelkammer. Anscheinend wachte Elijah, ohne darüber ein Wort zu verlieren. Das wärmte Clay das Herz. Ohne das Pferd zu berühren, ging er die verandaähnliche Stallgasse entlang auf den hellen Lichtschein zu.
    Auf der Fahrt zur Rennbahn hatte Kimberley zusammengekauert, nervös und mit grimmiger Miene neben ihm gesessen. »Kannst du nicht schneller fahren? Der Karren macht seine hundertfünfzig.«
    »Wir sind hier nicht in Indianapolis«, hatte er entgegnet, »außerdem ist die Ampel da vorn rot.«
    Kimberley hatte sich wütend auf die Unterlippe gebissen, und als sie durch den Eingang fuhren, hatte sie gemurmelt: »Sie haben mich angelogen …«
    Clay ließ sie von da an allein. Er wollte nicht mit Andrew Cameron konfrontiert werden. Der log vielleicht, aber Jason Arnold vermutlich nicht.
    »Hallo. Erinnern Sie sich an mich?«
    Jemand ging neben ihm her. »Klar, Sie sind das Mädchen mit dem Mikrophon im Büstenhalter.«
    Die Frau lachte. »Janice Wessell. Aber ich trage keinen Büstenhalter.«
    »Die Aasgeier haben sich versammelt.«
    »Haben Sie eine Theorie, Mr. Chalmers?«
    »Klar. Einer der Wachleute hat seine Pfeife im Heu ausgeklopft.«
    »Sie halten also nichts von der Verschwörertheorie?«
    »Ich wußte nicht, daß es eine gibt.«
    Sie lachte wieder, und es klang nicht unangenehm, wenn auch ein bißchen Schadenfreude mitschwang. »Es hat hier eine Menge von so genannten Unfällen gegeben, oder?«
    »War mir nicht aufgefallen.«
    »Unsinn. Zuerst Vincent Van. Und jetzt mußte Ancient Mariner eingeschläfert werden. Das reicht doch, oder?«
    Das mit Ancient Mariner war ihm neu. Erneuter Zorn wallte in ihm auf, wie gestern, wie bei der ersten Nachricht vom Brand. »Er ist zwar nicht direkt mit dem Feuer in Berührung gekommen, hat aber davor gescheut und sich was gebrochen.«
    »Mit Sicherheit wird eine Untersuchung durchgeführt werden, Miß Wessell.«
    »Ja, durch die Sicherheitsorgane der Rennleitung. Die sitzen in dem Büro dort drüben, nicht?«
    »Und andere auch.« Wie schon bei ihrer ersten Begegnung fiel sie Clay auf die Nerven. »Warum fragen Sie mich?«
    »Sie haben Glück gehabt, daß Ihr Pferd nicht im Derbystall steht, oder?«
    Clay geriet fast ins Stolpern. Was sollte das heißen? »Stimmt«, knurrte er. »Aber das war nicht Glück, wie ich zugeben muß. Ich gestehe, Miß Wessell. Ich habe einen benzingetränkten Lumpen in Ancient Mariners Box geworfen. Das können Sie drucken und sich in den Hintern stecken.«
    »Dann können Sie es nicht sehen. Nur, wenn Sie wollen.«
    Er blieb stehen. »Ich habe etwas Besseres zum Ansehen, Miß Wessell. Jetzt hauen Sie ab!«
    Sie lachte ihm ins Gesicht und legte den Kopf auf die Seite. »Wir sehen uns.«
    »Bitte keine Drohungen, Miß Wessell.«
    Er bog um die Ecke und sah den Derbystall vor sich liegen, wie ein Bühnenbild angestrahlt und von Reportern und Neugierigen in einiger Entfernung umringt. Überall saßen und standen uniformierte Wachen, und in einer Ecke konnte Clay Jason Arnold im Gespräch mit Kimberley entdecken. Es roch nach Rauch und verbranntem Holz und nasser Asche. Zwei Männer in Anzügen kamen aus dem Stall, und im Vorbeigehen sah Clay die rußgeschwärzte, ausgebrannte Box. Es rauchte noch. Die Box daneben stand ebenfalls leer, und da war das Holz der unteren Seitenwände gesplittert und aufgerissen. Eine Brise wehte den Rauchgeruch allmählich fort.
    »Es hat ein wenig gedauert, Miß Kimberley«, sagte Jason Arnold gerade. »Es tut mir leid, daß ich so weit weg war, aber ich wohne bei Freunden in Lexington und …«
    »Niemand war da, niemand«, schimpfte sie, und es klang aufgeregt und hysterisch, sie war dem Weinen nahe. »Kein Pferdepfleger, kein Aas!«
    Leise und beherrscht gab Jason Arnold zurück: »Mein Assistent war innerhalb von Minuten zur Stelle. Dickie Florsheim ist ein zuverlässiger Mann, und ich kann mir keinen besseren denken.« Da fiel sein Blick auf Clay, und er fügte ohne Lächeln hinzu: »Bis auf einen, den ich mal hatte …«
    Kimberley drehte sich um. Ihre Augen waren schmal und rotumrändert. »Wo, zum Henker, hast du gesteckt?« Ehe Clay antworten konnte, war sie in die Sattelkammer am anderen Ende der Stallung gerannt.
    Als Clay an Arnold vorbeiging,

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