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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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erstes.«
    »Sobald die Banken öffnen.« Sie war vor Entsetzen wie ausgebrannt und schaffte es gerade noch bis zum Sofa und sank darauf nieder. »Ich kümmere mich darum.«
    »Es ist eine große Organisation, Chrissie. Sie sagten mir, vor ihnen könne man sich nicht verstecken …«
    »Bitte!« Über ihren strengen Ton war sie selbst überrascht. »Wir wollen nicht mehr darüber reden, niemals wieder. Hast du verstanden?«
    Es war das erste Mal, daß sie so mit ihm sprach. Er schaute sie verblüfft an und runzelte die Stirn. »Klar«, sagte Owen einlenkend. »Klar, Schatz. Und es wird auch nicht mehr vorkommen. Ich habe von ihnen genug.«
    »Hast du Hunger?«
    »Also … ich kriege nichts runter.«
    Was dann? Sie wußte schon, wie sein Vorschlag ausfallen würde. Aber jetzt nicht, nicht so. Sie war zu schwach und enerviert, um sich auf den Beinen zu halten oder zu gehen.
    Es war eine seltsame Nacht, ein seltsamer Morgen.
    »Während du weg warst, kam Besuch für dich, Owen.«
    »Besuch? Eric? Ich habe dem frechen Kerl doch gesagt, er soll sich nicht herwagen …«
    Sie schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck. »Es war nicht Eric, sondern dein Bruder.«
    »Clay? Was zum Teufel wollte der denn?«
    »Das kann ich dir auch nicht sagen. Trinkt er eigentlich … viel? Du hast mir gesagt …«
    »Früher hat er getrunken.« Owen regte sich nicht. »Wir beide waren ganz flott, so ab zwölf, dreizehn.«
    ›Er ist mit einem Hass auf das Glücksspiel großgeworden, ebenso wie ich.‹ Sie verbannte den Satz aus ihrem Gedächtnis.
    »Das ist also die Erklärung. Er war betrunken. So muß es wohl gewesen sein.«
    »Was für eine Erklärung?«
    »Für sein Benehmen. Wie hat er die krumme Nase bekommen?«
    »Von mir, und ich werde ihm noch eins draufgeben, wenn er sie in Dinge steckt … Was hat er gewollt?«
    »Owen … du hast mir mal erzählt, wie du dich um ihn gekümmert hast. Du brauchst das Geld nicht etwa, um seinen Hals zu retten oder so was?«
    Er ging auf sie zu. »Christine, ich frag' dich noch mal: Was hat er gewollt?«
    Sie nahm einen tiefen Schluck und sagte: »Er wollte die Schreibmaschine ausleihen. Komisch, was?«
    »Du meinst, du hast ihn die Schreibmaschine deiner Freundin mitnehmen lassen?«
    »Nicht mitnehmen. Er hat sie benützt.«
    »Was noch?«
    »Nichts weiter. Ach ja, er wollte dich warnen, dich in Stall 27 blicken zu lassen, er würde dir sonst den Schädel einschlagen.«
    »Darauf kann er lange warten.«
    »Wenn er nicht betrunken war, ist er verrückt.«
    »War er schon immer.« Sie konnte sehen, wie sich Owens Gedanken überschlugen und seine Miene immer finsterer wurde. »Ist mit den Füßen voraus geboren und hat meine Mutter umgebracht. Toby sagte immer, er sei nicht richtig im Kopf.«
    »Na ja, das erklärt eine Menge. Er hat gedroht, dich ins Gefängnis zu bringen. Und mich auch. Was für ein wildes Gerede …«
    Aber Owen hörte ihr überhaupt nicht mehr zu, sondern rannte durch die Diele und drei Stufen auf einmal die Treppe hinauf. Christine hatte ja schon einiges über die Rivalität zwischen Brüdern gelesen, mit Kain und Abel fing es an. Aber die seltsamen Drohungen, die Clay ausgestoßen hatte …
    Sie folgte Owen die Treppe hinauf, mit weichen Knien und müden Gliedern. Sie war allmählich wirklich ruhebedürftig.
    Die Tür zu Marylous Studio stand offen, und Owen fuhrwerkte darinnen herum. Das Zimmer war noch nie besonders aufgeräumt gewesen, aber jetzt war es ein einziges Chaos. Owen schnaufte wild und Mordlust sprach aus seinen Augen. So kannte sie ihn überhaupt nicht, und er kam ihr wie ein Fremder vor.
    »Der dreckige kleine Feigling«, schäumte er. »Mich bedrohen!« Aber sein Blick war nicht scharf, als habe er mit den Augen Probleme. »Der verdammte Bastard. Hinter aller Scheiße, die mir bisher im Leben widerfahren ist, hat er gesteckt! Und jetzt kommt er mir erneut in die Quere und versaut mir die ganze Sache.«
    Sie hatte inzwischen schon zuviel intus und war zu erschöpft, um etwas dazu zu sagen.
    »Diesmal zieh' ich ihm die Hammelbeine lang. Diesmal erwisch' ich ihn am Arsch.«
    Sie wollte gar nicht wissen, was Clay getan hatte. Wahrscheinlich hatte er etwas aus dem Zimmer genommen. Es war ihr egal. So ernst konnte es nicht sein.
    »Owen, wir sind beide müde. Komm, wir gehen schlafen.«
    Aber Owen hatte sich schon wieder verändert. Vollkommen ruhig sagte er: »Er hat meine Mutter umgebracht, weißt du …«
    Nein, nicht mehr … es war nicht

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