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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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halten. Mit einem guten Köder fängt man den Fisch. Vernünftiger Rat oder trügerische Hoffnung? Geld, viel Geld spricht eine eigene Sprache, die überzeugender ist als viele Worte.
    Als Clay um eine Ecke bog, sah er ein Telefonhäuschen und parkte den Wagen am Bordstein.
    Während er auf den Anschluss wartete, merkte er, daß ihm der kalte Schweiß auf der Stirn stand.
    »Ja?« Ihre Stimme klang leise und verloren.
    »Kimb.«
    »Clay!«
    »Kimb, habe ich dich geweckt?«
    »Mich geweckt? Verdammt, meinst du, ich kann jetzt schlafen? Wo zum Teufel steckst du?«
    Eine kalte Hand griff nach seinem Herzen. »In einer Telefonzelle. Ich mußte wissen, wie es dir geht …«
    »Wo bist du gewesen?«
    Er versteifte sich. »Kimb, hör zu, du muß mir vertrauen …«
    »Antworte mir. Wo bist du gewesen und was hast du unternommen? Geht es Starbright gut?«
    Das hätte Clay selbst gern gewußt, und bis er es erfuhr, würden noch Stunden vergehen, wenn nicht eine Ewigkeit. »Ich weiß nicht. Es ist noch zu früh.«
    »Du bist so lange weg!«
    Ein kaltes Messer drehte sich in seinem Inneren. »Kimberley, hör doch bitte zu …«
    »Würgst du etwa?«
    »Hör zu und halt den Mund.« Er umkrampfte den Hörer so heftig, daß ihn der Arm schmerzte. »Ich muß mit Mr. Raynolds reden und mich um Hotspur kümmern. Bernie hat die Morgenarbeit übernommen, doch jetzt bin ich dran. Ich …« Er brach ab. Er fröstelte. Wieso zum Teufel stand er eigentlich in einer Telefonzelle und versuchte ihr zu sagen, was er ihr einfach nicht sagen konnte, weil er sich nicht ganz sicher war. »Wenn ich die Sache für dich erledigen soll, muß ich es auf meine Weise tun.«
    »Tun? Was tust du denn?«
    »Ich komme heute abend.«
    »Heute abend? Es ist erst …« Ihr Ton war eisig geworden.
    »Du kommst jetzt sofort.«
    Die Kälte stand wie eine Mauer zwischen ihnen. »Ich komme, wenn ich erledigt habe, was ich muß.« Er schmiss den Hörer auf, daß er von der Gabel sprang und herunterbaumelte. Zum Teufel damit.
    Was er jetzt brauchte, war ein Drink. Er erinnerte sich der wohligen Wärme, die er im Inneren verbreitete. Erst die Beruhigung der bloßliegenden Nerven, dann ein Gefühl von Sicherheit und Wohlbehagen. Ob zu dieser frühen Stunde schon Bars geöffnet hatten? In den letzten sieben Jahren hatte Clay nur einen einzigen, schwachen Drink genossen, gestern, den ersten seit jener Nacht in Blue Ridge.
    Er mußte unbedingt einen Drink zu sich nehmen, um mit seinen sich fieberhaft überschlagenden Gedanken klarzukommen.
    Aber wenn er jetzt Alkohol trank … wenn er bei dieser Sache versagte, dann wäre er der Verlierer, selbst wenn Hotspur das Derby gewann. Dann würde er alles verlieren, was er hier erreichen wollte. Kimberley? Ja, die auch. Aber wenn ihm der Coup gelang …
    »Der Ritter in schimmernder Rüstung«, hatte Wyatt Slingerland ihn aufgezogen als er ihm seinen Plan unterbreitete. »Er prescht heran und rettet seine Herzensdame.«
    Jesus, er war sich wie ein Narr vorgekommen. Vielleicht war er einer.
    Aber keinen Alkohol. Nicht heute.
    Warum? Weil von ihm so viel abhing? Eigentlich mußte er, wie jeder vernünftige Mensch es täte, die Polizei benachrichtigen und berichten, was passiert war und was er vermutete, und seine Beweise auf den Tisch legen. Aber was hatte er denn für Beweise? Einen Briefbogen mit dem eingedruckten Kopf Marylou Wolforth, Hyattsville Road, Hyattsville, Kentucky. Mit getippten Buchstaben drauf: The quick brown fox jumps over the lazy dog. Der Schlüsselsatz, der alle im Erpresserbrief vorkommenden Buchstaben enthielt, getippt auf einer Maschine. Mit blauem Farbband, in einer Schrift, die so aussah wie die des Briefes. Aber traf das wirklich zu? Mr. Raynolds würde ihm helfen müssen. Aber er konnte sich seine Worte ungefähr vorstellen: Junger Mann, mehr als einen Verdacht haben Sie nicht. Was half die Abschrift eines Vertrags, die er in der Tasche hatte? Auf den ersten Blick drehte es sich um den Verkauf von Fireaway für acht Millionen Dollar, falls das Pferd Derbysieger wurde. Wieviel davon stand Owen zu? Gut, Sie haben also einen Verdacht und ein Motiv, aber das reicht nicht, Mr. Chalmers, würde der Anwalt einwenden. Es war auch möglich, daß Owen im Auftrag von Mrs. Rosser handelte, mit der er zusammenlebte. Vielleicht vertrat Owen ihre Interessen – auf seine Weise. Denn uneigennützige Taten waren Owen so fremd wie Kisuaheli. Er dachte immer nur an sich wie Toby: ›Die Welt ist ein Sauhaufen. Jeder

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