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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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Morgenarbeit?«
    Doch Clay Chalmers behandelte sie wie Luft und schwieg. »Sind Damen von der Presse bei diesem Kaffeeklatsch nicht erwünscht?«
    »Nein«, sagte Clay kurz angebunden.
    Wyatt wand sich vor Verlegenheit. »Tut mir leid, Jan. Das ist dienstlich.«
    Der männlich-chauvinistische Tonfall, mit dem sie aus dem Zimmer geschickt wurde wie ein Schulmädchen, paßte ihr überhaupt nicht. »Aha, Staatsaffären«, sagte sie mit gespielter Leichtigkeit und ging mit der Zigarette zur Schlafzimmertür. Dafür würde ihr Wyatt büßen, so oder so. »Wyatt, Liebling, ich werde erst schlafen, wenn du da bist. Lass dir ruhig Zeit. Dann darfst du mich über die Knie legen, weil ich ein böses Mädchen war.« Ihre Stimme triefte vor Freundlichkeit, dann verschwand sie wieder im Schlafzimmer.
    Mr. Clayton Chalmers, hinter deine Fassade komme ich auch noch, nur keine Angst. Sie schloß die Tür ostentativ, so daß das Einschnappen zu hören war, und setzte sich auf das Bett. Im Lotussitz – das würde ihn aufdrehen.
    In Gedanken ging sie nochmals die Begegnung mit dem berühmten und geachteten Supermann Graf Wyatt durch und mußte laut auflachen. Alle nackten Männer sahen irgendwie gleich aus, hilflos. Sie hatte sich sehr angestrengt, ihn zu erregen, und es fehlte ihr ja nicht an Erfahrung. Und er hatte ihn zweimal hochgebracht. Eigentlich dreimal, wenn man die Blasarbeit im Auto mitzählte. Phantastisch. Eine Runde hatten sie in der Normalstellung gevögelt, weil sie auf dem Bett gelegen hatte und nackt war. Und kurz danach, als ihr eingefallen war, wie sein Schwanz darauf angesprungen war, als sie im Auto von Versohlen gesprochen hatte, hatte sie ihn gefragt, ob er sie nicht versohlen wolle – flach auf dem Bett und ohne Gürtel oder so, oder über seinen Knien. Und er hatte noch mal einen Ständer bekommen. Was wirklich grotesk war: Als sie kopfüber auf seinen Knien drapiert war und seine Hand immer kräftiger auf ihr nacktes Hinterteil schlug, bis es brannte, hatte es auch sie ungemein erregt. Ihr fiel ein, wie früher ihr Vater das getan hatte, als sie ein Teenager war; allerdings war dabei nur ihr Hintern nackt gewesen. Als Wyatt dann soweit war und sie wieder bumsen wollte, hatte sie sein Bart an den Wangen oder an ihrer Spalte nicht gestört, im Gegenteil. Phantastisch! Der alte Bastard war unversehens auf eine Methode gestoßen – wie passend –, um sie zum Orgasmus zu bringen. Also würden die nächsten Nächte nicht nur der Pflichterfüllung, sondern ebenso dem Vergnügen dienen.
    Heute zahlte es sich bereits im nächsten Zimmer aus. Das sehr sensitive Mikrophon ihres eingeschalteten Bandgeräts – in der Tiefe ihrer Umhängetasche und durch die halbleere Zigarettenschachtel getarnt – nahm alles auf. Wenn die Story, über die die beiden da redeten, wirklich toll war, konnte es sich eigentlich nur um einen handfesten Skandal handeln, und dann hatte sich das Gerät, das sie aus eigener Tasche bezahlt hatte, mehr als amortisiert.
    Sie würde die Unterhaltung in aller Ruhe abhören können, sobald der alte Wyatt den Schlaf der Gerechten schlief. Oder sollte der geile Kerl noch ein viertes Mal können?
    ›Geblendet in Gaza.‹ Wer zum Henker hatte das geschrieben, aber was kümmerte es ihn? Blind. Blind. Der Zorn loderte in Clay wie brodelnde Lava. Wie konnte er nur so dumm, so kurzsichtig, so hirnrissig gewesen sein? Seine Wut richtete sich gegen Owen, aber ebenso gegen sich selbst, als er im ersten Morgenlicht mit dem Lieferwagen auf der verlassenen Landstraße fuhr. Warum hatte er ausgerechnet die Worte in dem Brief gewählt, Tobys Worte, die ihn mißtrauisch machen mußten: ›Schaukelpferd, Zaster‹.
    Sogar jetzt noch, als er die Gewissheit wie eine eiserne Faust im Magen spürte, konnte er es noch nicht recht glauben. Wieso fand er es immer noch so schwierig, Unaufrichtigkeit, Gier und Falschheit in seiner Umgebung zu erkennen? Wann wirst du endlich erwachsen, Clay Chalmers? Wie viele Jahre wirst du noch brauchen, dir selbst einzugestehen, daß dein älterer Bruder ein ausgemachtes Arschloch ist?
    Er überlegte, ob er nicht besser anhalten sollte. Sein Magen rebellierte so, daß er glaubte, kotzen zu müssen. Aber nicht doch! Er würde sich Owen schnappen. Aber nicht jetzt, denn wenn er jetzt auf Owen stieß, würde es zu Gewalttätigkeiten kommen, nach denen er zwar gierte, die aber Starbright nicht zurückbringen würden. Jedenfalls nicht gesund und munter.
    Er mußte sich an seinen Plan

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