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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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auf.
    Er schob sich in die Box und sprang dem Hund auf den Rücken. Seine Hände griffen nach der Kehle der Bestie und umklammerten sie mit Gewalt. Der Hund drehte unwillig den Kopf, ließ sein Opfer los und versuchte, sich sogleich auf den Angreifer zu stürzen. Der gewaltige Fang war weit aufgerissen, und von den Reißzähnen tropfte Blut.
    Wenn er losließ, war es um ihn geschehen. Der Hund würde sich sofort auf ihn stürzen.
    Clay verstärkte den Druck seines Griffes auf die Kehle des wütend knurrenden Tieres, dessen aufgerissener Rachen gefährlich dicht vor seinem Gesicht war.
    Er legte alle Kraft in den Würgegriff, das Knurren brach ab. Er rollte sich seitlich und sah aus dem Augenwinkel, wie der stöhnende und blutüberströmte Bernie freikam.
    Verzweifelt scharrten die Laufe des Hundes an Clays Körper, doch er lockerte die Umklammerung keinen Deut, im Gegenteil. Es ging um Leben und Tod. Clays Beine verkrampften sich, und seine Arme schmerzten. Atemnot ließ die Augen der Bestie aus den Höhlen quellen.
    Stirb, Köter, stirb!
    Noch einmal mobilisierte Clay die letzten Kraftreserven seiner müder werdenden Muskeln, biss ein letztes Mal die Zähne zusammen und drückte mit aller Macht die Kehle des verdammten Köters zusammen!
    Rote Kreise fingen an vor seinen Augen zu tanzen, und plötzlich merkte er, daß der Kampf vorbei war.
    Erschöpft rappelte sich Clay hoch, wie leblos hingen seine Hände am Körper herunter, als er gegen die Boxenwand torkelte, daß es donnerte. Während er um Luft rang, vernahm er zum ersten Mal die näher kommenden Geräusche, eine Sirene, Stimmen, Fußgetrappel, die Gesichter an der Boxentür wirkten wie versteinert.
    Clay blickte sich um. Elijah stand an die zitternde Flanke Hotspurs gedrückt und fuhr dem Pferd immer wieder begütigend mit der Hand über den Hals. Es war, als wolle der Schwarze mit dem Rappen verschmelzen, damit das Unheil ausgetrieben würde. Das Pferd war unverletzt, hatte keinen Kratzer abbekommen. Bernie hatte es gerettet, irgendwie.
    In der gesamten Stallgasse stampften und wieherten die erregten Vollblüter in ihren Boxen.
    »Schafft ihn in ein Krankenhaus, schnell«, rief er den Gaffenden zu. »Und holt einen Tierarzt.«
    »Schon unterwegs«, antwortete einer. Als Clay die Box verließ, machten die Leute ihm bewundernd Platz. Er sah einen jungen Arzt neben der Ambulanz, der gerade die Tür schließen wollte. »Ins Krankenhaus St. Elisabeth«, rief er ihm zu.
    Der gelbe Krankenwagen setzte sich langsam in Bewegung, beschleunigte und ließ die Sirene ertönen.

6
    Sie trat aus der Telefonzelle und fuhr im Lift auf Mollys Stockwerk. Die ganze Welt hatte sich für Brigid Tyrone verändert. Gleichgültig, wo sie war oder was sie sagte oder dachte, es geschah alles in einem Zustand völliger Fassungslosigkeit. Gregory McGreevey hatte gerade Bericht über Irish Thrall erstattet – es lief nicht besonders gut, aber es ging. Und der junge Kevin Hunter hatte Grüße ausrichten lassen. Sie wollte sie ausrichten, aber als sie in Mollys Zimmer kam, war es leer.
    Die Ärzte hatten ihr vergangene Nacht nur kurz gestattet, das Mädchen zu sehen, und jetzt war ihr Bett leer …
    »Ihre Nichte ist im zweiten Stock zu weiteren Untersuchungen.« Die Frau, die diese Auskunft gab, war Schwester Grace, eine blaßgesichtige Nonne mit fröhlichen Augen, die schon gestern sehr freundlich zu ihr gewesen war. War es wirklich erst ein paar Stunden her? »Röntgen und neurologische Tests, Mrs. Tyrone. Sie wissen ja, daß sie vorher unter Schock stand und unter Beruhigungsmitteln – und außerdem sind wir nachts nicht komplett besetzt in der Untersuchungsabteilung.« Schwester Grace lächelte ihr aufmunternd zu. »Im Erdgeschoß befindet sich eine Cafeteria und eine Kapelle im vierten Stock. Hinten im Gang finden Sie ein Wartezimmer.«
    Brigid nickte und versuchte ein Lächeln.
    »Wir müssen uns vergewissern daß auch wirklich nichts gebrochen ist und keine Nervenstränge verletzt wurden.« Sie schaute auf die Uhr. »Es kann noch eine Weile dauern.«
    »Danke, Schwester.« Brigid wollte durch die Tür, blieb dann aber stehen. »Ich warte lieber im Gang, damit ich da bin, wenn sie …«
    »Wir sagen Ihnen sofort Bescheid, sobald sie wieder auf ihr Zimmer verlegt wird.« Die Frau hatte ein warmes Lächeln, das unprofessionell und aufrichtig wirkte. »Im Wartezimmer liegen auch Zeitschriften aus, aber keine Rennmagazine, fürchte ich.«
    Im Augenblick hatte Brigid die Nase voll

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