Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
einem Alter von etwa sechs Jahren immer wieder missbraucht worden war. Mit acht Jahren dann hatte Schmelcher versucht, sich mit den Scherben einer eingeschlagenen Fensterscheibe das Leben zu nehmen. Als er ins Krankenhaus eingeliefert worden war, wurde er zwangsernährt und anschließend in diversen Heimen untergebracht, da seine Mutter es ablehnte, sich weiter um ihren Sohn zu kümmern. Er begann, an Katzen und Hunden Tötungsarten auszuprobieren. Das Quälen verschaffte seinem inneren Druck laut seinen Aussagen eine Erleichterung. Um im Heim nicht unterzugehen, ließ er sich durch die älteren Jugendlichen zu kleineren Straftaten überreden, bis er Jahre später Rebecca traf. Sie wurde schwanger von ihm, beide wollten eine Familie gründen. Danach gestaltete sich alles so, wie Falko Cornelsen und sein Team es bereits ermittelt hatten. Darüber hinaus stieß Cornelsen bei seinen weit zurückreichenden Ermittlungen auf einen Missbrauchsfall, bei dem ein Pfleger mehrfach Jungen in dem nahe der Einrichtung stehenden Baucontainer vergewaltigt haben sollte und die anderen Jugendlichen zwang, ihm hierbei zuzusehen. Laut den damaligen Vernehmungsprotokollen erklärten die Jungen übereinstimmend, er hätte für seine Taten immer eine kleine Flasche Sonnenblumenöl bei sich getragen. Nachgewiesen werden konnte, dass Markus Schmelcher zu dieser Zeit in der Einrichtung untergebracht gewesen war. Er tauchte jedoch in keinem Protokoll als Opfer auf. Ob er dennoch eines gewesen war, wollte er Falko Cornelsen gegenüber nicht bestätigen.
Wann und unter welchen Umständen Rebecca Ganter und Markus Schmelcher sich wiedergetroffen hatten, konnte Falko niemals klären. Ob Schmelcher es nicht sagen konnte oder wollte, war nicht zu ermitteln. Lediglich, dass sie eine Reinigung ihrer Seelen angestrebt hatten, wurde in den Gesprächen deutlich. Das, was Schmelcher den Zyklus genannt hatte, war der Wunsch gewesen, als Racheengel durch seine Taten das Gleichgewicht wiederherzustellen und Rebecca und sich selbst dadurch die Freiheit zu schenken.
Die späteren Ermittlungen der Düsseldorfer Polizei ergaben, dass Markus Schmelcher eine Baugenehmigung für ein großes Anwesen an einem Weiher beantragt hatte. Als Falko Cornelsen diesen Weiher erwähnte, fing Schmelcher während eines Gesprächs bitterlich zu weinen an. »Mein Paradies«, schluchzte er immer wieder.
Der Reitstall, in dem er die Frauen festgehalten hatte, war vor Jahren von seinem Stiefvater aufgegeben worden. Auf die Frage, ob auch dieser sich ihm genähert hätte, berichtete Schmelcher, dass dieser der Einzige gewesen sei, der ihm stets nur zu helfen versucht und mit der Adoption erstmalig das Gefühl vermittelt hatte, irgendeinen Wert zu besitzen. Als dieser einen viel zu frühen Krebstod erlitten hatte, geriet die Welt des damals vierundzwanzigjährigen Markus erneut ins Wanken. Nachdem seine Mutter schon kurz darauf wieder Männerbekanntschaften mit nach Hause gebracht hatte, fühlte sich Markus zum Handeln gezwungen.
Ohne dass er es je zugegeben hatte, wusste Falko Cornelsen, dass Schmelcher seine Mutter getötet hatte. Laut damaligem Autopsiebericht war sie aus ungeklärter Ursache ertrunken. Ein Einblick in die alten Akten ergab, dass die Frau genau in dem Weiher ums Leben gekommen war, für dessen nahe gelegenes Grundstück Markus Schmelcher die Baugenehmigung beantragt und das er sein Paradies genannt hatte.
Auf sein flehentliches Bitten hin wurde ihm Rebecca Ganters Uhr übergeben. Entgegen der Annahme handelte es sich nicht um das astrologische Sternbild Rebecca Ganters, was jedoch keinem der Kriminalbeamten aufgefallen war, denn sie war im Sternbild des Löwen geboren. Die Uhr mit dem auffälligen Widder-Zeichen hatte Markus Rebecca geschenkt, weil ihr gemeinsames Kind in diesem Sternbild zur Welt hätte kommen sollen.
Markus Schmelcher lebt noch heute in der Einrichtung und wird diese zeitlebens nicht verlassen dürfen.
Danksagung
Dieses Projekt, mein Falko Cornelsen, ist für mich etwas ganz Besonderes. Umso mehr möchte ich den Menschen danken, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen und es möglich machten, Falko zum Leben zu erwecken.
Einen herzlichen Dank an Kriminalhauptkommissar und Profiler Axel Petermann, der mir hilfreiche Tipps und Anregungen gegeben hat. Nicht nur, dass er sich die Zeit genommen hat, das Manuskript zu lesen und zu überprüfen. Ich durfte mir auch einige seiner Wesenszüge abgucken, die Falko nun hoffentlich diese
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