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Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Titel: Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael M. Bonelli
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lange, dass du wie wild daherflunkerst. Schön, dass du es jetzt sagt!« Für Johanna S. hat buchstäblich ein neues Leben begonnen. Nach einem Monat berichtet sie, dass ihr Leben so einfach geworden sei, weil sie jetzt jedem immer dasselbe erzähle.

ANALYSE: Notorische Lügner belügen sich zuerst selbst und blenden Kritik als »Verletzungen und Beleidigungen« weg, damit sie sich nicht mit der Wirklichkeit beschäftigen müssen. Oft ist damit auch eine Abwertung des Kritikers verbunden.
    Widerspruch zwischen innerer Hierarchie
und vorgeschobenen »Prinzipien«

    Die schon dargelegten Phänomene Perfektionismus, Ichhaftigkeit, Selbstwertüberhöhung, Narzissmus, Selbstempathie, Wehleidigkeit, Sentimentalität, Selbstmitleid, Abgrenzung, Lebenslügen und Selbstbetrug führen oft zu einer inneren Widersprüchlichkeit. Es entstehen Handlungen und Haltungen, die den eigenen Prinzipien zuwiderlaufen. Jeder Mensch lebt in einer – fast immer unbewussten – Hierarchie der Wichtigkeiten, die mehr oder weniger mit seinen eigentlichen, ihm bewussten »Prinzipien« zu tun haben. Manche Dinge sind ihm in der Realität wichtiger, andere fallen bei ihm eher unter »ferner liefen«. Je krasser der Widerspruch zwischen innerer Hierarchie und vorgegebener Werteordnung ist, umso mehr Selbstbetrug muss das System zusammenhalten. Bei Ebenezer Scrooge war das Geld unbewusst ganz oben auf der Liste, während seine Hochsensibilität vorgeschoben war. Geld bedeutete für ihn Glück – je mehr davon, umso glücklicher. Freilich war ihm seine Wertehierarchie nicht bewusst, sie war eine unbewusste Lebensrealität geworden. Und so hatte er letztlich das Geld sogar über die menschliche Liebe gestellt. Solange beide Werte vereinbar sind, laufen sie nebeneinanderher. Wenn sie aber in Konflikt geraten – wie es in dem Dialog mit der Verlobten passiert ist –, ist die Entscheidung vorprogrammiert. Das ist wie beim Kartenspielen: Ass schlägt König – Geld schlägt Verlobte.
    Viele Patienten sagen etwa ihrem Psychiater: Die Familie ist mir das Wichtigste. Und das glauben sie für sich auch. Sie sind ja gute, anständige Menschen! Aber dann tun sie alles für die eigene Karriere und lassen die Familie links liegen. Spricht man sie darauf an, antworten sie: »Aber ich mache doch all die beruflichen Anstrengungen nur für die Familie! Ich mache Karriere nur, um ein Haus zu bauen, damit meine Familie darin glücklich leben kann.« Klarer Fall von Selbstbetrug! Die Folge davon ist mitunter, dass der Mann alleine in seinem großen Haus sitzt, weil die Frau seine Abwesenheit nicht mehr ausgehalten und ihn verlassen hat. Die Frau hat den Selbstbetrug durchschaut und die tatsächliche innere Hierarchie des Mannes richtig eingeschätzt, die er sich nicht eingesteht. So wie die Verlobte Scrooges treffsicher diagnostiziert: »Ein goldenes Götzenbild hat mich verdrängt.« Das Aufdecken seiner unbewussten Motivationskette schmerzt ihn. Und später entlarvt sie auch noch seine Scheinheiligkeit: »Sie fürchten das Urteil der Welt zu sehr. Alle Ihre andern Hoffnungen sind in der einen aufgegangen, vor diesem engherzigen Vorwurf gesichert zu sein. Ich habe Ihre edleren Bestrebungen eine nach der andern verschwinden sehen, bis Sie ganz die eine Leidenschaft, die Gier nach Gold, erfüllte.« Es gibt viele solche tragischen Fälle, in dem ein Teilziel (Karriere, Geld, Macht) zum Endziel wird, weil das ursprüngliche Ziel des Lebens (z.B. eine glückliche Familie aufzubauen) aus dem Blick gerät. Dieses Verabsolutieren von Teilzielen basiert auf Selbstbetrug.
    In der inneren Hierarchie einer Familie kann die Mutter über der Ehefrau stehen oder der Sohn über dem Ehemann. Das ist eine Unordnung, die zu systemischen Katastrophen führt. Wenn ein Mann seine Mutter der eigenen Frau vorzieht und dies damit rechtfertigt, dass seine Mutter ihm das Leben geschenkt habe und er folglich alles für sie tun müsse, dann kann er sich nicht ändern. Erst wenn er erkennt, dass dieser Vorrang der Mutter auf einer tiefsitzenden Abhängigkeit beruht, kann es zu einem Aha-Erlebnis kommen. Rechtfertigung durch Umdeutung: Solange Laster Tugenden genannt werden, sind sie unheilbar.
    Wer heiratet, will bei der Hochzeit üblicherweise treu bleiben. Zuerst spielen die Bauchgefühle und Triebe mit, und alles erscheint einfach. Mit der Zeit wird es schwieriger, denn der Trieb ist nicht unbedingt das Treueorgan schlechthin und wendet sich oft neuen Zielen zu, wenn der Wille sich

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