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Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Titel: Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael M. Bonelli
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Monate jegliche Hilfsangebote und therapeutische Zuwendung ab (»Ich möchte nur in Ruhe gelassen werden und mich vor der hartherzigen Welt verkriechen.«) und kommt auch jetzt nur widerwillig und auf Drängen der Freundin. Renate W. macht sich nach wie vor selbst heftige Vorwürfe, weil sie so dumm gewesen sei, all die Jahre treu zu arbeiten, sich ausbeuten zu lassen und auch noch den eigenen Nachfolger auszubilden. Gleichzeitig erzählt sie von anhaltend quälenden Rachegedanken gegenüber der Chefin (»Sie sollte auch mal so leiden wie ich.«, »Ich könnte sie umbringen.«). Eigene Fehler kann sie weder sich selbst noch der Freundin, noch dem Therapeuten eingestehen.
Beim Ansprechen der Arbeitsplatzproblematik reagiert Renate W. mit emotionaler Entgleisung, bitterer Enttäuschung, Verletztheit und aggressiver Empörung. Andererseits zeigt die Patientin bei Ablenkung, zum Beispiel durch die Freundin, phasenweise einen ausgeglichenen, ja sogar fröhlichen Affekt mit guter Schwingungsfähigkeit. Beim Gedanken an Rache gegenüber der ehemaligen Chefin schämt sie sich zwar, grinst aber dennoch über das ganze Gesicht.
Das Besondere an dem kritischen Lebensereignis ist, dass Frau W. für sie unerwartet nach langer Tätigkeit in dem Seniorenheim gekündigt und ihre Stelle einem jüngeren Mitarbeiter übertragen wurde, den sie selbst ausgebildet und gefördert hatte. Bereits vor der Kündigung war sie wegen angeblicher grober Fehler als Küchenchefin abgesetzt worden. Darüber will sie sich nicht vertiefen. Die Freundin berichtet vertraulich, dass trotz mehrmaligen Erklärens seitens der Vorgesetzten Renate W. bis heute behaupte, ein klärendes Gespräch über die Gründe der Absetzung habe nie stattgefunden. In einer Verhandlung zwecks einvernehmlicher Gehaltsreduktion wurde die Patientin – nach Information der Freundin – ausfällig und aggressiv, was die Kündigung letztlich provoziert habe.
Die Freundin kann weiter berichten, dass in Renate W.s ersten Jahren im Seniorenheim sie sich mit großem Engagement, das fast an Aufdringlichkeit gegrenzt habe, unentbehrlich gemacht habe. Sie hätte zuletzt als selbstüberschätzend, arbeitsscheu und leicht überheblich gegolten, aber es habe trotzdem noch immer ein relativ gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern bestanden. Sie habe bereits früh im Leben die Erfahrung des Scheiterns gemacht, denn an vier verschiedenen Arbeitsstellen sei sie nach anfänglicher Zufriedenheit des Arbeitgebers gekündigt worden. Renate W. habe selber keinen Zugang zu dieser Realität und gebe in allen fünf Fällen den jeweiligen Arbeitgebern die vollständige Schuld.
Frau W. bezeichnet sich selbst als gutmütigen, freundlichen und geselligen Charakter, der oft zu vertrauensselig sei, sich für das Wohl anderer einsetze und gelegentlich ausgenutzt werde. Sie habe oft ihrem Beruf Familienaktivitäten und Sozialkontakte untergeordnet. Kritische Mitarbeiter hätten ihr aber – laut der Freundin – zuletzt nachgesagt, dass sie als Küchenleiterin im Umgang mit Kollegen ihre hohe Stellung betont und ihr gutes Verhältnis zur Chefin überschätzt habe. Auch im privaten Bereich hatte sie ihre Wichtigkeit im Seniorenheim betont: »Ohne mich geht dort gar nichts.«
Vor diesem Hintergrund wurde die Kündigung von der Patientin als eine schwere Kränkung empfunden, die ihr ganzes bisheriges Lebenswerk in Frage stellt. Sie meint, sie habe sich über Jahre für das Seniorenheim aufgeopfert, keine Überstunden und Mehrbelastungen gescheut und sich immer für das »gute Miteinander« der Kollegen eingesetzt. Sie habe Jungköche gefördert und nach besten Kräften ausgebildet. Jetzt verliere sie ihre Stelle an den eigenen »Nachwuchs«, da Jungköche wirtschaftlich besser einzusetzen seien, während ihre eigene jahrelange Arbeit herabgewürdigt werde. Durch die herabwürdigenden Äußerungen der Vorgesetzten und das passive Verhalten des Nachfolgers sowie ihrer anderen Mitarbeiter fühlte sie sich in dieser Situation gedemütigt und zutiefst enttäuscht (»Man entsorgt mich wie ein Stück wertlosen Müll und verbreitet Unwahrheiten.«).
Die sozialen Konsequenzen sind einschneidend: Sie kümmert sich nicht mehr um eine neue Anstellung, verlangt quasi als Kompensation der ungerechten gesellschaftlichen Verhältnisse eine Frührente, zieht sich völlig aus dem sozialen Leben zurück und beschäftigt sich fast nur noch mit ihren Haustieren. Seit der Kündigung grübelt sie viele Stunden am Tag mit heftigen

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