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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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du Belial in eine Verliererrolle zwingst.«
    Ich wusste, was Raniel damit hatte ausdrücken wollen. Mir oder vielleicht auch uns musste es gelingen, Belial zu einer Lüge zu verleiten, wobei er davon überzeugt sein musste, die Wahrheit gesprochen zu haben, denn ihn konnte man nicht bei einer Lüge erwischen. Er glaubte immer, die Wahrheit zu sprechen, denn seine Wahrheit war eben die Lüge.
    Das hatte ich schon mal geschafft, aber jede Auseinandersetzung läuft anders ab, und ich war noch nie in seine Welt eingedrungen, wie es jetzt der Fall war.
    Ich spürte, dass wir sie erreicht hatten, obwohl ich so gut wie nichts von ihr sah, denn die Sicht war mir genommen, weil sich um mich herum ein dichter Nebel ausgebreitet hatte.
    Ich wollte Raniel eine Frage stellen, aber der Gerechte war nicht mehr an meiner Seite. Ich sah ihn noch als Schatten in den Nebel eintauchen, wo er sich langsam auflöste.
    Jetzt war ich allein!
    Sehen konnte ich nichts. Auch nichts hören. Ich stand in dieser grauen Suppe und kam mir vor wie im November in London, wo der Nebel manchmal ähnlich dicht ist.
    Da brachte es auch nichts ein, wenn ich meine Leuchte hervorholte. Den Ausweg musste ich schon ohne Hilfsmittel finden, und so tat ich das, was alle getan hätten.
    Ich ging nach vorn. Immer der Nase nach, wie man so schön sagt. Ich hielt auch meine Arme vorgestreckt, um irgendwelche Hindernisse schnell ertasten zu können, was nichts einbrachte, denn ich konnte normal gehen, und das über einen Boden, der relativ glatt war. Zumindest stieß ich gegen keine im Weg liegenden Steine oder andere Hindernisse.
    Die graue, sich bewegende Flut glitt an mir vorbei. In ihr schienen sich zahlreiche Gestalten versteckt zu haben, die sich allerdings auflösten, je mehr ich mich ihnen näherte.
    Dann wurde es vor mir heller!
    Zuerst dachte ich daran, einer Einbildung erlegen zu sein. Wenige Schritte später bekam ich den Beweis, denn diese graue Suppe löste sich auf, und mein Blick erfasste erste Umrisse. Zumeist nur als Schatten, die sich vor mir ausbreiteten.
    Ich wurde vorsichtiger. Wenn ich den Nebel hinter mir gelassen hatte, konnte es durchaus sein, dass ich plötzlich ohne Deckung dastand und eine ideale Zielscheibe abgab. Raniel hatte mich in die Welt der Lügen hineingebracht, mir jedoch nicht erklärt, was mich dort alles erwartete.
    Ich schlich voran. Ich duckte mich. Das Kreuz hatte ich in meine Seitentasche gesteckt, und dann fiel mir auf, dass sich die Schatten bewegten. Dabei folgten sie keinen Regeln, sondern flogen in verschiedenen Richtungen durch die Luft.
    Vögel waren das bestimmt nicht. Ich gelangte zu dem Schluss, dass es sich um Engel handelte, die diese Lügenwelt unter ihrer Kontrolle hielten.
    Meine Sicht wurde freier.
    Ich sah sie.
    Sie sahen mich nicht, denn sie waren damit beschäftigt, über einer bestimmten Stelle ihre Kreise zu fliegen, als wären sie dort auf der Suche nach etwas Bestimmtem.
    Was sie finden wollten, wusste ich nicht, nur interessierte ich mich schon dafür, und es machte mir auch nichts aus, vollends ins Freie zu treten und mich zu zeigen.
    Die Umgebung war mir fremd, obwohl sie auf der anderen Seite auch menschlich aussah. Ich befand mich auf dem Grund eines Tals. In der Höhe an den Hängen hingen noch dicke Nebelstreifen, und auch hinter mir lag die graue Welt, die ich verlassen hatte.
    Einige Hütten standen hier, als sollten sie irgendwelchen Flüchtlingen Unterschlupf bieten.
    Ich suchte Belial!
    Er war nicht zu sehen. Ich ging jedoch davon aus, dass er hier war, denn die Gestalten, die durch die Luft flogen, mussten einfach zu ihm gehören. Es waren weder Vögel noch Menschen. Ich sah mich mit ungewöhnlichen Engeln konfrontiert, wie ich sie nie erlebt hatte. Ich kannte die Engel, ich kannte Raniel und Belial. Ich war mit Geistwesen konfrontiert worden, doch das stimmte hier alles nicht.
    Diese Engel waren graue, eigentlich nichtssagende Wesen. Wenn die Menschen sich die Engel so vorgestellt hätten, dann wären sie nicht über die Jahrhunderte hinweg so hochstilisiert worden, um als Schutzengel und Helfer der Menschen zu fungieren.
    Diese hier sahen aus wie große, flattrige Vögel. Aber es gab für mich keinen Grund, sie zu unterschätzen, wenn sie auf die Befehle eines Belial hörten.
    Sie kreisten über einem bestimmten Punkt. Wonach sie suchten, erkannte ich nicht, denn mir war die Sicht durch die Steinhäuser versperrt, die allesamt verfallen, grau und schmutzig aussahen.
    Manchmal stieß

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