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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der seine Beute mit großem Vergnügen präsentierte. Er hatte das bekommen, was er wollte, und er würde es nie mehr loslassen, nicht freiwillig.
    Belial lachte. Er genoss seinen Triumph, und dieses Lachen drang wie die Schneide eines Messers in meine Brust hinein.
    Hatte er mich gesehen? Reagierte er deshalb? Da ich keine Antwort erhielt, wollte ich mich zeigen. Noch stand ich in Deckung, sodass ich die anderen sah und sie mich nicht. Aber ich löste mich mit zwei langen Schritten aus dem Schutz der Hütte und stand jetzt frei.
    Belial musste mich hören. Er sollte mich hören. Mit scharfer Stimme schrie ich seinen Namen.
    »Belial!«
    Er kannte mich. Er hasste mich. Er wusste, dass ich ihm Niederlagen beigebracht hatte. Ich hatte ihn übertölpelt und mit seinen eigenen Waffen geschlagen.
    Mein Ruf zeigte Erfolg. Bisher war ich von einem fremden Leben umgeben, das änderte sich schlagartig, denn alles erstarrte jetzt. Auch die in der Luft schwebenden Engel zogen ihre Kreise nicht mehr. Wenn mich nicht alles täuschte, war mein Auftreten für die Gegenseite verdammt überraschend gekommen, selbst für Belial.
    Ich hätte mir gewünscht, dass er seine Beute vor Überraschung losgelassen hätte. Leider passierte das nicht. Er hielt Carlotta weiterhin fest.
    Er schrie mich mit meinem Namen an. Er schleuderte ihn mir entgegen. Ich streckte beide Arme vor und zeigte ihm meine Waffe.
    Belial verstummte. Er brauchte Sekunden, um sich zu fangen, ebenso wie die Engel, die ihre Flugbewegungen wieder aufnahmen. Diesmal unruhiger. Jetzt kamen sie mir wie Leibwächter vor, die ihren Herrn nicht im Stich ließen.
    »Lass sie los, Belial!«
    Er gab mir keine Antwort, was mich wunderte. Es konnte sein, dass er noch zu überrascht war, aber so richtig glaubte ich das nicht. Er starrte nur in meine Richtung, und ich gab ihm auch die nötige Zeit für eine Entscheidung.
    Ich hätte mein Kreuz einsetzen können. Ohne es allerdings zu aktivieren. Die Formel war kein Allheilmittel, nicht bei ihm, der so verflucht alt war und sogar versucht hatte, den Thron des Luzifer zu besetzen, wenn man den alten Sagen der Essener aus Qumran glauben sollte.
    Er hatte es nicht geschafft. Luzifer war stärker gewesen, und so musste Belial mit der zweiten Reihe vorlieb nehmen. Aber seinen Machtanspruch und den Willen, die Menschen zu unterdrücken, hatte er nicht verloren.
    »Nie, Sinclair, nie werde ich sie loslassen. Ich habe sie mir geholt. Ich werde sie zu meiner Gespielin machen, denn sie ist für mich ein besonderer Engel. Einer, wie es ihn nur einmal auf der Welt gibt, und so etwas soll und wird mir gehören.«
    Jetzt hatte auch Carlotta bemerkt, dass ich gekommen war, um ihr zu helfen. Sie rief meinen Namen.
    »John!«
    »Hör auf!«, brüllte Belial. »Er kann dir nicht helfen. Du wirst ihn sehen, ich zeige ihn dir gern, aber du wirst auch erleben, wie er stirbt. Und das vor deinen Augen.«
    »Nein, nein!« Es war schon ein Verzweiflungsschrei, den Carlotta abgab. »Du kannst mit mir machen, was du willst, aber lass John Sinclair leben, bitte.«
    »Nie!«
    Konnte ich es wagen? Schießen? Nein, es ging nicht, denn Belial trieb mit seiner Beute ein bestimmtes Spiel. Er warf sie in die Höhe, er fing sie wieder auf, und dann tat er etwas Schreckliches.
    Er brach ihr einen Flügel!
    ***
    Ich hatte das Gefühl, in Eis zu stehen. Damit konnte ich nicht rechnen, aber er tat es. Nicht schnell, sondern langsam und sogar genussvoll, wie ich leider feststellen musste. Es war furchtbar und nicht zu ertragen, und ich hätte Carlotta eigentlich schreien hören müssen, doch sie hatte sich unmenschlich unter Kontrolle. Nur ihrem Gesicht war anzusehen, welche Schmerzen sie spürte.
    Der Hass auf Belial steigerte sich bei mir noch. Er hatte seinen Spaß und verhöhnte Carlotta noch.
    »Jetzt kann sie versuchen, wegzufliegen!«, flüsterte er mit scharfer Stimme. Da es sehr ruhig war, verstand ich ihn sogar. In mir brannte etwas. Es war das Feuer, das allein der Hass schürte. Ich sah rot, ich wollte etwas tun und schätzte bereits die Höhendifferenz zwischen uns beiden ab, als sich Belial zum Angriff entschloss.
    »Tötet Sinclair!«, brüllte er seinen Helfern zu. »Macht ihn fertig! Und bringt mir seinen Kadaver...«
    ***
    Die Engel gehorchten. Es blieb ihnen nichts anderes übrig. Sie hatten ihren Widerstandswillen verloren, falls sie ihn je gehabt hatten. Aber sie hatten erlebt, was mit ihren Artgenossen geschehen war, als diese zu fliehen versucht

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