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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts getan. Ich dachte an mein Kreuz, das in der rechten Tasche steckte, aber er hatte meine Gedanken wohl an der Stirn abgelesen, denn er flüsterte: »Wenn du dich auch nur falsch bewegst, werde ich mit den Fingernägeln ihre Kehle zerfetzen. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Schon gut«, sagte ich und schaute in die Augen des Vogelmädchens, während der Blick des Lügen-Engels an mir vorbeistreifte. Wahrscheinlich schaute er zu, wie Raniel seine Helfer jagte, und es konnte für ihn kein Bild sein, das ihn erfreute.
    Der Kampf tobte noch immer. Ich entnahm es den Geräuschen hinter mir, doch sie waren irgendwie weit weg. Mich interessierte nur Carlotta. Verzweifelt stellte ich mir die Frage, wie ich sie aus Belial’s Klauen befreien konnte.
    Zuerst warf ich die Waffe weg!
    »Sehr gut!«, zischte Belial. »Ich sehe, dass du dich auskennst. Weiter so...«
    Er verhöhnte mich, aber er kurbelte zugleich auch meine Wut an – und die Kreativität.
    Wer ihn besiegen wollte, der musste ihn überlisten. Es gab eine Regel, die mir jetzt wieder durch den Kopf schoss. Belial musste zu einer Lüge verleitet werden, wobei er davon überzeugt sein musste, die Wahrheit gesprochen zu haben.
    Meine Spannung ließ nach. Ich konnte lachen, und dieses Lachen verunsicherte ihn.
    »Was ist los?«
    »Du hast gewonnen!«
    »Was?«
    »Ja!«
    »Du gibst auf?«, hechelte er.
    Ich nickte. »Ich sehe ein, dass du mir überlegen bist.«
    »Sehr gut, sehr gut – endlich. Aber was ist mit deiner kleinen Freundin hier?«
    »Was soll schon sein?«, gab ich achselzuckend zurück. »Carlotta gehört dir. Schau sie dir mal an. Passt sie in unsere Menschenwelt? Ich würde die Frage mit nein beantworten. Sie passt nicht hinein. Sie ist bei dir besser aufgehoben als bei uns. Und aus diesem Grunde kannst du sie behalten.«
    Belial überlegte. Ich dachte an die Szene zurück, die so ähnlich wie diese gewesen war. Da hatte er sich einen kleinen Jungen, ein Kind als Geisel geholt. Raniel und ich hatten ihn damals auch zu einer Lüge verleitet. Ich hatte sogar noch mein Kreuz aktiviert, was ich mir hier nicht getraute, weil er das Vogelmädchen töten konnte.
    »Du... du... willst sie nicht haben?«
    »Nein. Du magst sie doch. Sie ist dir nicht gleichgültig. Du brauchst sie...«Ich breitete die Arme aus, was er auch geschehen ließ, und drehte mich um, als wäre er für mich nicht mehr interessant. Ich wandte ihm meinen Rücken zu und konnte jetzt sehen, wie Raniel gegen die Engel kämpfte. Viele waren es nicht mehr, die meisten hatte er erledigt, dann konnte er sich um Belial kümmern.
    So lange musste ich ihn aufhalten.
    Ohne mich wieder umzudrehen oder Carlotta anzuschauen, sprach ich das Vogelmädchen an.
    »Frag ihn, ob er dich am Leben lassen will. Los, frag ihn...«
    Ich blieb stehen. Die nächsten Sekunden waren kaum mehr zum Aushalten, so sehr standen sie unter Spannung. Ich konnte nur hoffen, dass Carlotta das Spiel mitmachte.
    Reagierte sie? Hatte sie noch genug Vertrauen zu mir? Egal wie es auch war, es blieb ihr eigentlich keine andere Möglichkeit mehr.
    »Carlotta, frag ihn...«
    »Gut, John.« Die nächsten Worte galten Belial. Carlotta hatte sich sehr zusammengerissen, und sie stellte die Frage mit fast normal klingender Stimme.
    »Willst du mich am Leben lassen?«
    »Ja, das will ich!«
    Genau die Antwort hatte ich erwartet. Ich wirbelte herum. »Lüge, es ist eine Lüge, Belial. Wir haben dich bei einer Lüge erwischt. Du wirst sie nicht am Leben lassen. Deine Wahrheit stimmte nicht. Du hast sie verdreht, du hast sie...«
    Er brüllte mich an.
    Er schaute auf mein Kreuz, das ich hervorgeholt hatte. Jetzt war mir alles egal. Und so schrie ich ihm wieder einmal die Formel entgegen, die ihn vernichten sollte.
    »Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
    Jetzt, jetzt würde es geschehen. Es musste passieren. Das Licht sollte ihn zerreißen und...
    Es war da.
    Zusammen mit dem Schatten!
    Ich hörte mich schreien. Ich sah Belial durch die Luft wirbeln. Ich merkte die wahnsinnige Kälte, die nicht von dieser Welt stammte, und sah, dass sich Carlotta erhob. Ihr Hals war blutig, die Augen standen weit offen, aber sie lief auf mich zu.
    Und damit auf das Licht, das von meinem Kreuz abstrahlte, aber eine Armlänge später geblockt wurde, denn dort hatte sich die Gegenkraft aufgebaut. Die absolute Kälte. Das Nichtmenschliche. Das Unsichtbare, das trotzdem so grausam und gefühlskalt war, dass keine Menschen darin überleben konnten. Ich

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